Michael Geißler vom Klinikum Esslingen. Foto: Pressefoto Horst Rudel

Wie erleben die Menschen den neuen Teil-Lockdown? Der Virologe und Medizinische Geschäftsführer des Klinikums Karlsruhe Michael Geißler lenkt sich mit Klavier- und Cellospielen ab.

Esslingen - Wie erleben die Menschen den neuen Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden und ist Folge für Folge quer durch die Ressorts unserer Zeitung zu finden.

Weiter Teil-Lockdown in Deutschland – wie geht’s, Herr Geißler?

Ich persönlich bin voll und ganz mit dem Coronavirus beschäftigt, es interessiert mich aber auch. Aber Kulturveranstaltungen und Ausgehen in Restaurants fehlt mir schon. Ich hätte mir mehr politischen Mut gewünscht. Bisher haben wir nur eine Verschlechterung der Lage durch den Teil-Lock Down erreicht. Eine Verbesserung ist ausgeblieben. Sowohl bei der epidemiologischen Lage als auch in den Kliniken. Die aktuelle Strategie der Länder wird dazu führen, dass wir noch lange mit Einschränkungen leben müssen. Die Italiener machen es besser und werden wahrscheinlich deutlich früher als wir wieder mehr Normalität erreichen.

Und wie steht’s im Klinikum Karlsruhe?

Wir befinden uns in der höchsten Pandemiestufe 3 mit sehr vielen schwer kranken Covid-19 Patienten, können aber Dank des tollen und großen Engagements der Mitarbeiter und der Größe des Klinikums eine sehr gute Versorgung sowohl der Covid als auch der Non-Covid-Patienten sicherstellen. Im Vergleich zur ersten Pandemiewelle im Frühjahr hat sich die Prognose unserer Covid-19-Patienten durch den medizinischen Fortschritt aktuell deutlich verbessert: die Letalität ist von 25 auf 10,5 Prozent gesunken. Das gibt uns Mut.

Gibt es etwas, was Ihnen im Alltag gerade besonders hilft?

Der große Zusammenhalt aller Mitarbeiter im Klinikum und die Anerkennung dieser Arbeit durch die Gesellschaft. Außerdem natürlich das tägliche Musizieren am Klavier oder Violoncello.

Was wünschen Sie sich heute am meisten von Ihren Mitmenschen?

Verständnis, Toleranz und Disziplin. Nur wir Menschen als Kollektiv können eine deutliche Reduktion der Infektionszahlen erreichen, um damit Kunst, Kultur, Teamsport, gesellschaftliches Zusammenleben und wirtschaftlichen Aufschwung für jeden Einzelnen schnellstmöglich wieder zu ermöglichen.

Und wie planen Sie Ihr Weihnachten?

Zuhause mit engster Familie und Roki, unserem Retriever. Spaziergänge am Rhein, Ausflüge in die Südpfalz, gutes Essen und Wein und vor allem Entspannung.