Bei der Landesbank Baden-Württemberg fallen in den nächsten vier Jahren 1000 Stellen weg Foto: dpa

Schlanker, schneller und besser – die LBBW hat ein Umbauprogramm an vielen Stellen des Konzerns gestartet. Für die Umstrukturierung gibt die Landesbank unterschiedliche Gründe an.

Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) will in allen Bereichen der Bank schlanker und schneller werden und die Qualität verbessern. Der „Effizienzgedanke“ rangiere ganz weit oben auf der Vorstandsagenda, betonte Hans-Jörg Vetter bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz als LBBW-Chef in Stuttgart. Der auf vier Jahre angelegte Umbau trifft die Mitarbeiter härter als die Bank bisher eingeräumt hat: Rund 1000 von 11 120 Arbeitsplätzen werden gestrichen.

Zwei Bereiche sind besonders betroffen. Im Privatkundengeschäft, wo die BW-Bank – die Kundenbank der LBBW im Südwesten – einen Großteil ihrer Filialen schließen wird, sollen 380 Vollzeitstellen abgebaut werden. Da in den Filialen viele Mitarbeiter Teilzeit arbeiten, werden rund 500 Mitarbeiter gehen müssen. Der zweite Bereich ist die Bearbeitung von Krediten, wo die Geschäftsprozesse optimiert und standardisiert werden sollen. Hier falle 450 Vollzeitstellen weg, die sich ebenfalls auf rund 500 Mitarbeiter verteilen.

Rund 1000 Mitarbeiter müssen „nach derzeitigem Erkenntnisstand“ gehen, sagte Vetter auf Nachfrage. Der Stellenabbau solle „so sozialverträglich wie möglich“ umgesetzt werden. Da der Konzern auch seine Aktivitäten im Kapitalmarktgeschäft neu ausrichtet, könnte der Stellenabbau nach Einschätzung von Branchenbeobachtern weit mehr als die 1000 Mitarbeiter treffen.

Die Restrukturierung der LBBW wird notwendig

Notwendig wird die Restrukturierung der Landesbank aus unterschiedlichen Gründen. Die massive Regulierung verursacht hohe Kosten. Insgesamt beschäftigen sich fast 300 Mitarbeiter bei der LBBW nur mit regulatorischen Themen, so der LBBW-Chef. Hinzu kommen neue Technologien und ein verändertes Kundenverhalten. Nicht zuletzt belasten die historisch niedrigen Zinsen die Erträge. Regulierungskosten, Digitalisierung und Niedrigzinsen treffen die gesamte Finanzbranche hart. „In diesem Umfeld müssen wir Banken den Mut zu permanenten Veränderungen aufbringen“, sagte Vetter.

Selbstkritisch räumte Vetter ein, dass weder die Branche noch die LBBW beim Thema Digitalisierung gut aufgestellt ist. „Man könnte auch sagen, dass wir diese Entwicklung zu verschlafen drohen“, so Vetter. Für den Ausbau der digitalen Angebote und den Umbau des Filialnetzes beabsichtigt die größte deutsche Landesbank „bis 2020 mehr als 400 Millionen Euro“ zu investieren.

Für den Umbau des Privatkundengeschäfts hat die LBBW in der Bilanz 2015 insgesamt 44 Millionen Euro Restrukturierungsaufwand verbucht.

Die LBBW zählt sich zu den kapitalstärksten Banken in Deutschland

Derzeit muss die LBBW fast 71 Cent aufwenden, um 1 Euro zu verdienen. Die entsprechende Kennziffer – die Cost-Income-Ratio oder Aufwand-Ertrags-Relation – liegt bei 70,9 Prozent (Vorjahr 74,5 Prozent). Das ist vergleichsweise hoch in der Branche. Mittelfristig will die Bank hier unter 60 Prozent kommen.

In den nächsten vier Jahren will die LBBW auch das angepeilte Vorsteuerergebnis von 600 bis 700 Millionen Euro erreichen. Im vergangenen Jahr hat die Landesbank einen Vorsteuergewinn von 531 Millionen (Vorjahr 477 Millionen) Euro erzielt. Für das laufende Jahr geht Vetter von einem leichten Rückgang des Ergebnisses aus. Der Bankchef begründet das mit den hohen Investitionen und einem möglichen Anstieg bei den Risikokosten.

Der LBBW-Vorstand schlägt der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 290 Millionen Euro vor. Das sei zwar weniger als im Vorjahr aber immer noch 90 Prozent des Bilanzgewinns nach HGB.

Die LBBW zählt sich zu den „kapitalstärksten Banken in Deutschland“. Man sei für neue Anforderungen der Aufsicht gerüstet, zeigte sich Vetter zufrieden. Das Haus verfüge über die nötige Finanzkraft, um als zuverlässiger Kreditgeber zur Verfügung zu stehen. Die Eigentümer – das Land, die Sparkassen im Südwesten und die Stadt Stuttgart – müssen sich jedoch mit einer eher bescheideneren Verzinsung des Eigenkapitals zufrieden geben. Nimmt man das Eigenkapital von 13,6 Milliarden Euro und das Jahresergebnis nach Steuern von 422 Millionen Euro, liegt die Verzinsung bei 3,1 Prozent. Im Vorjahr lag sie bei 3,3 Prozent.