HP-Viren können zu Gebärmutterhalskrebs führen, aber so weit muss es nicht kommen. Foto: imago images/ZUMA Press/La Nacion

Fast jeder infiziert sich im Laufe seines Lebens mit ihnen, bei den meisten bleiben humane Papillomviren ohne Folgen. Doch HPV kann auch anders verlaufen. Warum daher die richtige Vorsorge und eine Impfung so wichtig sind, erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Stuttgart - Etwa 80 Prozent aller Frauen (und auch viele Männer) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, also den humanen Papillomviren. Von dieser Virusgruppe gibt es weit über 100 verschiedene Typen, aber nicht alle sind problematisch. Sie infizieren bestimmte Zellen der Haut und der Schleimhäute – nicht nur im Genitalbereich. In 95 Prozent der Fälle bleibt die Infektion unbemerkt, heilt von selbst wieder ab und es passiert gar nichts. So auch beim sogenannten Zervixschnupfen bei Frauen. Bei den restlichen fünf Prozent können sie im schlimmsten Fall zu Gebärmutterhalskrebs führen.

Aber was machen diese Viren im Körper? Übertragen wird HPV durch sämtliche Formen von Geschlechtsverkehr – egal ob oral, vaginal oder anal. Und Überträger sind meist Männer, daher kommt es bei Nonnen seltener vor. Und auch in Ländern, in denen Männer häufig beschnitten sind, ist HPV weniger verbreitet. Denn die Viren sind recht umweltresistent und überleben locker unter der Vorhaut des Penis – aber ebenso an den Genitalien der Frau. Dabei unterscheidet man bei den Erregern zwischen den Eigenschaften low risk und high risk. Bei den weniger risikoträchtigen Viren entstehen beispielsweise Feigwarzen – lästig, aber harmlos.

Regelmäßige Abstiche sind wichtig

Die Viren mit einem höheren Risiko (HPV 16 und 18) dringen hingegen in die Schleimhautzellen ein, verändern das genetische Material und können Gewebeveränderungen verursachen. Ist es einmal im Körper, kann HPV in der Transformationszone, eine Art kleiner Spalt, am Gebärmutterhals eindringen. Nach einer Infektion können Jahre bis Jahrzehnte vergehen, bis durch diese Hochrisiko-Typen Gebärmutterhalskrebs entsteht.

Aber Zervixkarzinome sind vermeidbar – auch ohne ein gänzlich enthaltsames Leben. Vorsorge und regelmäßige Abstriche sind dabei unumgänglich. Beim Abstrich wird eine Probe der Oberfläche und des Eingangs des Gebärmutterhalses genommen. Bei der Untersuchung der Probe wird dann geschaut, wie viele Zellen auffällig sind. Ein ordentlich durchgeführter Abstrich kann so recht früh Veränderungen aufzeigen. Die Diskussion, dass Abstriche erst ab 35 Jahren und nur alle fünf Jahre von den Krankenkassen bezahlt werden sollen, halte ich daher für fahrlässig. Ich hatte schon Patientinnen, bei denen sich innerhalb eines halben Jahres ein Abstrich verändert hat.

Wissen Sie, mit wem Ihre Tochter verkehrt?

Die effektivste Maßnahme ist aber die Impfung. Seit etwa 15 Jahren wird sie für Mädchen bis 18 und teilweise sogar bis 26 Jahre angeboten. Seit knapp zwei Jahren impft man auch Jungs. Sie erkranken zwar seltener an Peniskarzinomen, aber sind Überträger der Viren. Da die Impfung präventiv und nicht heilend ist, wird der Impfstoff mit allen gefährlichen Viren-Typen in der Regel vor dem ersten Geschlechtsverkehr gespritzt. Aber es ist auch danach noch möglich, denn wer weiß schon, ob der erste Sexualpartner die Viren überhaupt übertragen hat.

Doch die Impfquote liegt derzeit bei nur etwa 30 Prozent. Meiner Meinung nach viel zu niedrig. Oft habe ich von Müttern gehört, dass ihre Tochter das nicht bräuchte. Da frage ich mich: warum nicht? Wissen Sie mit welchem Typen Ihre Tochter verkehrt? Die Impfung ist auch nicht schädlich, wie einige meinen, sie ist sehr gut verträglich. Eine gute Vorsorge mit Krebsabstrich und die Impfung sind so wichtig, damit keine Frau mehr an einem Zervixkarzinom sterben muss.

Hier geht es zur Übersicht unserer Kolumne „Lasst uns über ... reden“: Über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick