Hans Peter Kuban schlägt vor, dass die Stadt die ehemalige Fabrikantenvilla kauft. Foto: privat

Hans Peter Kuban hat seine Ausbildung beim Steinbruchbetrieb Lauster gemacht und viele Jahre für das Unternehmen gearbeitet. 1984 wurde das insolvente Werk verkauft. Seither kämpft er dafür, dass dieses Stück Industriegeschichte erhalten bleibt.

Bad Cannstatt - Hans Peter Kuban ist kein Mensch, der schnell aufgibt. Mehr als 20 Jahre ist es her, dass der Steinbruchbetrieb Lauster in Insolvenz gegangen und das Gelände an der Grenze zu Münster verkauft worden ist. Seither kämpft Kuban dafür, dass dieses Stück Industriegeschichte erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Als Kulturdenkmal ist das Lauster-Areal seit 1987 eingestuft. Öffentlich zugänglich ist das Gelände aber nicht, da es sich in Privatbesitz befindet. „Man hätte hier ein Natursteinmuseum eröffnen können“, sagt Kuban.

 

Innovationsgeist von Fritz Lauster hat ihn fasziniert

Der Werdegang des 73-Jährigen ist fest mit der Geschichte des Steinbruchbetriebs verknüpft. Der Cannstatter hat dort in den 50er Jahren seine Ausbildung gemacht und bis zur Insolvenz als Steinkaufmann für das Unternehmen gearbeitet. Jetzt steht er im Travertinpark, blickt durch die Löcher im Maschendrahtzaun und erinnert sich. Kuban hat gerne bei Lauster gearbeitet, das ist nicht zu überhören. Der Innovationsgeist von Fritz Lauster hat ihn fasziniert. „Er hat immer überlegt, wie kann ich noch wirtschaftlicher arbeiten“, sagt Kuban. Als Beispiel nennt er die Verbindungsstollen, die Lauster zwischen dem Steinbruch in Cannstatt und der Verarbeitung in Münster bauen ließ, sodass die Steinblöcke nicht länger auf Lastwagen geladen und durch Münster transportiert werden mussten. Den gelernten Steinkaufmann hat aber nicht nur das wirtschaftliche Geschick des Firmeninhabers fasziniert, er war auch von den Werksgebäuden beeindruckt. „Man hat fast alles aus Travertin gemacht“, sagt er. Das gelte sowohl für die Produktionsstätten als auch für die Fabrikantenvilla. Kuban kann nicht verstehen, warum die Stadt diesen Goldschatz, wie er das Gelände nennt, nicht hebt.

Zudem sorgt sich der 73-Jährige, ob der Denkmalschutz auf dem Areal eingehalten wird. „Man hat alle Maschinen herausgerissen und verschrottet“, behauptet Kuban. Hierzu erklärt die Untere Denkmalschutzbehörde schriftlich: „Bei den erwähnten Maschinen handelt es sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht um Kulturdenkmale.“ Laut Kuban wurde außerdem eine der Werkshallen, die sogenannte Sägereihalle, zu zwei Dritteln mit Erde aufgeschüttet. Darunter würden sich die historischen Travertingewölbe befinden, in denen einst die großen Gattersägen untergebracht waren. Die Antwort der Stadtverwaltung: „Kenntnisse hierzu liegen der Unteren Denkmalschutzbehörde nicht vor.“ Weiter heißt es, die Denkmalschutzbehörden hätten keine Informationen darüber, dass die Erhaltungspflicht der Eigentümer verletzt werde.

Unzählige historische Aufnahmen

Kuban fürchtet dennoch, dass das Areal verkommt. Im Zuge der Planungen für den kürzlich fertiggestellten zweiten Bauabschnitt des Travertinparks hat der Rentner einen neuen Vorstoß gewagt. Er schlug vor, einen Durchbruch, eine Art Tunnel, vom nun zugänglichen Steinbruch Haas zum Lauster-Areal zu schlagen. Doch daraus wurde nichts. Die Hoffnung, dass die Stadt doch noch eingreift, hat Kuban aber noch nicht aufgegeben. Er regt an, dass die Stadt die Villa kauft. Ein Ausflugscafé könnte Kuban sich dort vorstellen. Führungen durch den Travertinpark könnten die Villa einbeziehen. Der Rentner schlägt außerdem vor, dass die Stadt mit dem jetzigen Besitzer darüber verhandelt, ob der vordere Teil der Werkshalle für eine Ausstellung genutzt werden kann. „Alte Maschinen aus den 30er Jahren habe ich an der Hand“, sagt Kuban. Der Besitzer würde sie kostenlos zur Verfügung stellen. Hinzu kommen unzählige historische Aufnahmen, die Kuban zusammengetragen hat. Er hütet diesen Schatz seit vielen Jahren, immer in der Hoffnung, dass das Lauster-Areal eines Tages doch noch zum Museum wird.

Auf die Frage, ob die Stadt hierfür eine Chance sieht, erklärt die Untere Denkmalschutzbehörde jedoch: „Beim Tag des offenen Denkmals im Jahr 2013 wurde das Areal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und durch fachkundige Führungen begleitet.“ Diese Öffnung habe umfassende Sicherheitsvorkehrungen erfordert und eine Beschränkung der Personenzahl. Vor diesem Hintergrund sehe die Behörde eine weitreichende Öffnung des Areals kritisch. In Anbetracht der gewerblichen Nutzung des Geländes könne die Stadt das Gelände derzeit ohnehin nicht zugänglich machen.

Der Laustersche Steinbruchbetrieb

Die Anfänge des Lausterschen Steinbruchbetriebs reichen bis in das frühe 19. Jahrhundert zurück. 1902 erstand das Unternehmen das Gelände an der Neckartalstraße in Cannstatt, 1923 das benachbarte Grundstück an der Enzstraße in Münster.

Das Lauster-Areal ist heute Betriebsgelände eines Recyclingunternehmens. Ein Nachfolgeunternehmen des Lausterschen Steinbruchbetriebs leitet heute Albrecht Lauster.