Erkennen Sie sich in einem der skizzierten Typen wieder? Und wer wohnt wo in Stuttgart? Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leserfotograf zarabanda

Der Wunsch nach vier Wänden in der City ist groß - Stadtbezirke nach Typen unterteilt.

Stuttgart - Der neuen Lust auf Stadt will die Verwaltung bei neuen Baugebieten entgegenkommen. In einer Umfrage, an der sich 3128 Bürger beteiligten, wurden Lebensstile und Wohnwünsche ergründet. Ergebnis: Die 08/15-Wohnung mit klassischer Aufteilung ist wenig beliebt.

"Die Sehnsucht nach einem Wohnort in der Stadt ist eindeutig, doch die damit verbundene urbane Renaissance kein Selbstläufer", begründet Thomas Schwarz, Leiter des Statistikamts, die Ende 2008 durchgeführte Untersuchung. Aus Personalgrünen liegt die Auswertung erst jetzt vor. Da die gesellschaftliche Zusammensetzung sich nur langsam wandelt, schlägt die Verzögerung nicht zu Buche.

Mittelschicht in Stuttgart am stärksten

Welche Lebensführungstypen gibt es in Stuttgart, wie verteilen sie sich über das Stadtgebiet, welche Wohnungswünsche haben diese Menschen? Diesen Fragen gingen die Statistiker nach. Die größte Gruppe unter den neun Typen, die sich in ihrer Werteorientierung und im Verhalten (dem Lebensstyl) unterscheiden, stellt in Stuttgart die aufstiegsorientierte Mittelschicht (26 Prozent). In der Kategorie darüber ("Gehobene") stellen die Liberalen den größten Anteil (15 Prozent). Die unterste Gruppe führen die "Heimzentrierten" (14 Prozent) vor dem traditionellen Arbeitermillieu (sieben Prozent) an.

Das die Gruppen im Stadtgebiet unterschiedlich verteilt sind, die Konservativen sich also vor allem im Norden, Süden, Degerloch, Sillenbuch und Botnang finden, ist keine Überraschung. Die Liberalen haben ihre Hochburgen im Westen und der Stadtmitte. Alle Gruppen entwickeln zwar unterschiedliche Wohnwünsche, doch bei allen rangiert die jahrzehntelang gebaute Wohnung mit klassischer Zimmeraufteilung deutlich hinter der mit unterschiedlichen Grundrissen. Architekten und Bauträger sollten sich darauf einstellen.

Der Vergleich zwischen den Wunschgebieten und dem tatsächlichen Standort macht deutlich, dass mit Ausnahme der Aufstiegsorientierten alle Lebensführungstypen zu teilweise beträchtlichen Anteilen lieber in der Innenstadt wohnen möchten. Noch anziehender wirkt nur die Halbhöhe.

Erhebung wichtig für den Städtebau

"Die Studie ist für unsere Arbeit wichtig. Wir wollen mit kreativen und innovativen Strategien bei den großstädtischen Milieus ankommen", sagt Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD). "Die Zeit der Großsiedlungen ist vorbei", so Hahn. Es soll also mehr Vielfalt statt klassischem Zuschnitt geben.

Als größere Baugebiete will die Stadt in den nächsten sieben Jahren das AOK-Areal im Westen mit 200 Wohnungen 500 Einwohner, den Neckarpark in Bad Cannstatt (mit mindestens 450 Wohnungen für 1125 Einwohner), das Areal des heutigen Olgahospitals im Westen (200/500) und das des Bürgerhospitals samt alter Mercedes-Niederlassung (750/1875) entwickeln. Im gesamten Stadtgebiet soll es für bis zu 400 Wohnungen jährlich Fördergeld geben. Auch die Stadtentwicklungspauschale, die für die inneren Stadtbezirke und Bad Cannstatt gilt, soll von 1,15 Millionen Euro im Jahr auf 1,5 Millionen steigen. Daraus werden Spiel- und andere kleine Plätze bis zu Sitzbänken finanziert, und zwar "im engen Kontakt mit den Bezirksbeiräten", wie Hahn sagt. Auch die kleinen Investitionen "machen den Wohnstandort wertvoller", so Hahn.