Menstruationstasse, Tampons oder Binden? Frauen haben die Qual der Wahl. Foto:Adobe Stock Foto:  

Ist die Periode noch immer ein Tabu-Thema? Für die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn zumindest nicht. In unserer Kolumne erklärt sie, warum freie Menstruation Quatsch ist, was Joghurt auf einem Tampon bringt und was ein guter Orgasmus bewirken kann.

Stuttgart - Ich lese und höre es derzeit immer häufiger: Frauen, die sich einmal im Monat befreien wollen. Nicht nur von ihrer Gebärmutterschleimhaut, sondern auch von Tampons oder Binden. Freie Menstruation ist ein Trend. Periode ohne Hygieneartikel, für mich persönlich ist das aber quatsch. In welcher Zeit leben wir denn und wozu haben wir Tampons? Und wie oft muss man dann bitte die Waschmaschine anschmeißen?

 

Die Angst vor Tampons und ihr Ruf, die Periode beispielsweise künstlich zu verstärken, ist unbegründet. Ja, 1980 starben in Amerika einige Frauen, nachdem sie Tampons der Marke „Rely“ benutzt hatten, die mit einer neuen Zusammensetzung auf den Markt kamen. Die Ursache hierfür war das sogenannte toxische Schocksyndrom (TSS). Seither sind die Verpackungen mit dem Hinweis versehen, dass Frauen Tampons nie länger als acht Stunden tragen sollten – selbst wenn die Blutung nur gering ist. Denn der Tampon saugt Blut auf, bei angenehmen 37 Grad und einem idealen Milieu können sich so aus Bakterien Toxine bilden und ins Blut gelangen. Daher sollte Frau durchaus auf die Qualität des Produkts achten, das sie sich einführt.

Und ja, Tampons machen die Scheide komplett trocken. Das kann richtig unangenehm sein. Aber auch hierfür gibt es einen Trick. Neben speziellen probiotischen Tampons aus dem Handel, die frühzeitig die Scheidenflora wieder aufbauen, kann man auch ein wenig Joghurt auf die Spitze des Tampons tupfen und dann einführen – aber bitte nur Naturjoghurt. Das hat den gleichen aufbauenden Effekt, ist günstiger und wirklich nicht schädlich.

Sex während der Periode kann Beschwerden lindern

Auch Menstruationstassen können eine Alternative zu Tampons und Binden darstellen. Der Gebrauch ist deutlich umständlicher, weil das Blut regelmäßig aus der Tasse gewaschen und sie abgekocht werden muss. Diese Möglichkeit gibt es schon seit Ende der 1930er Jahre und ist in den vergangenen Jahren wieder in Mode gekommen. Gänzlich ohne Nachteile ist die Tasse aber nicht. Was eigentlich nur Tampons zugesprochen wird, gilt auch hier: Bleibt die Tasse zu lange in der Vagina und sammelt sich zu viel Blut, kann es auch hier zum TSS kommen.

Nichtsdestotrotz zeigen die Beispiele der Menstruationstassen und der freien Menstruation, dass durchaus offen über die Monatsblutung gesprochen wird. Dass es ein Tabu-Thema sein soll, sehe und erlebe ich nicht. Es ist ja auch etwas völlig Normales, da sollte man auch nicht künstlich eine große Sache daraus machen. Nur junge Mädchen reden nicht so gerne über ihre Periode. Da heißt es dann „Tante Emma“ oder „Erdbeerwoche“. Daran könnte sich tatsächlich noch etwas ändern.

Auch daran, dass Sex während der Periode völlig in Ordnung ist – man muss halt nur die Laken öfters waschen. Und nicht vergessen: Ein guter Orgasmus kann alles, auch Regelbeschwerden lindern. Mythen, dass beim Sex das Blut wieder zurück in die Gebärmutter geschoben wird oder ein Blutstau entsteht, stimmen nicht. Also tut, was euch guttut!