Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Foto: Leif Piechowski

Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann hat in Japan und Südkorea für die Energiewende und den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen geworben. Michael Horn, LBBW-Vizechef der Bank, war dabei, sieht positive Signale und wertet den 22. September als entscheidendes Datum für viele Unternehmen.

Seoul - Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat in Japan und Südkorea für die Energiewende und den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen geworben. Michael Horn, LBBW-Vizechef der Bank, war dabei, sieht positive Signale und wertet den 22. September als entscheidendes Datum für viele Unternehmen.


Herr Horn, welche Eindrücke nehmen Sie von der Asien-Reise des Ministerpräsidenten für die Unternehmen in Baden-Württemberg mit?
Japan hat viele Jahre der Stagnation und Deflation hinter sich. Durch die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung und durch den Kurs der Nationalbank gibt es nun aber deutliche Signale der Belebung. Das sind gute Ansatzpunkte für baden-württembergische Unternehmen, sich weiter oder noch intensiver hier zu betätigen.

Die weltweite Finanzkrise, nicht zuletzt die Euro-Debatte in Europa, hat viele Unternehmen aber vorsichtig werden lassen, wenn es um Investitionen geht.
Das ist richtig. Viele Mittelständler aus Baden-Württemberg sind derzeit verunsichert, weil es immer wieder Unsicherheiten an den weltweiten Finanzmärkten gibt und sie nicht wissen, wohin sich die Politik mittelfristig orientiert. Insofern wartet mancher Unternehmer den Ausgang der Bundestagswahl am 22. September ab und wird danach entscheiden, wo und wie viel er investiert.

Gilt das auch für den Energiesektor?
Gerade auf dem Energiesektor stellen wir fest, dass die Preise ständig steigen und eine große Verunsicherung herrscht – bei den Unternehmen wie den Verbrauchern. Deshalb muss die Politik ein klares Konzept vorlegen, aus dem die Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre hervorgehen. Wenn das nicht geschieht, habe ich die Sorge, dass sich gerade energieintensive Betriebe neue Standorte suchen werden und die Investition nicht mehr in Baden-Württemberg oder sonst wo in Deutschland stattfindet.

Sondern im Ausland?
Dort gibt es durchaus gute Perspektiven. Lange Zeit drehte sich ja alles um den Zukunftsmarkt China. Wir sehen derzeit aber auch an anderen Stellen der Erde große Wachstumspotenziale für deutsche Produkte, allen voran Mexiko, auch Brasilien. Dazu kommt die USA, die sich zunehmend festigt. Ich gehe auch davon aus, dass die gesamte indonesische Region in den nächsten Jahren stark wachsen wird und damit für Investitionen von Unternehmen aus Baden-Württemberg noch attraktiver wird.

Wo bleibt Indien?
Das Land hat erheblichen Reformbedarf, zum Beispiel im Bereich der Infrastruktur, aber auch bei den staatlichen Stellen. Zudem hat Indien zuletzt viel von seiner Dynamik verloren, gerade auch durch die hohe Inflation.

Japan und Südkorea gelten als Wachstumsmärkte. Was konnte der Besuch von Ministerpräsident Kretschmann da bewirken?
Der Besuch von Herr Kretschmann, zumal noch in seiner Funktion als Bundesratspräsident, hat beiden Ländern gezeigt, wie ernst man sie in Deutschland nimmt. Insofern war der Besuch ein ausgesprochen wichtiges Zeichen an die große Partnernation Japan und zwischen zwei Hochtechnologieländern. Gerade in der Frage der Energie- und anderer Umwelttechniken zeigt Japan seit der Fukushima-Katastrophe eine große Offenheit und sucht nach Wegen, wie man es künftig besser macht. Da ist das Know-How aus Baden-Württemberg sehr gefragt. Und die Tatsache, dass Herr Kretschmann in Südkorea am Montag von Staatspräsidentin Park empfangen wurde, macht zudem klar, welche Bedeutung man auch hier Deutschland beimisst.

Was müssen Firmen mitbringen, die hier investieren wollen?
Auf jeden Fall das bestmögliche Produkt, weil die Japaner Qualität über alles schätzen, dazu Markterfahrung und Geduld. Niemand darf erwarten, dass er heute nach Japan kommt und morgen gute Geschäfte macht. Aber wenn man mal das Vertrauen der Japaner hat, sind sie treue Geschäftspartner. Das gilt im Übrigen auch für Südkorea.