Demnächst im Theater, hier 2012 noch im Studio von Sky: Harald Schmidt Foto: dpa

Er will an die alten Erfolge als Late-Night-König anknüpfen: In der kommenden Saison tritt Harald Schmidt in der neuen Reihe „Echt Schmidt“ im Stuttgarter Schauspielhaus auf.

Stuttgart - Er kann’s nicht lassen. Warum sollte er auch? Von seiner Schlagfertigkeit hat Harald Schmidt, seit er sich vor fünf Jahren als Showmoderator und Stand-up-Comedian aus dem Fernsehen verabschiedete, kaum etwas eingebüßt. Ob als Videokolumnist für „Spiegel online“, ob als gefragter Interviewpartner oder – in einer ironischen Volte – als Kreuzfahrtdirektor Schifferle auf dem „Traumschiff“: Noch immer ist er auf der Höhe der Zeit und einige Pointen drüber. Jetzt also sein Comeback als Late-Night-Talker – nicht im Fernsehen, sondern im Theater, nicht täglich ab 23 Uhr, sondern sechsmal ab 21 Uhr, der Entertainer ist mit seinen 62 Jahren nicht mehr der Jüngste: „Echt Schmidt. Eine Show-Reihe der ehrlichen Worte“ im Stuttgarter Schauspiel, Premiere am 28. September!

Mit der offiziellen Verkündung der sensationellen Wiedergeburt des Late-Night-Königs hält sich das Theater noch zurück, aber bekennende Tratschbasen, zu denen auch Schmidt gehört, gibt es viele. Es heißt, die Showidee sei bei Ützel Brützel in der Stuttgarter Königstraße ausgebrütet und per Handschlag zwischen dem Komiker Schmidt und dem Intendanten Kosminski besiegelt worden. Danach hätten sie sich sehr hip gefühlt. „Wir wollen alte Gewohnheiten bewusst dystopisch bearbeiten“, wird der auf dem Nürtinger Hölderlin-Gymnasium zum Intellektuellen gereifte Schmidt zitiert, der zugleich eingesteht, dass er sich von seinen Abenden selbst überraschen lassen wolle: „Des isch mei kindliche Neugier. Wenn i die nemme hab, hör’ i auf mitm Theater“ – und also beabsichtige er, sich informiert und scharfzüngig durch unsere Gegenwart zu kommentieren.

Schmidt im Ballett – auch das kann noch kommen

Dass sich Schmidt, der als „Dirty Harry“ einst Comedymaßstäbe setzte, heute als Youtube-Ikone sieht, versteht sich von selbst. Das schlägt sich auch in den diversen Arbeitstiteln für die Auftritte im Schauspielhaus, der „legendären Bühne zwischen Baugrube und Adenauer-Allee“, nieder. „Echt! Schmidt?“ sei genau so diskutiert worden wie „@cht???sc#midt“. Proben, feste Texte und andere Leute auf der Bühne wird es auf jeden Fall nicht geben, was schon mal echt Rezo ist. „Für so was schmeißen wir im Staatstheater kein Geld raus“, soll Schmidt gesagt haben, was den Geschäftsführenden Intendanten des Hauses, Marc-Oliver Hendriks, gefreut haben dürfte. Hendriks ist derjenige, der aufs Geld aufpassen muss – und derjenige, der Schmidt bei der jüngsten Spielplankonferenz ohnehin schon als neuen „Assistenten“ vorgestellt hat. Zu Recht!

Eigens fürs Programmbuch hat Schmidt nämlich ein „Kabinett der rätselhaften Theaterfunde“ zusammengestellt, das von „Vierkantschlüssel“ über „Direktionspiepser“ bis zum „Teppichmesser“ reicht – wobei Kollege Schmidt, der sein Handwerk Ende der Siebziger an der Stuttgarter Schauspielschule lernte, schon seit Jahren dem Hause dienlich ist: früher als Darsteller seiner selbst in Pollesch-Inszenierungen unter Hasko Weber, heute und noch immer aktuell als Haushofmeister in der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“. Jetzt fehle nur noch eine Sparte, meinte Hendriks bei der Saisonvorschau: das Ballett – und Harald Schmidt als Tänzer. Nun, auch das kann noch kommen. Echt Schmidt halt!

Die Harald-Schmidt-Show läuft am 28. September, am 31. Oktober, am 12. Dezember und im kommenden Jahr am 5. März, am 11. Mai und am 19. Juni.