Der Umgang mit dem Computer gilt als selbstverständlich - für viele ist er das aber nicht. Wer sich auch im Erwachsenenalter weiterbildet, kann unter Umständen noch vieles lernen. Foto: dpa

Die Weiterbildung zu fördern ist wichtige Aufgabe von Wirtschaft und Gesellschaft, meint Bildungsredakteurin Maria Wetzel. Wer in unserer hoch technisierten Wissensgesellschaft offen ist für lebenslanges Lernen, ist oft beruflich erfolgreicher und lebt gesünder.

Stuttgart - „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, sagt ein deutsches Sprichwort. Dass das glücklicherweise nicht stimmt, kann jeder erfahren und überprüfen. Auch in fortgeschrittenem Alter lassen sich neue Sprachen, ein Instrument oder eine neue Sportart erlernen, allerdings braucht es mehr Zeit. Und kaum jemand, der vor Jahrzehnten oder auch vor einigen Jahren eine Ausbildung oder ein Studium beendet hat, arbeitet noch so wie bei seinem Berufseinstieg.

Der Einzug von Computern hat die Arbeitswelt in den vergangenen Jahrzehnten völlig verändert – dank privater, betrieblicher und öffentlicher Weiterbildung konnte ein Großteil der Bevölkerung Schritt halten.

Auch diejenigen, die jetzt und künftig ins Berufsleben einsteigen, werden Neuerungen erleben, die teils nicht absehbar sind – von den gesellschaftlichen Veränderungen ganz zu schweigen. Wie flexibel und lernfähig der Homo sapiens ist, zeigt sich daran, dass sich unter verschiedensten Bedingungen – in Wüsten wie in Kältezonen etwa – Menschen angesiedelt und auf die jeweilige Umwelt eingestellt haben.

Beruflich erfolgreicher und zufriedener

Auch – und gerade – in unserer hoch technisierten Wissensgesellschaft ist lebenslanges Lernen unerlässlich. Wer das tut, ist oft beruflich erfolgreicher und zufriedener und lebt gesünder.

Das wissen die meisten. Jeder Zweite im erwerbsfähigen Alter in Deutschland hat 2014 eine Weiterbildung besucht, meldete Bundesbildungsministerin Johanna Wanka kürzlich erfreut – ein neuerlicher Anstieg.

Wer wirtschaftliche und politische Stabilität, Wohlstand und Demokratie sichern will, kann sich darauf aber nicht ausruhen. Wegen des Geburtenrückgangs werden in vielen Bereichen Fachkräfte fehlen. Ein Teil des Bedarfs wird nur durch weitere Einwanderung zu decken sein. Allerdings müssen die Verantwortlichen in Staat und Wirtschaft noch mehr dafür tun, dass auch diejenigen, die hier leben, besser qualifiziert werden.

Ein Fünftel der Schüler in Deutschland zählen zur Risikogruppe

Internationale Schülervergleiche wie die Pisa-Studie zählen bis zu ein Fünftel der Schüler in Deutschland zur sogenannten Risikogruppe – die 15-Jährigen lesen, schreiben und rechnen so schlecht, dass sie ohne zusätzliche Unterstützung kaum eine Ausbildung schaffen.

Nicht viel besser sieht es bei den Erwachsenen aus. Nach der Leo-Studie der Universität Hamburg im Jahr 2011 sind ein Siebtel der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland sogenannte funktionelle Analphabeten, das heißt, sie können kaum lesen und schreiben und sind dadurch beruflich wie auch privat deutlich eingeschränkt.

Manche der Betroffenen haben die Schule nur relativ kurz besucht, die meisten aber haben diese Kulturtechniken nie richtig gelernt, obwohl sie das deutsche Schulsystem durchliefen.

Analphabetismus wird häufig „vererbt“

Wer aber Bildung vor allem mit Frustration und Demütigung verbindet, ist oft schwer fürs Weiterlernen zu gewinnen. Nötig sind leicht zugängliche Angebote, die Betroffene motivieren, weil sie selbst und ihre Familien davon profitieren.

Denn Analphabetismus wird häufig „vererbt“ – nicht nur, weil Eltern ihren Kindern nicht helfen können, sondern auch, weil sie diesen bewusst oder unbewusst ihre negative Einstellung zur schulischen Bildung weitergeben und damit früh die natürliche Freude der Kinder am Lernen und Entdecken blockieren können.

Alle Gruppen der Gesellschaft zu erreichen wird nur gelingen, wenn sich die Bildungseinrichtungen öffnen – das gilt für Kindergärten, Schulen und Hochschulen, aber ebenso für die Weiterbildungsträger. Eine Schlüsselrolle haben die Arbeitgeber: Anerkennung – auch in Form von Weiterbildung – motiviert – und ist bestens geeignet, um gute Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.