Im Garten in der Gartenstraße begegnen sich die Skulpturen von Heidi Liebau. Foto: Sabine Schwieder

In ihrem Atelier entstehen farbstarke Gemälde mit schmalen Figuren, im Garten stehen filigrane Skulpturen: Heidi Liebau, Mitglied von Kultur am Kelterberg.

Vaihingen - Die schmalen, schwarzen Figuren wirken vor dem leuchtend roten und blauen Hintergrund wie Tänzer, die vom Wind in Bewegung gebracht wurden. Das ist kein Zufall, denn ihre Urheberin, Heidi Liebau, kommt vom Tanz und war nicht immer Bildende Künstlerin. Erst spät kam sie zur Leinwand und mittlerweile auch zur Bildhauerei. Die Vaihingerin teilt sich im Haus ihrer Großeltern ein Atelier mit ihrem Partner Peter Haußmann. Beide sind Lehrer und Mitglieder im Kunstverein Kultur am Kelterberg.

In ihren Kindertagen war der heute gemeinsame Arbeitsbereich noch eine Scheune. Allzu viel Platz ist hier nicht, doch die Gefahr, sich in die Quere zu kommen, ist klein, zumal sich Heidi Liebau mehr und mehr mit der Bildhauerei beschäftigt. Der große Garten ist geschmückt mit etlichen ihrer Figuren, auch sie schmal und filigran.

Zur Kunst kam die Künstlerin vergleichsweise spät, erst während des Studiums in Tübingen, wo sie zunächst Sport auf Lehramt studierte und später ein Pädagogik-Studium absolvierte. Bei der Tanzausbildung, die zum Sportstudium dazugehört, machte sie erste Erfahrungen mit der Verbildlichung von Bewegungen. „Wir haben Gedichte getanzt und Musik verbildlicht“, erinnert sie sich. Erst von diesen bewegten Bildern sei sie zur Kunst gekommen. Als Kind habe sie sich lieber in der Natur aufgehalten als gemalt. Ob Ausdruckstanz oder Pantomime – sie mag die unterschiedlichen Möglichkeiten, sich auszudrücken, sagt Heidi Liebau.

Die Liebe zu Beton ist geblieben

Erste Kurse in Norddeutschland und in Dänemark legten die handwerklichen Grundlagen. Zur Zeit ist Heidi Liebau begeisterte Teilnehmerin eines Bildhauereikurses bei Birgit Feil am Kelterberg. Im Hauptberuf unterrichtet sie an einem sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Ludwigsburg Pädagogik und Psychologie. Anfang der 1990er-Jahre hat sie sich für die Akademie für Bildungsreform damit beschäftigt, Schulgelände umzugestalten, zum Teil gemeinsam mit Jugendlichen. „Zu der Zeit habe ich mich viel mit Kunst im Raum beschäftigt, und die Liebe zum Beton hält bis heute an“, erzählt sie.

Beruf und Kunst gehen in ihrem Leben Hand in Hand: In ihren Arbeiten strebt Heidi Liebau an, Themen wie Entwicklung oder Übergang oder Begegnungen zu abstrahieren und in Bildsprache zu übersetzen. Daher sei auf ihren Arbeiten nie viel zu sehen: „Es geht darum, zu einem Kern vorzudringen.“

Bestes Beispiel dafür ist ihr Gemälde „Übergänge“, mit dem sie sich an der jüngsten Mitgliederausstellung am Kelterberg beteiligt hat. Vier schmale, schwarze Figuren bewegen sich in einer undefinierbaren Landschaft, in der die Farben von tiefem Blau zu leuchtendem Rot übergehen. Drei Vorstufen dazu hängen an der Querwand des Ateliers, die „Strichmännle“, wie sie sie nennt, in wechselnden Zusammenstellungen. „Ich mag dazu keine Geschichten vorgeben“, sagt Heidi Liebau: Es gehe um die Übergänge der kräftigen, warmen Farben und um Zwischenstadien. Zugleich könne sich der Titel auf die Menschen und die Frage beziehen, wie sie sich durch das Leben bewegen.

Drehen und Wenden

In einer anderen Serie hat sie unterschiedliche Lebenswege dargestellt, die sich durch ihre Bilder schlängeln. Von ihren Reisen in die Bretagne oder zum Gardasee sind gelegentlich Erinnerungen an weiße Häuser mit dunklen Dächern zu erkennen, klein und eher am Rand dargestellt. Eigentlich aber möge sie ihre rein abstrakten Bilder lieber, gesteht die Malerin: Man könne sie drehen und wenden und immer mal wieder anders kombinieren.

Ihre jüngste Leidenschaft gilt der Arbeit mit Beton oder Acrystal. „Da experimentiere ich noch“, sagt Heidi Liebau, „aber ähnlich wie bei den Figuren auf den Gemälden geht es bei den Skulpturen um Begegnungen“. So treffen draußen im Garten feingliedrige Paare aufeinander – und im Gras sitzen ein paar rundliche graue Glücksschweine. Eine Erinnerung an den bäuerlichen Ursprung des Künstler-Anwesens an der Gartenstraße.