Rekordverdächtiger Dax Foto: dpa

LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert rät, in der Geldanlage umzusteuern und mehr auf Aktien und Anleihen zu setzen.

Stuttgart - Schwierige Zeiten für Anleger: Aus Angst vor Inflation parken viele nun schon seit Jahren ihr Geld auf Tagesgeldkonten. Bei Zinsen unterhalb der Inflationsrate wird ihr Vermögen schleichend aufgefressen. „Anleger sollten deshalb umdenken und in der Geldanlage umsteuern“, rät Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Wer sein Vermögen erhalten möchte, sollte einen Teil seines Ersparten in Aktien oder Aktienfonds und in bonitätsstarken Unternehmensanleihen anlegen.

Obwohl der Dax von Rekord zu Rekord eile, lohne ein Einstieg in Aktien immer noch, so Burkert. Da es schwierig sei, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf zu erwischen, sollte Vermögen „langsam, aber stetig umgeschichtet werden“. Die beste Strategie, Risiken zu vermeiden, sei, das Risiko zu streuen, also nicht alle Eier in einen Korb zu legen.

Die Niedrigzinsphase wird auch 2014 anhalten, und für den deutschen Aktienindex (Dax) sind die LBBW-Volkswirte auch im kommenden Jahr optimistisch. „Bis Ende 2014 erscheint ein Anstieg auf 9800 Zähler realistisch“, sagt Berndt Fernow, Aktienstratege der LBBW. Zum Wochenauftakt pendelte der Dax um 9300 Punkte. Fernow sieht den Dax in einem soliden Aufwärtstrend, allerdings dürften 2014 kritische Diskussionen etwa um eine Zinswende in den USA oder um die Entwicklung in China zu stärkeren Ausschlägen führen. Der Dax dürfte zwischen 8500 und 10 500 Punkten schwanken, so Fernow. Dennoch geht er davon aus, dass der Dax in den nächsten fünf Jahren jedes Jahr um acht Prozent wächst.

Insgesamt blicken die LBBW-Volkswirte zuversichtlich, aber nicht übermütig auf das kommende Jahr. „Wir sind überzeugt, dass 2014 für die deutsche Wirtschaft ein gutes Jahr wird.“ Nicht die Exporte, sondern die Binnennachfrage werde das Wachstum treiben, so seine Prognose. Erstmals seit Ende der 90er Jahre rechnet der Chefvolkswirt 2014 wieder mit einem Zuwachs beim Konsum von rund zwei Prozent. Angesichts der niedrigen Zinsen und mehr politischer Sicherheit sollten auch die Unternehmen wieder mehr investieren. Insgesamt werde die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr um zwei Prozent wachsen, nach 0,6 Prozent in diesem Jahr.

Auch die Einführung von Mindestlöhnen werde daran nichts ändern. „Zu Panik vor einem Mindestlohn besteht keine Veranlassung“, sagt Burkert. Bisherige Erfahrungen mit Mindestlöhnen in anderen Ländern und branchenspezifische Mindestlöhne ließen nicht den Schluss zu, dass negative Beschäftigungseffekte zwingend seien. Größere Herausforderungen für die Wirtschaft seien Burkert zufolge die demografische Entwicklung und das fehlende Fachpersonal.

Bei allem Optimismus für die deutsche Wirtschaftsentwicklung sehen die LBBW-Experten auch ein Bündel von Risiken, weshalb es anders kommen könnte. Zu den Risiken zählen unter anderen ein erneuter Rückfall der Euro-Zone in die Rezession, eine Umschuldung in Griechenland, ein Wachstumseinbruch in den Schwellenländern oder eine voreilige Zinswende in den USA. Diese Risiken seien zwar „sehr unwahrscheinlich“, sagt Burkert. Dennoch böten diese Themen genügend Stoff für große Kursschwankungen an den Finanzmärkten.

Die Schuldenkrise im Euro-Raum ist noch nicht gelöst. Ein Auseinanderbrechen der Währungsunion befürchten die LBBW-Volkswirte auf absehbare Zeit allerdings nicht. Dazu habe erheblich die Politik der Europäischen Zentralbank beigetragen.