Nach dem Publikumspreis beim Göppinger Schlagerwettbewerb ist Laura Carrino erst mal abgetaucht. Jetzt arbeitet die Eschenbacherin an einer eigenen Show. Foto: piCKsPhotography

Laura Carrino hat sich beim Göppinger Schlagerwettbewerb den Publikumspreis ersungen. Die junge Frau arbeitet hart an ihrer Karriere – trotz zahlreicher Tiefschläge.

Eschenbach - Fotos inszenieren sie als Schlagersternchen, und nachdem sie bei der Stauferkrone in Göppingen den Publikumspreis abgeräumt hat, verschwindet sie erst einmal in die Karibik und ist für Presseanfragen nicht zu haben – so verhält sich eben ein Star oder einer, der glaubt, einer zu sein, ist man zu denken versucht.

Selbstbewusst – aber ohne Allüren

Doch beim Treffen entpuppt sich Laura Carrino als erfrischend offen. Die 26-jährige Eschenbacherin ist selbstbewusst, aber immer freundlich und ohne Allüren. Zu dem Interview erscheint sie in ihrem kleinen Auto. Auf dem Fahrersitz wartet sie bis zur vereinbarten Uhrzeit. Das „LC“ auf dem Nummernschild verrät sie: Laura Carrino. So heißt sie wirklich.

Feuer und Flamme für den Gesang

Laura Carrinos Bodenständigkeit kommt nicht von ungefähr. Ihre Familie gibt ihr Halt, und noch beschränkt sich ihre Gesangskarriere auf Wochenenden und freie Tage. „Man kann mich buchen für Jubiläen, Galas, Hochzeiten, Musical-Dinner-Shows“, sagt sie. Davon leben könnte sie nicht. Deshalb arbeitet sie unter der Woche als Empfangssekretärin. „An mir müssen alle vorbei, Kunden, Bewerber, Mitarbeiter“, erzählt sie und lacht. Es ist ihr wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen. Obwohl sie ihren Brotberuf gern ausübt, wäre es für sie eine Überlegung wert, diesen aufzugeben, wenn sie ihren Lebensunterhalt mit der Musik bestreiten könnte. Doch im Moment ist das kein Thema. Sie fährt zweigleisig, auch wenn das anstrengend ist. Denn nach Feierabend muss sie proben für ihre Auftritte. „Das geht an die Substanz. Wenn man das nebenberuflich macht, muss man Feuer und Flamme sein“, sagt sie. Das ist sie. Sie hat Ehrgeiz, sie will gut sein.

Musicalausbildung in Geislingen gemacht

Bevor Laura Carrino Industriekauffrau lernte, studierte sie an der Schauspiel-Akademie in Stuttgart. Nach einem Jahr brach sie ab, weil ihr das Singen zu kurz kam. Eine Ausbildung an einer Musicalschule in Geislingen finanzierte sie selbst. Darauf ist sie stolz. Doch angesichts der Konkurrenz sei es nicht einfach, Fuß zu fassen. Weil sie niemandem auf der Tasche liegen wollte, startete sie als Empfangssekretärin durch.

Der Vater war ihr größter Fan

Das Singen liegt Laura Carrino im Blut. „Mein Vater war Italiener, und meine bayerische Oma singt auch gern“, erzählt sie. Schon mit vier Jahren trällerte und tanzte sie bei jeder Gelegenheit, die sich nur bot. Die Mutter fand, dass man daraus etwas machen sollte und steckte sie in den Kinderchor in Eschenbach, wo sie aufgewachsen ist. Ihre schöne Stimme ließ sofort aufhorchen. Die kleine Laura genoss es, mit anderen zu singen – und Theater zu spielen. Es folgten der Jugendchor und der Chor der Hermann-Hesse-Realschule, eine klassische Gesangsausbildung und immer wieder Wettbewerbe, zu denen sie stets ihr Vater begleitete, ihr größter Fan. „Er war ein richtiger italienischer Papa“, sagt sie.

Ihre Trauer verarbeitet sie beim Singen

Etwa zwei Jahrzehnte nach ihren ersten Trällerversuchen steht sie auf der Bühne der Göppinger Stadthalle beim Schlagerwettbewerb Stauferkrone. Ihr Vater ist nicht dabei. Er ist 2003 gestorben. Mit 50, ganz plötzlich. Eine existenzielle Erfahrung: „Wenn ich singe, ist immer ein Stück Papa drin“, sagt Laura Carrino. Es sollte nicht der einzige Tiefschlag bleiben. Vor knapp drei Jahren verlor sie den Mann, den sie heiraten wollte. Er starb bei einem Arbeitsunfall. Ihre Trauer verarbeitet sie beim Singen. „Das ist mein Ventil, da kann ich alle meine Gefühle transportieren.“

Publikumspreis für einen leisen Titel

Vielleicht sind es diese schmerzhaften Erfahrungen, die anklingen, wenn Laura Carrino singt. Bei der Stauferkrone wagt sie sich als einzige mit einem sehr leisen Titel auf die Bühne. In einer hellblauen, strassbesetzten Robe stellt sie sich hin und singt einfach. „Die Liebe bleibt.“ Das Publikum ist bezaubert und spricht ihr den Publikumspreis zu. Auch die Jury ist angetan. Sie erkennt ihr den zweiten Preis zu.

Den Wettbewerb hat Laura Carrino hinter sich gelassen. Ein bisschen ärgert es sie noch, dass gesagt wurde, sie habe nur den Publikumspreis gewonnen, weil es in Göppingen für sie ein Heimspiel gewesen sei. „Dabei waren von mir gar nicht viele Leute da“, stellt sie klar. Doch lange hält sie sich daran nicht auf. Sie hat neue Pläne: eine CD und eine eigene Show. „Ich hoffe, dass diese Projekte 2017 auf Touren kommen.“