Treffen vor Gericht: Michael Horn, freigestellter LBBW-Vorstand (li.) im Gespräch mit dem früheren LBBW-Chef Siegfried Jaschinski Foto: dpa

Nächste Woche entscheidet der Aufsichtsrat der LBBW über die Vertragsverlängerung von LBBW-Vize Michael Horn. Erhält er sie, wovon auszugehen ist, wird er der einzige LBBW-Vorstand sein, der die Finanzkrise im Amt überstanden hat.

Nächste Woche entscheidet der Aufsichtsrat der LBBW über die Vertragsverlängerung von LBBW-Vize Michael Horn. Erhält er sie, wovon auszugehen ist, wird er der einzige LBBW-Vorstand sein, der die Finanzkrise im Amt überstanden hat.

Stuttgart - Für Michael Horn kommt das Ende des Prozesses gerade noch rechtzeitig. Seit Montag ist das Verfahren gegen ihn endgültig eingestellt. So langsam wurde die Zeit knapp für den 58-Jährigen. Sein Arbeitsvertrag mit der Landesbank endet am 30. Juni. Wäre das Strafverfahren bis dato nicht abgeschlossen, wäre aus der Vertragsverlängerung für den LBBW-Vorstand wohl nichts mehr geworden.

So aber steht das Thema bei der Aufsichtsratssitzung kommenden Freitag auf der Tagesordnung. „Wir gehen davon aus, dass der Vertrag von Herrn Horn am 16. Mai vom Aufsichtsrat um eine weitere, reguläre Periode verlängert wird“, sagt Stephan Schorn, Sprecher des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Reguläre Laufzeit – das sind bisher fünf Jahre bei der LBBW, die den baden-württembergischen Sparkassen, der Stadt und dem Land gehört.

Seit Ende November 2013 ist Horn von seinen Aufgaben bei der Landesbank freigestellt. Seit Februar musste er Woche für Woche vor Gericht antreten. Die Anklage warf ihm und seinen früheren Vorstandskollegen vor, die Situation der Bank im Konzernlagebericht 2008 geschönt und die Risiken aus Zweckgesellschaften in den Bilanzen 2005 und 2006 nicht richtig dargestellt zu haben.

Ermittlungsverfahren war eine „erhebliche Belastung“

Horn macht keinen Hehl daraus erleichtert zu sein, dieses Kapitel abschließen zu können. Das jahrelange Ermittlungsverfahren war eine „erhebliche Belastung“, wie er vor Gericht einräumte. Der Manager, dessen Karriere vom Vorstandsvorsitz der Kreissparkasse Ravensburg über die Geschäftsführung der baden-württembergischen Sparkassen bis hin zum LBBW-Vizeposten führt, sieht sich ungerechtfertigt kriminalisiert und öffentlich an den Pranger gestellt.

Nicht nur bei Horn und seinen früheren Vorstandskollegen hat das Verfahren Spuren hinterlassen. Die Bank selbst hat sich verändert. Seit der Finanzkrise herrscht eine Mentalität vor, sich ständig abzusichern. „Keine Entscheidung im Vorstand und im Aufsichtsrat, zu der nicht parallel ein externes Gutachten eingeholt wird, für den Fall, dass eines Tages der Staatsanwalt oder die Aufsicht die Sache in Frage stellt“, heißt es im Umfeld der Bank.

Manchem Eigentümer geht das fast zu weit. Da werde ordentlich viel Geld durch den Kamin geblasen, rumort es. Allein im vergangenen Jahr hat die LBBW für Rechts- und Beratungsdienstleistungen 113 Millionen Euro ausgewiesen, 119 Millionen waren es im Jahr zuvor.

Als Selbstschutz bezeichnet es ein Bankmanager, nur das abzusegnen, was mindestens zweimal juristisch abgesichert ist. Das sei ein gigantischer Aufwand und nehme viel Zeit in Anspruch bis eine Sache entscheidungsreif sei. Die Entwicklung sei bedenklich, schließlich habe Bankgeschäft immer auch mit der Übernahme von Risiken zu tun.

Auch bei der LBBW sind Dutzende von EZB-Prüfern zu Gange

Die gegenwärtige Überprüfung aller großen Banken in Europa durch die Europäische Zentralbank verschärft die Tendenz noch. Auch bei der LBBW sind Dutzende von EZB-Prüfern zu Gange und durchleuchten die Bank. Die dabei anfallenden Kosten stellt die Aufsichtsbehörde der Bank in Rechnung.

Auch die Kultur in der Bank hat sich verändert. Das beginnt im Vorstand. LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter, der 2009 mitten in der Krise gerufen wurde, wird eine gewisse Härte im Umgang mit Mitarbeitern nachgesagt. Er habe einen ruppigen Umgangston, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Viele, die man spricht, empfinden seinen Führungsstil als einschüchternd und polternd.

Gegenüber den Gremien dagegen trete der 61-Jährige stets freundlich, jovial und verbindlich auf. Die sind denn auch voll des Lobes, weil der Vorstandsvorsitzende die Bank aus den Schlagzeilen hält. Mit der Meinung, wonach jene Bank, die beste sei, über die nicht gesprochen wird, ist SPD-Fraktionschef im Landtag und Aufsichtsratsmitglied, Claus Schmiedel, nicht allein. Vetter wird hoch angerechnet, dass er die Bank gut durch schwieriges Fahrwasser gesteuert und die Bank konsequent neu ausgerichtet hat. Auch der Abbau von 2500 Arbeitsplätzen ging fast geräuschlos über die Bühne.

Von den Vorständen, die 2009 beim Übergang zu Vetter im Amt waren, ist nur noch Horn übrig geblieben. Alle anderen sind entweder in den Ruhestand verabschiedet worden wie Joachim Schielke oder ihre Verträge wurden nicht verlängert wie zuletzt bei Hans-Joachim Strüder. Alle Vorstände um den damaligen Vorstandschef Siegfried Jaschinski standen vor Gericht, bei allen wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt.

Dass Schielke, der im Herbst 2011 nach 28 Jahren im Haus ausschied und im vergangenen Jahr 65 wurde, der Bank nicht einmal eine kleine Pressenotiz wert war, wird am Finanzplatz aufmerksam beobachtet. Vetter scheint zwischen der LBBW-alt und der LBBW-neu zu unterscheiden – alt gleich böse, neu gleich gut, meinen Etliche. Auch deshalb fragt sich mancher, weshalb es Horn zurück in die Bank zieht. Doch der lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er nach zwölf Jahren bei der Bank noch gerne weiter machen würde.