Susanne Reißer hat beim 17,5 Kilometer langen Drei Zinnen Alpine Run alles gegeben. Foto: privat

Die 57-jährige Heumadenerin Susanne Reißer läuft für ihr Leben gern. Unzählige Zehn-Kilometer-Läufe, Halbmarathons und vier Marathons hat sie schon hinter sich gebracht. In diesem Jahr ist sie zum ersten Mal beim Drei Zinnen Alpine Run mitgelaufen – und zum letzten Mal.

Heumaden - Nie ist ihr ein Rad gelungen, auch kein Handstand und selbst die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen blieb ihr stets verwehrt. Doch Susanne Reißer läuft. Und zwar für ihr Leben gern. Und weit. Unzählige Zehn-Kilometer-Läufe und Halbmarathons hat sie bereits hinter sich, vier Marathons ist die 57-Jährige schon gelaufen – einen davon in weniger als vier Stunden.

„In der Schule war ich absolut unsportlich. Im Zeugnis hatte ich in Sport immer eine vier“, erzählt die großgewachsene, athletische Frau mit den Lachfältchen und den blonden Haaren. Im Laufoutfit sitzt sie an ihrem Wohnzimmertisch und spricht über ihre Leidenschaft: das Laufen. Erst mit Mitte 20 habe sie diese Sportart für sich entdeckt, nach der Geburt ihres ersten Kindes. „Ich wollte damals einfach etwas für mich tun“, erzählt sie. Sie schloss sich einer Laufgruppe in ihrem damaligen Wohnort Hedelfingen an und stellte bald fest, dass sie ohne viel Aufwand gute Resultate erzielen konnte. „Das war eine Überraschung. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, gut in einer Sportart zu sein“, sagt sie. Es folgten die ersten Wettkämpfe und nach einiger Zeit auch erste Erfolge. Seit dem Umzug nach Heumaden läuft sie einmal pro Woche beim Lauftreff des SV Sillenbuch.

Inzwischen ist sie vom Erfolg verwöhnt: Wenn sie heute zu einem Wettkampf loszieht, belegt sie meist einen der vorderen drei Ränge. Erst kürzlich hat sie beim Schönbuchlauf den zweiten Platz in ihrer Altersklasse W55 geholt – die 25 Kilometer lief sie in gut zweieinviertel Stunden. Natürlich gebe es auch nicht so viele Läuferinnen in ihrem Alter – doch sie sei inzwischen auch schneller als in jüngeren Jahren.

Laufen ist Entspannung

Aber Susanne Reißer betont: Das Laufen sei für sie nicht in erster Linie Wettkampfsport, sondern vielmehr Entspannung. „So wie andere spazieren gehen, gehe ich eben laufen. Ich sage immer, ich gehe auch spazieren – nur eben etwas schneller“, erzählt sie lachend. Zwei- bis dreimal pro Woche läuft sie, jeweils etwa eine bis eineindreiviertel Stunden – „in meinem Wohlfühltempo“. Für Reißer bedeutet das etwa zehn Stundenkilometer schnell. Jahreszeitbedingte Trainingspausen gibt es bei ihr nicht„Jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Reiz“, findet sie. Mit der richtigen Kleidung sei auch Kälte kein Problem. Uhr oder Pulsmesser zieht sie zum Laufen aber nie an, lieber höre sie einfach auf ihren Körper. „Wenn mir nicht nach Laufen ist, dann laufe ich eben nicht“, sagt sie. Und wenn sie Termine habe, dann komme es schon mal vor, dass sie nur einmal in der Woche die Joggingschuhe anziehe. Das rate sie auch Laufanfängern: Es langsam angehen lassen und sich nicht überfordern – Tempo und Distanzen kämen dann von alleine.

Der erste und letzte Berglauf

Auch bei Wettkämpfen verzichtet sie auf eine Uhr: „Das würde mich nur unter Druck setzen.“ Ohnehin gehe es ihr nicht ums Gewinnen, viel wichtiger sei das Gemeinschaftsgefühl. Deshalb nimmt sie es auch gelassen, wenn sie mal nicht unter den ersten Läuferinnen das Ziel erreicht. So wie beim 18. Südtirol Drei Zinnen Alpine Run, an dem sie im September teilgenommen hat. „Es war mein allererster Berglauf und nochmals würde ich mir das nicht antun“, gibt sie zu. Der Drei Zinne Lauf zählt zu den härtesten Bergläufen Europas: Auf 17,5 Kilometern geht es durch die Sextener Dolomiten, 1350 Höhenmeter sind zu überwinden. Da sei sie schon an ihre Grenzen gekommen und habe gedacht „hoffentlich schaffe ich das überhaupt“, erzählt Reißer. Die Oberschenkel hätten gebrannt, an vielen Passagen habe sie die Hände einsetzen müssen. Nach drei Stunden und 22 Minuten kam sie schließlich als zwölfte ihrer Altersklasse ins Ziel - von dreizehn Teilnehmerinnen. Zwar habe sie im Vorfeld auf steilen Strecken in den Hedelfinger Weinbergen, an der Teck und in Hafling in Südtirol trainiert, erzählt sie. Am Ende sei sie dann aber doch nicht ganz auf die Härte der Dolomiten vorbereitet gewesen. Zufrieden ist sie mit ihrer Leistung trotzdem: „Ich bin oben angekommen, das ist das Wichtigste. Und die Kulisse war einfach toll!“ Das sei ihr absolutes Highlight in diesem Jahr gewesen.

Im letzten Jahr habe sie die Alpen per Mountainbike überquert – so suche sie sich jedes Jahr eine neue sportliche Herausforderung. Für das nächste Jahr habe sie zwar noch keine konkreten Pläne, aber irgendetwas werde sich schon finden, sagt sie schmunzelnd. Mit dem Laufen aufhören wolle sie jedenfalls noch lange nicht.