Schlechte Ernährung, Alkohol, Rauchen: wie alt man wird, hat mehr mit dem Lebensstil als mit dem Geschlecht zu tun. Foto: picture alliance //pa

Männer sterben früher als Frauen. Im Südwesten ist der Unterschied aber weitaus geringer als in Ostdeutschland. Die Gründe dafür überraschen.

Frauen leben in Deutschland etwa fünf Jahre länger als Männer. Doch in Süddeutschland ist der Abstand viel geringer als etwa in Ostdeutschland. Das zeigt eine Studie von Forschern aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Erstmals wurden dafür auch die Todesursachen berücksichtigt. Zudem haben die Forscher verglichen, wie sich der Abstand bei der Lebenserwartung seit Mitte der 90er Jahre entwickelt hat. Auch hier gibt es deutliche regionale Unterschiede.

 

Die Karte zeigt, wie stark sich die Lebenserwartung von Frauen und Männern unterscheidet. Je dunkler eine Region eingefärbt ist, desto größer der Unterschied. Klicken Sie auf eine Region für Details.

Im Nordosten haben Frauen eine fast sieben Jahre höhere Lebenserwartung, im Süden beträgt der Unterschied eher vier Jahre. In der Region Stuttgart ist er bundesweit mit am niedrigsten; nur in München und einigen bayerischen Regionen liegen die Werte von Männern und Frauen noch dichter beisammen.

Herzschrittmacher und Zigaretten

Insgesamt wird die geschlechterbedingte Lücke seit 1996 überall kleiner. Die Autoren der Studie erklären das einerseits mit Herzschrittmachern, die das Leben vieler Männer verlängert haben. Ein zweiter wichtiger Grund sei das Rauchen: Bei Frauen steigt die Raucherquote anders als bei Männern noch, weshalb mehr Frauen etwa an Lungenkrebs erkranken. Zudem arbeiten heute mehr Frauen als früher, deshalb nähern sich die jobbedingten Gesundheitsrisiken an. Die Auswertung hat Daten bis 2019 betrachtet. Eine am Mittwoch ebenfalls vom BiB vorgestellte Untersuchung zeigt zudem, dass infolge der Coronapandemie die Lebenserwartung bei Frauen etwas stärker zurückgegangenen ist als bei Männern.

„Nur ein kleiner Teil der Unterschiede zwischen Männern und Frauen kann auf biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückgeführt werden“, schreibt das BiB in einer Pressemitteilung zur Studie. Wichtiger seien der Lebensstil sowie die Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten.

Ein Problem Ostdeutschlands?

Ebendiese Faktoren unterscheiden sich innerhalb Deutschlands – ebenso wie die wirtschaftliche Lage. „Florierende Großstädte ziehen durch ihre guten Jobmöglichkeiten eher gesunde und qualifizierte Bevölkerungsgruppen an“, sagt der BiB-Forscher Markus Sauerberg. Diese Gruppen haben insgesamt eine höhere Lebenserwartung, außerdem ähnele sich bei Hochqualifizierten der Lebensstil von Frauen und Männern stärker.

Die starken Ost-West-Unterschiede sind auch von anderen Untersuchungen immer wieder bestätigt worden. Das hat mit der höheren Raucherquote zu tun, ebenso mit zu wenig Vorsorge und Früherkennung im Nordosten. Während der Coronapandemie ist die Lebenserwartung im Osten zudem stärker zurückgegangen.

Die vom BiB so bezeichneten „vermeidbaren Todesfälle“ seien aber kein rein ostdeutsches Problem. Sie träten auch in „von wirtschaftlichem Strukturwandel geprägten Regionen in Westdeutschland“ verstärkt auf, so das Institut – zum Beispiel in Ostfriesland, dem Ruhrgebiet oder dem Saarland.