Manche Frauen entscheiden sich bewusst für eine Sterilisation als Verhütungsmethode. Foto: imago images / Panthermedia/"vksdesigns"

Nie mehr schwanger werden und das ganz ohne Verhütungsmittel: Es gibt Frauen, die sich bewusst für den Schritt der Sterilisation entscheiden. Was das bedeutet, warum viel Überzeugungsarbeit nötig ist und welche Risiken bestehen, erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Stuttgart - Ich kann mich noch an eine Patientin erinnern, die war damals 24 Jahre alt und hatte schon vier gesunde Kinder zur Welt gebracht. Eines Tages hat sie sich dann für eine Sterilisation entschieden. Eigentlich verständlich, weil für sie die Familienplanung abgeschlossen war. Wenn sich allerdings eine Frau für eine Sterilisation entscheidet, stößt das meist auf großes Unverständnis. Für viele scheint die Tatsache, dass Frauen Kinder bekommen, bestehendes Gesetz zu sein und diese Gabe dürfe man sich doch nicht so endgültig nehmen lassen. Sätze wie: „Andere Frauen wären froh, wenn sie Kinder bekommen könnten“ oder die Frage: „Und was, wenn du doch noch eins willst?“ begleiten die Frauen wohl bis zur Menopause.

Doch am Ende ist es keine Gewissensfrage, sondern die Entscheidung jeder Frau und auch ein Stück weit Emanzipation. Dennoch haben wir als Gynäkologinnen auch eine Verantwortung und sicherlich spielen einige Faktoren eine Rolle, die für oder auch gegen diesen einschneidenden Schritt sprechen. Eine Sterilisation ist eine Möglichkeit, aber auch diese muss man immer kritisch sehen und hinterfragen. Denn rückgängig machen kann man eine Sterilisation kaum.

Frauen müssen oft Überzeugungsarbeit leisten

Auch, wenn es kein gesetzliches Mindestalter für eine Sterilisation gibt, sollte das Alter der Frau nicht außer Acht gelassen werden. Es gibt durchaus Frauen, die früh wissen, dass sie nie Kinder oder keine Kinder mehr bekommen wollen. Aber es ist sicherlich ein Unterschied, ob die Frau 28 oder 38 Jahre alt ist. Es kommt auch auf die jeweilige Geschichte an. Ich sage immer: Man weiß nie, was das Leben noch so bringt. Daher steckt vor einer Sterilisation meist sehr viel Überzeugungsarbeit seitens der Frau. Nicht wenige klappern einen Arzt nach dem anderen ab, bis sie dann einen überzeugen können.

Die Operation geschieht dann in Vollnarkose, bei der die Frau beatmet werden muss. Denn, um an die Eileiter zu kommen und genügend Platz zu schaffen, wird der Bauch mit Gas aufgeblasen. Zudem wird eine Sonde über die Scheide in die Gebärmutter eingeführt, damit diese angehoben und bewegt werden kann. Dies ist nötig, um den Eileiter komplett freizulegen und keine anderen Organe zu verletzen. Dann werden über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel alle nötigen Instrumente in den Bauch geführt.

Die eigentliche Sterilisation ist dann kein großer Akt mehr. Die Eileiter werden mit Wärme an zwei bis drei Stellen verklebt oder auch komplett durchtrennt. Diese Methode wird hier am häufigsten angewandt. Ganz ohne Risiko ist der Eingriff natürlich nicht. Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es zudem zu Verwachsungen oder Blutungen kommen.

Die Kosten trägt die Frau selbst

Und was passiert nach einer Sterilisation hormonell? Nichts! Es gibt keinen Unterschied, denn auch ein Eisprung findet weiterhin statt. Doch nun kommt das Ei nach dem Eisprung einfach nicht weiter, wie bei einer gesperrten Autobahn, und löst sich dann irgendwann von selbst auf. Daher haben die Frauen auch weiterhin einen normalen Zyklus samt Blutung.

Die Kosten für den Eingriff muss jede Frau selbst übernehmen. Das sind etwa 600 bis 1.000 Euro – denn es gibt kaum medizinische Indikatoren für eine Übernahme der Krankenkassen.

Unsere Kolumnenreihe „Lasst uns über ... reden“ über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick