Carmen Leuze (l.) und Elke Koch zünden etliche Kerzen an. Foto: Judith A. Sägesser

Alle Jahre wieder gibt es lebendige Adventskalender. Zwei Familien aus Plieningen zeigen, was dafür zu tun ist.

Plieningen - Die Kalenderzutaten stecken in Kisten und Tüten im Flur. Noch eine Stunde bis die Gäste kommen. Wie viele es sein werden, können die Kochs und die Leuzes nicht wissen. „Es ist ja keine Pflicht“, sagt Elke Koch. Die zehn Flaschen Glühwein im Korb auf der Treppe dürften allemal reichen. Und sollte von dem süßen Trank etwas übrig bleiben, „trinken wir es notfalls selbst“, sagt Carmen Leuze.

Alle Jahre wieder öffnet sich an vielen Orten das Türchen eines lebendigen Adventskalenders. Das heißt, dass die Menschen vom 1. Dezember bis Heiligabend nicht nur ein Törchen am Papp- oder Schokokalender aufpfriemeln. Sie treffen sich Abend für Abend für etwa eine Stunde vor einem anderen Haus.

In Plieningen sind die Familien Koch und Leuze vom Kleeweg gemeinsam das elfte Türchen. Nachher wird Glühwein in die Tassen der Erwachsenen strömen, während sich die Kinder ihre Finger an einem Becher Punsch wärmen. Die Schneeflocken werden wie Federn vom Himmel segeln, so leicht sind sie an jenem Abend. Es wird eine Stimmung sein, wie sie einem Bilderbuch nicht besser gelingen könnte, eben so wie sich Kinder Weihnachten vorstellen. Doch bis es so weit ist, bleibt noch einiges zu tun.

Die Kochs und die Leuzes machen zum zweiten Mal beim lebendigen Adventskalender mit. Sie haben also etwas Routine. Elke Koch schüttet die Kekse in Schüsseln und fährt das Auto weg, Carmen Leuze kümmert sich ums Mikrofon, damit nachher jeder hört, was die Gastgeber vom Kleeweg zu sagen haben. Gemeinsam stellen sie den Pavillon auf, unter dem sich später alle an den heißen Getränken bedienen dürfen.

Carmen Leuzes Tochter Clara ist nervös. Wenn die Achtjährige will, darf sie ein Stück aus der Geschichte vorlesen. Sie wird sich jedoch kurzfristig umentscheiden und lieber die Notenblätter verteilen. Ihr Bruder und die Söhne der Kochs lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Eingemummt schippen sie seit einer Dreiviertelstunde Schnee vom Gehweg – für die Gäste.

„Ich finde es schön, wenn die Leute zusammenkommen“, sagt Elke Koch. Deshalb meldet sich ihre Familie gern, wenn es ans Türchenverteilen geht. An Leuten, die an einem Abend in der Adventszeit andere zu sich vors Haus einladen, mangelt es nicht. Im vergangenen Jahr gab es mehr Gastgeber als Adventskalendertage. „Dieses Jahr konnten alle, die wollten, ein Fenster machen“, sagt Kirstin Kruger-Weiß, Pastoralreferentin bei der katholischen Kirchengemeinde.

Seit inzwischen sieben Jahren organisieren die Katholiken zusammen mit den Evangelischen den lebendigen Adventskalender in Plieningen. „Was ich interessant finde: Es melden sich nicht nur Familien und junge Leute, sondern auch ältere Menschen“, sagt Kirstin Kruger-Weiß. „Das ist echt eine bunte Mischung.“

Der Uhrzeiger steht fast auf halb sechs, am Kleeweg, einer kleinen Querstraße, ist jetzt einiges los. Zwei Dutzend Plieninger sind gekommen. Elke Koch und Carmen Leuze haben all die Kerzen in den Gläsern angezündet. Sie strahlen wenigstens etwas Wärme aus. Was aber wirklich wärmt, ist, mit all den fremden oder weniger fremden Menschen ein Lied anzustimmen. So geht Weihnachten.