Foto: LBBW

Die hohe Exportabhängigkeit ist eigentlich eine Stärke Baden-Württembergs – doch mittlerweile macht sie dem Land massiv zu schaffen, stellt LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer fest.

Keine Region in Deutschland ist so vom Welthandel abhängig wie Baden- Württemberg. Beispielsweise hat das Land im vorigen Jahr Güter im Wert von 20,2 Milliarden Euro nach China ausgeführt – mehr als jedes andere Bundesland. Da macht es sich hier besonders bemerkbar, wenn China wirtschaftlich schwächelt. Durch seine exportstarken Unternehmen hat der Südwesten überproportional von der Globalisierung profitiert. „Die Fallhöhe ist höher als in anderen Regionen“, sagt LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer. Nachdem man so viele Jahre vom positiven Trend profitiert habe, stünden jetzt, wo sich das Blatt wende, überproportionale Herausforderungen an. Denn „wir haben hier zunehmend eine Situation, wo der Rückenwind, den wir hier im Südwesten erlebt haben durch Globalisierung, immer engere Arbeitsteilung und die relativ günstige Energie, in einen Gegenwind verwandelt.“

 

Nicht mehr das „Rennpferd unter den Bundesländern“

Somit sehen die Analysten der LBBW für dieses Jahr nur noch ein eher unterdurchschnittliches Wachstumspotenzial, weil auch die Strukturveränderungen im Südwesten stärker durchgreifen als anderswo. Baden-Württemberg sei nicht mehr das „Rennpferd unter den Bundesländern“. Im kommenden Jahr werde sich das wieder glätten. „Da sehen wir für Baden-Württemberg ein Wachstum von ungefähr einem Prozent“, sagt Krämer – also in etwa das Niveau, das auch für Deutschland prognostiziert werde.

Doch der Chefvolkswirt macht auch Hoffnungen: Mittelfristig, wenn der Strukturwandel vollzogen sei und wenn sich die bisherige Innovationskraft wieder entfalte, „kann Baden-Württemberg wieder eine der Lokomotiven des deutschen Wachstums werden“. Kraemer verweist insbesondere auf die hohe Innovationskraft: Im europäischen Vergleich sei Baden-Württemberg die Region mit der höchsten Forschungs- und Entwicklungsleistung. „Das wird uns helfen, dieser Herausforderung, die wir uns jetzt in der Zeitenwende entgegengestellt sehen, über die Hürden hinauszuwachsen.“

Patente vornehmlich aus den traditionellen Sektoren

Drei der fünf größten Patentanmelder im vorigen Jahr stammten aus „The Länd“, das diesbezüglich in einer eigenen Liga spiele. Doch auch da gibt es eine Kehrseite: Die Patente würden zum erheblichen Teil in traditionellen Sektoren angemeldet. Da werden noch am Verbrennermotor „irgendwie etwas Tolleres entwickelt“, sagt Kraemer. Bei allem was mit Software, vor allem mit Künstlicher Intelligenz zu tun habe, sei Baden-Württemberg aber hinten dran; dies sei allerdings ein gesamtdeutsches Phänomen. „Hier müssen wir noch noch ein bisschen schneller werden“, mahnt er – was aber auch „gewisse Unterstützung seitens der Politik erfordert“.