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Den Volksparteien CDU und SPD in Baden- Württemberg droht bei der Bundestagswahl am 27. September ein Desaster. Nach einer aktuellen Umfrage stürzen die beiden Parteien auf ein historisches Tief.

Stuttgart - Den Volksparteien CDU und SPD in Baden- Württemberg droht bei der Bundestagswahl am 27. September ein Desaster. Nach einer aktuellen Umfrage stürzen die beiden Parteien, die im Bund eine große Koalition bilden, auf ein historisches Tief. Dagegen können FDP, Grüne und Linke mit Rekordergebnissen rechnen. CDU und FDP kämen zusammen auf 52 Prozent.

Allerdings steht bei jedem Dritten in Baden-Württemberg noch nicht fest, wen er wählt. Einen herben Rückschlag muss Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) verkraften. Fast jeder zweite Baden- Württemberger (46 Prozent) meint, dass er ein schlechter Regierungschef ist. Im März war nur jeder Dritte dieser Meinung.

Südwest-CDU schwächer als Union im Bund

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Südwest-CDU auf 34 Prozent. Dies ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage von Infratest dimap unter 1000 Wahlberechtigten im Auftrag des SWR- Fernsehens und der "Südwest Presse". Das wäre das schlechteste Ergebnis der Landes-CDU bei einer Bundestagswahl. 2005 waren es noch 39,2 Prozent gewesen. Eine Umfrage im März 2009 hatte 35 Prozent ergeben. Zudem liegt die traditionell starke Landespartei knapp unter den Umfragewerten der Union im Bund. Zuletzt hatte die Südwest-CDU bei Bundestagswahlen zumeist um rund drei Prozentpunkte über dem Ergebnis der Union im Bund gelegen.

Landes-SPD hat FDP auf den Fersen

Die baden-württembergische SPD stürzt laut Umfrage auf 22 Prozent und verliert damit nochmals zwei Punkte im Vergleich zu der Umfrage im März. Damit wären die Sozialdemokraten so schwach wie seit 56 Jahren nicht mehr. Das Resultat entspricht in etwa dem Bundestrend. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 würde die Südwest-SPD mit ihrer Spitzenkandidatin Ute Vogt um 7,9 Prozentpunkte einbrechen.

Die FDP würde in ihrem Stammland das vor Jahren im Bund ausgegebene Traumziel von 18 Prozent (März 2009: 17 Prozent) erreichen und in die Nähe der SPD kommen. Es wäre ein Sprung von 6,1 Punkten im Vergleich zur Wahl 2005. Auch die Südwest-Grünen liegen mit 15 Prozent im Hoch, verbesserten sich aber nicht im Vergleich zur Umfrage im März. Vor vier Jahren hatte die Landespartei bei der Wahl 10,7 Prozent erreicht. Die Linke könnte ihren Stimmenanteil von 3,8 Prozent im Jahr 2005 auf 7 Prozent etwa verdoppeln. Das ist ein Punkt mehr als im März.

Homburger warnt vor Siegesgewissheit

FDP-Spitzenkandidatin Birgit Homburger will sich nicht auf die abgefragte Stimmungslage verlassen. "Umfragen sind noch lange keine Wahlergebnisse", sagte sie. Die Wahl sei noch lange nicht gelaufen. "Jeder, der nicht wählen geht, wählt links. Nur eine starke FDP garantiert das Ende der großen Koalition in Berlin und verhindert ein Linksbündnis."

Oettinger unpopulär wie nie zuvor

Die Beliebtheit des Ministerpräsidenten ist stark gesunken: Oettingers Leistung wird noch schwächer eingeschätzt als kurz nach seiner umstrittenen Trauerrede für den Ex-Regierungschef Hans Filbinger im April 2007. Nur noch 41 Prozent sind der Meinung, er sei ein guter Ministerpräsident - das sind sieben Punkte weniger als im März. Sein Ruf hat besonders bei den Menschen zwischen 45 und 59 Jahren gelitten: 59 Prozent finden ihn schwach. Außerdem meinen insgesamt 39 Prozent, dass Oettinger auf Bundesebene nichts zu sagen hat. Nur 33 Prozent sind mit seinem Einfluss in Berlin zufrieden.