Die vierteilige Serie symbolisiert sein Leben: Ulrich Wendorff in seinem Kelleratelier in Rohr. Foto: Sabine Schwieder

Der gebürtige Hesse Ulrich Wendorff aus Stuttgart-Rohr gestaltet seine künstlerischen Arbeiten mit einem Augenzwinkern.

Rohr - Wenn der Hund einen Hut trägt und die Katze eine Brille, dann ist das Werk meist von Ulrich Wendorff. Der Künstler aus Stuttgart-Rohr, seit langem Mitglied beim Kunstverein Kultur am Kelterberg, ist ein humorvoller Mensch, und das soll sich auch in seinen Arbeiten spiegeln.

Er habe immer sehr viel Glück gehabt, betont der 1944 in Wetzlar an der Lahn geborene Wendorff, der auch nach 50 Jahren in Stuttgart-Vaihingen den hessischen Tonfall nicht abgelegt hat. Der 74-Jährige erzählt gerne und wortreich aus seinem Leben und kramt in Erinnerungen an die Jugendjahre. Die waren beileibe nicht so leicht, wie es klingen mag: der leibliche Vater im Krieg gefallen, die Mutter eine Witwe mit Geldsorgen. Den Namen hat er von seinem Stiefvater, der den Jungen adoptiert hat. Wendorff und seine Frau Jacqueline, eine Französin aus Lyon, haben die Tradition fortgeführt: neben den 1968 geborenen Zwillingssöhnen haben sie ein Mädchen aus Korea adoptiert.

Als Autodidakt im Kreativbereich tätig

Die Begabung zum Zeichnen und Malen zeigte sich früh, doch unter den damaligen Lebensumständen kam eine künstlerische Ausbildung nicht in Frage. Auch die Schule war kein reines Vergnügen: immer wieder scheiterte Wendorff an der Mathematik. An einer Mitgliederausstellung am Kelterberg beteiligte sich der Künstler mit der Arbeit „Zahlenspiegelei“: vier Spiegeleier, mit Zahlen versehen. Im Rückblick könnte dies als eine Auseinandersetzung mit der verhassten Materie gelten.

Wendorff empfindet sich dennoch als ein Glückskind. Als Autodidakt brachte er sich die nötigen Kenntnisse selbst bei. Bis auf eine Lehre als Schaufenstergestalter und später als Plakatmaler gab es keinen Unterricht, aber eine lange, erfolgreiche Berufstätigkeit im Kreativbereich. Nach diversen Stationen in Hessen und Westfalen landete Wendorff eher zufällig in Vaihingen, wo er 35 Jahre lang in der Herstellung von Schaufenster-Werbemitteln tätig war. Diese Arbeit als Grafik-Designer hat er geliebt, denn so konnte er sein Hobby zum Beruf machen.

Vier Drucke symbolisieren das Leben

Seit seiner Pensionierung hat der Künstler wieder mehr Zeit für das kleine Atelier an der Waldburgstraße. Eine Serie von vier Drucken an der Wand symbolisiert dort seinen Lebensweg: die Kinder, die Staffelei, die Ehefrau oder Boulekugeln in Frankreich. „Und immer wieder die Kaffeetasse“, schmunzelt er: den gibt es im Hause Wendorff zu jeder Tages- und Nachtzeit.

In einem Regal finden sich zwei Ordner voll mit Tierbildern: Hunde mit Bowlerhut, Katzen mit Brille, ein Gorilla mit der Überschrift „Is was Hasie?“ und nicht zuletzt der berühmte Dürer-Hase – mit Schirmmütze. Woher kommt diese Vorliebe für Tiere, die er oft mit Signets wie denen von Städten oder Fußballvereinen versieht? Es begann damit, dass die Schwester eine Zucht aufmachte. Wendorff fotografierte die Hunde, zeichnete sie nach, kopierte sie auf Zeichenkarton, kolorierte sie mit der Lupe in der Hand und setzte mit der Spritzpistole Lichtreflexe. So fand er zu einer Art Markenzeichen.

Der Wasserhahn speit einen rechteckigen Silberstrahl

In seinem Wohnzimmer zeigt Wendorff eine Collage mit blauem Himmel, einem kippenden Stuhl, die obligatorische Kaffeetasse schwebt in der Luft, ein Vogel flattert mit weißen Flügeln, Kalenderblätter tanzen über das Bild. Eine Spielerei, ein Gag. Die sechs schlichten, schwarz-weißen Motive an der Wand darüber zeigen Gegenstände, die in der Bearbeitung des Künstlers eine besondere Schönheit entfalten: die Lokomotive drückt Kraft aus, der Wasserhahn speit einen rechteckigen Silberstrahl, Sicherheitsnadeln hängen wie an einer Wäscheleine, eine Gruppe von Mikrofonen wartet auf den Auftritt. „Es geht immer um den Effekt“, sagt Wendorff dazu.