Vor fast 20 Jahren hat Mary Kling die Hospizgruppe gegründet. Als traurig empfindet sie ihre Arbeit nicht. Foto: Marta Popowska

In einer Serie stellen wir Lebenshilfen im Stuttgarter Norden vor. Der vierte Teil widmet sich der ambulanten Hospizgruppe in Zuffenhausen. Die Ehrenamtlichen stehen Sterbenden und deren Angehörigen zur Seite.

Zuffenhausen - Manche Menschen brauchen das Gespräch, andere nur einen schweigenden Begleiter, der am Bett sitzt und sie spüren lässt, dass sie nicht allein sind. Aber auch für Angehörige ist die Ambulante Hospizgruppe in Zuffenhausen eine wichtige Anlaufstelle. Denn manchmal brauchen diese auch jemanden, der ihnen hilft, den Schmerz auszuhalten, weiß Mary Kling. Seit bald zwei Jahrzehnten begleiten sie und ihr Team Sterbende und deren Angehörige in dieser oft schweren Zeit.

Mary Kling kann sich noch gut an eine Frau erinnern, die sie einst begleitet hat. Gesprochen wurde nicht. „Sie hat aber immer aus einem Auge rausgeschaut, ob ich noch da bin“, erzählt Kling. Im vergangenen Jahr besuchte sie eine andere Dame in einem Altenheim, die wieder gesund wurde. „Das gibt es auch. Dann macht man eine Pause“, sagt sie. Manchmal schmeißt ein Betroffener seinen Besucher auch wieder raus. Doch ein zweiter Besuch muss sein. Denn häufig, so erleben es die Begleiter, ist ihre Anwesenheit dann doch erwünscht.

„Viele Menschen müssen schweigen lernen“

Um der vielseitigen und fordernden Aufgabe als Sterbebegleiter gewachsen zu sein, bedarf es einer umfangreichen Ausbildung. „Zuallererst muss man sich mit seinen eigenen Gedanken auseinandersetzen“, sagt Mary Kling. In einem Zeitraum von ungefähr einem dreiviertel Jahr lernen die angehenden Sterbebegleiter alles Nötige über Sterbephasen, wie mit demenziell erkrankten Menschen umzugehen ist und wie Kommunikation und Gesprächsführung sowie nonverbale Kommunikation funktionieren. „Viele Menschen müssen schweigen lernen“, betont die Hospizfrau. Denn am Bett zu sitzen und nichts zu sagen fühle sich für viele ungewohnt an, es sei aber wichtig.

Bekommt die Hospizgruppe eine Anfrage, dann macht Mary Kling in der Regel den Erstbesuch. Anschließend schaut sie, wer aus ihrem derzeit 18-köpfigen ehrenamtlichen Team passen könnte. Manchmal sind die Begleiter jeden Tag gefragt, manchmal besuche man Betroffene nur einmal in der Woche. Sehr häufig würden aber auch Angehörige einen der Ehrenamtlichen benötigen. Die einen brauchen jemanden zum Reden, andere jemanden, der mit am Bett sitzt und „mit aushält, was aussieht, als könnte man es nicht aushalten“. Auch sei Familienmitgliedern wichtig, dass jemand da ist, wenn sie aus dem Haus müssen. Traurig sei ihre Arbeit nicht. Im Gegenteil: „Ich bin von Herzen gerne Hospizfrau. Ich fühle mich als reich beschenkter Mensch, schon immer“, sagt Kling, die zudem nicht müde wird, auch in Pflegeheimen für ihre Arbeit zu werben. Denn nur selten würden sich diese oder Pflegedienste bei der Hospizgruppe melden. Dabei höre sie nicht selten den Satz: „Ich hätte sie früher gebraucht.“ Kling wünscht sich, dass Menschen sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinandersetzen. „Damit die Leute wissen, wann sie uns brauchen“, sagt sie.