Umzugsstress? Daniela Zimmer (links) und Sophia Kosviner lassen sich davon doch nicht die gute Laune verderben. Foto: Hans Jörg Wangner

Eines der traditionsreichsten Stuttgarter Geschäfte zieht um: Der Musikalienladen Lausch & Zweigle eröffnet am 4. Oktober an der Rosenstraße 24 im Bohnenviertel.

S-Mitte - Wie gut, dass der deutsche Nationalfeiertag auf den 3. Oktober fällt. So kann sich Daniela Zimmer in Ruhe auf ihren 50. Geburtstag vorbereiten – theoretisch jedenfalls. Praktisch jedoch wird die Musikalienfachhändlerin rund um ihren Runden herum alle Hände voll zu tun haben. Denn am Freitag eröffnen sie und ihre Mitarbeiterin Sophia Kosviner an der Rosenstraße 34 das neue Domizil von Lausch & Zweigle.

In ganz Württemberg bekannt als „Horch & Ästle“

Lausch & Zweigle – das ist eines der traditionsreichsten Stuttgarter Geschäfte, in ganz Württemberg bekannt als „Horch & Ästle“. Gegründet 1931, versorgt es seither Profi- und Laienmusiker mit Noten und Fachliteratur, mit Blockflöten und Beratung. Das Liederbuch „Deutsche Weisen“ gehörte einst zum schwäbischen Kanon und durfte auf keinem Klavier fehlen, antiquarische Ausgaben, sagt Daniela Zimmer, sind heute sehr gefragt.

Tempi passati – denn längst hat der Strukturwandel auch in der Musikalienbranche Einzug gehalten: der inhabergeführte Einzelhandel klagt allgemein, die Zahl der Musikschüler geht in Zeiten von G8 zurück, viele Sänger und Instrumentalisten ziehen sich ihre Noten aus dem Internet. Professoren, sagt Daniela Zimmer, beklagen, dass viele Musikstudenten „gar kein Verhältnis zu guten Notenausgaben“ hätten.

Warum also ein Neuanfang? Für Daniela Zimmer, die einst „beim Lausch“ lernte und dann 2001 das Geschäft an der Königstraße/Innere Brücke übernahm, ist der Fall klar: sie hat Freude an der Musik, ist gerne mit Menschen zusammen und liebt es, wenn sie für ihre Kunden knifflige Recherchen nach ausgefallenen Noten erledigen darf. Dazu kommt, dass sie eine Menge Stammkunden hat: „Deshalb trau ich mich auch, rüberzuziehen.“

Bisher 3700 Euro Bruttomiete

Der Hauptgrund, die Eberhardstraße nach sechs Jahren wieder zu verlassen, ist die Mietbelastung. Daniela Zimmer und Sophia Kosviner haben in den vergangenen Wochen immer wieder die Kunden raten lassen, was die 75 Quadratmeter wohl kosteten. Die meisten tippten auf 1000 bis 1500 Euro – tatsächlich sind es brutto 3700. Da müssen viele Noten und Flöten verkauft werden. Auch deshalb freut sich Zimmer auf den Privatvermieter, der für die gleiche Fläche, besser geschnitten, deutlich weniger als die Hälfte verlangt. Abgesehen davon, dass nicht nur die Stadtbahnhaltestellen Charlottenplatz und Olgaeck in der Nähe sind und dass das Bohnenviertel ohnehin seine Reize hat.

„Verzweifelte Mütter“ (Zimmer), die auf der Suche nach Noten sind, die ihre möglicherweise etwas übeträgen Kinder gerne spielen, haben also auch künftig in Stadtbahnnähe einen Anlaufpunkt. Alle anderen Kunden natürlich auch.

Doch jetzt müssen erst einmal der Umzugs- und der Geburtstagstrubel überstanden werden. Am Samstag, 23. November, gibt es dann noch ein Einweihungsfest an der Rosenstraße. Daniela Zimmer, von Hause aus studierte Oboistin, gibt ein Erzählkonzert für jung und alt – Einzelheiten verrät sie allerdings noch nicht. Das soll eine Überraschung sein.