Männer, die viel Pornos schauen, finden ihr eigenes Sexleben oft langweilig. Das hat Folgen. Foto: AdobeStock/adobestock.com

Pornos guckt fast jeder (Mann), was wird daran schon so schlimm sein? Unsere Kolumnistin Claudia erklärt, warum zu viel Pornokonsum zu Erektionsstörungen führen können – und ab welchem Punkt man sich besser andere Gedanken machen sollte.

Stuttgart - Ich war mal für einen Vortrag in einer 8. Klasse und sprach jeweils mit den Jungen und jeweils mit den Mädchen. Es ging um Aufklärung, Sex, Pornos und so. Bei den Mädels drehten sich die Fragen hauptsächlich um Verhütung. Bei den Jungs fragte einer: „Können Frauen wirklich spritzen, wenn man sie hart vögelt?“ Er habe das in einem Sexfilm gesehen.

Porno macht viel mit den Köpfen der Menschen. Das fängt in jungen Jahren an und entwickelt sich meistens in immer extremere Richtungen, je häufiger man Pornografie konsumiert. Außerdem finden Männer, die viele Pornos gucken, ihr eigenes Sexleben oft langweilig.

Das liegt an der Dopamin-Produktion, der Stoff, der für Glücksgefühle und Belohnungsverhalten verantwortlich ist. Es ist Neurochemie. Wenn man etwas aufregend findet, befeuert es das Gehirn, eine Art Rausch entsteht. Doch je höher die Reizschwelle gesetzt ist, desto geringer wird der Reiz, wenn es dann zum echten Geschlechtsverkehr kommt.

Eigenes Körpergefühl statt Pornofilme

Das ist ein bisschen, wie wenn du nie scharf isst. Da reicht Pfeffer, dass du merkst, wie es brennt. Wenn du ständig Tabasco isst, musst du die Dosis immer mehr steigern, um die Schärfe zu schmecken.

Wie beim Tabasco-Esser stumpft der exzessive Pornokonsument neurologisch ab. Irgendwann sind dann auch krasse Formen der Darstellungen gar nicht mehr spannend. Und irgendwann kann das in manchen Fällen sogar zu Impotenz führen.

Aber auch wenn es nicht so weit kommt, frage ich junge Männer: Wer will nur noch Sex mit seiner Hand haben? Denn das Gehirn ist in jungen Jahren ohnehin anfälliger für Reize. Plump gesagt: Mit 15, 16 haben Jungs sofort einen Ständer, allein wegen der Hormonausschüttung.

Gerade in diesem Alter sollte man seine Aufmerksamkeit deswegen lieber mehr auf das eigene Körpergefühl richten statt auf Pornofilme. Wie fühlt es sich an, wo und wie berührt zu werden?

Alarmsignale, die Mann auf jeden Fall ernst nehmen sollte – und das gilt für alle Altersklassen: Wenn man ohne Pornografie nicht mehr zum Abschluss kommt, ist etwas in Schräglage geraten.

Warum gucken Frauen weniger Pornos?

Bis jetzt habe ich bewusst nur von Männern gesprochen. Warum existieren die Gefahren für Frauen nicht? Das hat evolutionsbiologische Gründe. Frauen sind optisch – im Kopf – einfach nicht so leicht erregbar und springen mehr aus Berührungen und das Begehrtwerden an. Körperlich werden sie zwar sogar eher erregt – es gibt Studien zur Feuchtigkeitsbildung, die beim Anblick von Sex im Tierreich ausgelöst werden soll – aber das entscheidende Klicken im Kopf bleibt aus.

Hinzu kommt, dass Frauen kritischer auf die Darstellungen in den meisten Pornos blicken. Oft vermitteln Pornos mehr oder weniger subtil frauenfeindliche oder frauenverachtende Botschaften.

Was die neuronale Latte angeht, sind Frauen und Männer aber prinzipiell gleich beschaffen. Sprich: Wenn eine Frau exzessiv Pornos schaut, wird auch sie nicht mehr so schnell erregt. Zumindest lässt sich das vermuten.

Wie bei allem gilt: Die Dosis macht das Gift.

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