Die Finnin Laura Ryhänen ist mit ihrer Band Uusikuu am Silvesterabend in der Leonhardskirche in Stuttgart.
Das neue Jahr beginnt zumeist mit Vorsätzen, und einer von ihnen könnte sein, die finnische Sprache zu erlernen – zumindest für all jene, die am Silvesterabend in die Stuttgarter Leonhardskirche kamen, um das Konzert von Uusikuu zu hören, der Band um die Sängerin Laura Ryhänen.
Ryhänen stammt aus Finnland, fühlte sich, wie sie herzlich ausplaudert, aber eher zu Südländern hingezogen und zog deshalb nach Tübingen. Dort lebt auch der größere Teil der Musiker, die sie begleiten. Mikko Kuisma spielt Geige, Norbert Bremes Akkordeon, James Geier Gitarre, Florian Dohrmann Kontrabass. Drei von ihnen sind Schwaben.
Rakkaus heißt Liebe
Uusikuu widmen sich nicht nur dem finnischen Tango. Auch andere beliebte Stücke Finnlands, Unterhaltungsmusik, die zwischen den 1930er und 1960er Jahren entstand, haben Platz in ihrem Repertoire, nebst eigenen Kompositionen. Jenes Lied zum Beispiel, in dem Laura Rhyhänen von ihrer Großmutter Lyydia erzählt, die 2019 im Alter von 99 Jahren starb.
Auf die Frage, wie viele ihrer Zuhörer schon einmal nach Finnland gereist sind, melden sich einige; auf die Frage, wie viele von ihnen die finnische Sprache beherrschten, wenige. Früh schon am Abend, damit ihr Publikum ein wenig auch verstehe, was sie singt, gibt Laura Ryhänen eine kleine Lektion für Anfänger – sie wissen nach dieser Silvesternacht also zumindest, dass das finnische Wort für Liebe Rakkaus lautet.
Schwermut tanzt hinfort
Laura Ryhänen spricht es hart und dunkel aus, spricht dann, am letzten Abend des alten Jahres, von der Leidenschaft, die die Finnen dem argentinischen Tango ganz austrieben, von der Zerstörung aller Gefühle, von hoffnungslosen Paaren, die hoffnungslos nach hoffnungsloser Liebe suchen, von grauer schleichender Musik. Sie wünscht „Viel Spaß“ – und singt, zwei Stunden lang, im Wechsel mit Mikko Kuisma, Lieder, die dann doch von Leichtigkeit und Lebensfreude strahlen. Ihre Stimme tänzelt hell über die Melodien hinweg, die Geige antwortet ihr, der Rhythmus von Bass und Gitarre pulst, das Akkordeon dämmert schwelgerisch herauf und die Schwermut, der eben noch da war, wird gleich von einem schnellen Tempo fortgespült.
Die Leonhardskirche ist sehr gut besucht, das Publikum hellauf begeistert von der doch feurigen, unbeschwerten Musik und den Geschichten, die die charmante Sängerin erzählt. Uusikuu verabschieden sich mit einem ruhigen, gefühlvollen Lied. Draußen wird es laut, das Feuerwerk beginnt.