Ein Vater schwimmt am Donnerstag mit einem Kind vor dem Strandbad in Gaienhofen im Bodensee. Foto: dpa

Am schlechtesten schnitt mit der Note Mangelhaft eine Badestelle in Baden-Württemberg ab.

Gaienhofen - Der ADAC hat einer ganzen Reihe von Badestellen am Bodensee ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Belastung mit gefährlichen Krankheitserregern sei im Uferbereich, wo vor allem kleine Kinder spielen, teilweise bedenklich hoch, teilte der Verband am Donnerstag in München mit. Die schmutzigste Badestelle Deutschlands fand der ADAC in Gaienhofen (Kreis Konstanz) am Untersee. Touristen reagierten verunsichert. Doch der Bürgermeister hält das für Panikmache. Auch die vier Millionen Baden-Württemberger, die ihr Trinkwasser aus dem Bodensee bekommen, müssen sich nach Angaben der Bodensee-Wasserversorgung keine Gedanken machen.

Für die Gemeinde ist Test ein Schock

Für die Gemeinde Gaienhofen sind die Testergebnisse des ADAC ein echter Schock. „Dort wurde eine sehr hohe Konzentration von Intestinalen Enterokokken gemessen. Solche gesundheitsgefährdenden Keimkonzentrationen können gerade bei Kindern Infektionen auslösen“, erklärte der Vorsitzender des ADAC Südbaden, Volker Mattern. Um mehr als das doppelte wurden die Grenzwerte des Umweltbundesamts für diesen Krankheitserreger bei einem ADAC-Test überschritten. Verantwortlich dafür machen die Experten vor allem Vogelkot.

Aber auch das Strandbad Baurenhorn auf der Insel Reichenau, das Strandbad Überlingen-West und der Campingplatz Himmelreich in Allensbach wurden als bedenklich eingestuft. Am Bodensee erhielt lediglich das Freibad Horn in Konstanz die Note gut.

Für die Gemeinde Gaienhofen, die als schmutzigste Badestelle Deutschlands gebrandmarkt wurde, ist der Test eine echte Katastrophe. „Das ist für uns eine immense Rufschädigung“, sagte Bürgermeister Uwe Eisch. „Viele Menschen, die in den nächsten Wochen zu uns in Urlaub kommen wollen, rufen jetzt an und wollen wissen, ob sie hier überhaupt noch ins Wasser gehen können.“

Kreisgesundheitsamt hat keine Bedenken wegen Wasserqualität

Verstehen kann Eich die ganze Aufregung nicht. „Seit Jahren wird uns durchweg eine gute bis ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt.“ Das Kreisgesundheitsamt habe einmal zufällig genau am selben Tag wie der ADAC am Strandbad eine Probe entnommen. Während der ADAC die Wasserqualität mit mangelhaft bewertete, habe das Gesundheitsamt eine gute Wasserqualität festgestellt. „Ich halte das schon für ein bisschen fragwürdig“, sagte Eisch.

Der ADAC wies diese Vorwürfe zurück. Zwischen Juni und August 2011 seien an jeder Messstelle drei Wasserproben entnommen und nach Kriterien der EU getestet worden. „Aber anders als die Gemeinden messen wir nicht weiter draußen, wo die Erwachsenen schwimmen, sondern im Flachwasserbereich, wo die Kinder den ganzen Tag planschen“, erklärte Testleiter Nicolas Adunka. Dort könnten sich Fäkalbakterien im warmen Wasser viel besser vermehren. Und dort seien sie auch besonders gefährlich, weil Kinder viel empfindlicher für Infektionskrankheiten seien als Erwachsene.

Gemeinde will sich um Vogelkot kümmern

Die Gemeinde Gaienhofen will nun trotz aller Kritik reagieren. Geplant sei, den Strand regelmäßig von Vogelkot zu reinigen. Außerdem werde die Wasserqualität noch engmaschiger als bislang überprüft, sagte der Rathauschef. Denn das Image als schmuddeligste Badestelle der Republik will die Bodensee-Gemeinde nicht auf sich sitzen lassen.

Entwarnung kam hingegen von der Bodensee-Wasserversorgung. Für den See als Trinkwasserquelle für weite Teile Baden-Württembergs hätten die ADAC-Ergebnisse keine Bedeutung, betonte eine Sprecherin des Zweckverbands. Krankheitserreger könnten sich vor allem im warmen Wasser an der Oberfläche vermehren. Das Trinkwasser werde jedoch in 60 Metern Tiefe abgepumpt, wo der See gerade 4 bis 5 Grad warm sei. „Dort haben wir diese Problematik nicht.“ Außerdem werde das Wasser nochmal entkeimt, bevor es an die Haushalte weitergeleitet werden.

Sieger bundesweit Campingplatz Godau in Schleswig-Holstein

Sieger des bundesweiten Tests war mit der Note sehr gut der Badestrand vor dem Campingplatz Godau am Südwestufer des Großen Plöner Sees (Schleswig-Holstein). Hier kann der Nachwuchs nach Überzeugung des ADAC ungefährdet auch in Ufernähe planschen. Insgesamt gab es 12 Mal die Note sehr gut, 19 Mal konnte die Note gut vergeben werden, 15 Mal ausreichend und zwölf mal die Bewertung „bedenklich“.