Noch kostet das Kilo Brot in der Esslinger Bäckerei von Jürgen und Britta Bessey etwa drei Euro. Foto: Roberto Bulgrin

Die Preise für Energie und Weizen steigen – viele Bäckereien reagieren darauf mit Preiserhöhungen. Derweil gibt es in einigen Supermärkten wieder leere Regale. Wir erklären, welche Produkte betroffen sind.

Ein frisch gebackenes Brot vom Bäcker gehört gewohnheitsmäßig bei vielen in der Früh auf den Tisch. Künftig wird man für die beliebte Frühstückgrundlage jedoch tiefer in die Tasche greifen müssen – auch im Kreis Esslingen.

 

Denn alles, was der Verbraucher an Kostensteigerungen privat bemerkt, treffe derzeit auch die Bäckerei-Branche, sagt Frank Sautter, Geschäftsführer der Bäckerinnung Alb-Neckar-Nordschwarzwald, die auch den Kreis Esslingen umfasst. „Zum einen ziehen die Preise von Getreide und Mehl deutlich an“, sagt er. Derzeit liegt der Mehlpreis etwa 25 Prozent über dem des Vorjahres. Dazu kämen gestiegene Logistik- und Energiekosten und die Erhöhung des Mindestlohns. Was das für die Verbraucherpreise bedeutet, entscheide zwar jede Bäckerei selbst, aber irgendwann sei das Einsparpotenzial eines jeden Betriebs ausgereizt – und dann spüre es auch die Kundschaft.

Preise für Brot könnten im Laufe des Jahres weiter steigen

„Wir werden auf das Jahr verteilt die Preise um etwa 20 Prozent erhöhen müssen“, sagt etwa Britta Bessey, die stellvertretende Geschäftsleiterin der gleichnamigen Bäckerei in Esslingen. Ein Kilogramm Mischbrot, für das man jetzt noch circa drei Euro zahlt, werde also gegen Ende des Jahres wohl um die 3,60 Euro kosten. Der gestiegene Weizenpreis sei dabei für die eher kleine Bäckerei weniger der Grund als die Strom- und Gaspreise. „Das ist ein riesiger Batzen an Mehrkosten“, sagt sie. Es bleibe daher nichts anderes übrig, als die Kosten zukünftig auf die Preise umzulegen. In der Bäckerei und Konditorei Stolle mit insgesamt vier Filialen im Kreis Esslingen sei das Kilogramm Brot bereits jetzt wegen gestiegener Kosten um 30 bis 50 Cent teurer geworden, berichtet Mitarbeiterin Sandra Piller. Die Kunden hätten dies auch bemerkt, beschwert habe sich bisher aber noch keiner.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: So gehen Verbraucher im Kreis Esslingen mit den Spritpreisen um

Durch den Ukraine-Krieg steigen vor allem die Energiepreise. Aber auch Weizen wird immer teurer. Folgen des Kriegs sind die bisherigen Preisanpassungen in vielen Bäckereien allerdings noch nicht. „Die Rohstoffpreise sind bereits im vergangenen Jahr wegen Lieferengpässen und Ernteausfällen stark gestiegen“, sagt Jörg Zoller, einer der Geschäftsführer des Backhauses Zoller mit 25 Filialen in den Kreisen Esslingen und Göppingen. Dass es zu einer drastischen Erhöhung der Energiepreise kommen würde, sei schon länger bekannt. Aus diesen Gründen und wegen tariflicher Lohnanpassungen „haben wir bereits Anfang des Jahres die Preise unserer Backwaren im Schnitt um fünf Prozent erhöht“ sagt er. Die meisten Kunden hätten Verständnis gezeigt, aber es habe auch kritische Stimmen gegeben.

Versorgungsprobleme werden ausgeschlossen

„Bei uns wurden die Preise ebenfalls etwas angepasst“, sagt Christian Schultheiß, der mit seinem Cousin Frank Schultheiß die gleichnamige Stadtbäckerei mit Sitz in Ostfildern und mehr als 20 Filialen in der Region führt. Die Folgen des Kriegsausbruchs, gerade mit Blick auf den Weizenpreis, seien dabei noch nicht einberechnet worden. „Nun heißt es, die Entwicklungen der kommenden Monate zu beobachten, und dann muss entschieden werden, ob weitere Preissteigerungen notwendig sind oder nicht“, sagt er. Von Lieferengpässen war in keiner der befragten Bäckereien im Kreis die Rede. „Fast alle Betriebe in Deutschland beziehen ihr Mehl und Getreide regional, also nicht aus der Ukraine oder Russland. Versorgungsprobleme sind daher eigentlich ausgeschlossen“, sagt Frank Sautter von der Bäckerinnung.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Welche Lebensmittel jetzt knapp werden könnten

Speiseöl und Mehl werden wegen erhöhter Nachfrage knapp

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs machen sich derweil auch in den Supermärkten bemerkbar. In einigen Filialen – auch im Kreis Esslingen – sind die Mehl- und Speiseölregale zum Teil leer gefegt. „An der Verfügbarkeit der Produkte liegt dies allerdings nicht“, betont Fabian Klingenfuß, Prokurist der Edeka-Sigel-Filialen, die auch im Kreis Esslingen vertreten sind. Der Grund für die leeren Regale sei, dass die Nachfrage nach diesen speziellen Produkten in den vergangenen Tagen plötzlich und recht unerwartet angestiegen ist – insbesondere bei den Discount-Marken. „Wegen einiger Medienberichte entstand wohl der Anschein, dass Mehl und Öl knapp werden könnten. Die Kunden kaufen also mehr als gewöhnlich“, vermutet Klingenfuß. Die dann leeren Regale würden die Befürchtungen einiger Kunden, dass es bald kein bezahlbares Mehl und Öl mehr gibt, nur noch verstärken, vermutet er. Es sei wie eine Spirale. Um aus dieser wieder rauszukommen, werden in den betroffenen Edeka-Filialen nun Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass nur noch eine bestimmte Menge dieser Produkte gekauft werden darf, berichtet der Prokurist.