Zoff im Bett ist bei vielen Paaren keine Seltenheit – aber warum schaffen es viele nicht, einfach ehrlich und nett gleichzeitig zu sein? Foto: Prostock-studio - stock.adobe.com/Konstantin Postumitenko

Warum kriegst du keinen hoch? Ich habe doch alles gemacht! Bei allen anderen Partnern hat das immer geklappt! Der Tonfall im Bett ist der schönsten Nebensache der Welt oft nicht angemessen – unsere Kolumnistin Claudia Huber versucht sich an einer Erklärung.

Stuttgart - Wie gehen wir eigentlich miteinander um, wenn wir Sex miteinander wollen? Liebevoll ist das leider nicht immer. Wenn Frauen nicht zum Orgasmus kommen, bauen viele Männer Druck auf. Frauen sagen, wenn ein Mann keinen hoch kriegt, manchmal: „Ich hab’ doch alles gemacht – warum steht er jetzt nich?!“ Viele Paare, bei denen es eigentlich sonst in der Beziehung läuft, legen im Bett einen Tonfall an den Tag, der manchmal das genaue Gegenteil bewirkt, was sich beide wünschen. Dabei ist in diesem intimen Bereich eigentlich ganz besondere Sensibilität gefragt.

Meine Hypothese, warum der Ton im Bett trotzdem oft so rau ist, ist folgende: Menschen sind hier unglaublich unsicher oder Narzissten. Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die man therapieren sollte, für alle anderen gibt es zum Glück mit ein wenig Reflexion die Möglichkeit, besser zu kommunizieren.

Oft sind es nämlich ganz menschliche Regungen, die den Rüpel in uns wecken. Männer fragen sich häufig: Was ist, wenn ich’s nicht bringe? Sie haben Versagensängste. Und Frauen fragen sich vielleicht: Bin ich hübsch genug, gut genug, das zu bieten, was er will?

Manche Menschen werden pampig

Diese Anspannung sorgt dann dafür, dass wir dazu neigen, den eigenen Stress auf den anderen abzuladen. Um das eigene Ego zu schützen, sagen wir solche Sätze: „Das gab doch noch nie Probleme, andere Partner mochten’s, es hat so doch immer geklappt.“ Wenn man dachte, man sei ein genialer Liebhaber und der Partner reagiert nicht wie gewünscht, werden manche Menschen pampig.

Besonders bei frischen Beziehungen kann es schnell vorkommen, dass wir so reagieren. Wir bringen alle eine Erwartungshaltung mit, der oft schnelle Enttäuschung folgt, wenn das Gegenüber nicht intuitiv erfassen kann, wie wir es mögen; wenn die Person nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat.

Die anfängliche Enttäuschung, wenn es im Bett nicht so klappt, ist dabei völlig okay. Und wenn man merkt das wird nix und Sex eine hohe Priorität für einen hat, gilt: Abschiede gehören zum Leben dazu.

Sofort das Handtuch zu werfen, muss aber auch nicht die Lösung sein. Manchmal muss man sich eben – vor allem dann, wenn man zuvor länger in einer festen Beziehung war – neu einstellen und Offenheit für den anderen Menschen entwickeln. Das Gespräch suchen.

Unqualifizierte Kommentare runterschlucken

Zum Beispiel fragen: Macht dir das so eigentlich Spaß? Kannst du mir zeigen, wie du es magst? Es zeugt von Größe, sich selbst verletzlich zu machen und kostet oft wahnsinnig viel Überwindung. Das sollte auch honoriert werden und nicht mit Überheblichkeit à la: „Das müsstest du doch wissen“, abgetan werden. Anschuldigungen bringen überhaupt nichts – der Partner ist dann nur geknickt und die Kontaktfähigkeit geht komplett flöten. Deswegen: die unqualifizierten Kommentare einfach runterschlucken.

Wer das schafft, kann eine wirklich aufregende Reise erleben und auch selbst wirkliche Wertschätzung erfahren. Und auch eine Beziehung, bei der es anfangs sexuell vielleicht holpert, hat dann eine Chance.

Hier geht es zur Übersicht unserer Kolumne „Lasst uns über ... reden“: Über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick