Cunnilingus, also die orale Befriedigung der Frau, kann sexuell sehr erregend sein – aber alle Beteiligten können sich dabei auch Geschlechtskrankheiten einfangen. Foto: stock.adobe.com/oneinchpunch

Die Stuttgarter SPD hat mit einem Antrag auf dem Bundesparteitag für Aufsehen gesorgt: Apotheken sollen Kondome und Lecktücher frei ausgeben. Lecktücher? Die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Stuttgart - Die Stuttgarter SPD hat mit einem Antrag auf dem jüngsten Bundesparteitag auf Twitter wilde Diskussionen ausgelöst. Der Kreisverband forderte dort bundesweit die kostenlose Ausgabe von Kondomen und Lecktüchern in Apotheken. Lecktücher? Offenbar sind nicht alle mit den Latextüchern, die beim passiven Oralverkehr von Frauen vor Ansteckungen schützen sollen, vertraut. Das legen die Reaktionen in sozialen Netzwerken nahe. So traut dieser Twitter-Nutzer seinen Augen kaum:

In dieser Lesart finden sich hunderte Tweets zum Thema. Sind Lecktücher wirklich so unsinnig, wie manche schreiben und ihre Nutzung eine Frage des Alters? Die Gynäkologin und Kolumnistin unserer Zeitung, Jutta Böhmler Hahn, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Kann man sich beim Oralverkehr mit Geschlechtskrankheiten infizieren?

„Egal ob man Genital-, Anal- oder Oralverkehr hat, bei allen Arten des Geschlechtsverkehrs kann man sich prinzipiell anstecken. Und zwar nicht nur mit den behandelbaren Krankheiten wie Syphilis, wo ein starkes Antibiotikum weiterhelfen kann, sondern auch mit den Viruserkrankungen wie HIV, Hepatitis B oder Herpes. Da reicht ja immer ein winziges Tröpfchen Blut.“

Wie häufig kommt das vor?

„Darüber sind mir keine genauen Zahlen bekannt. Fakt ist aber, dass Frauen sich aus anatomischen Gründen leichter mit Geschlechtskrankheiten infizieren als Männer.“

Sind die Ansteckungsmöglichkeiten beim Cunnilingus beidseitig?

„Ja. Wenn die Vagina auch nur kleinste Verletzungen aufweist, können Keime eintreten. Dasselbe gilt für den Mundbereich der anderen beteiligten Person.“

Was sagen Nutzerinnen über das Lustempfinden?

„Lecktücher bestehen aus hauchdünnem Latex, die Empfindung ist total echt. Allerdings kann ich es als Frau nicht mit der Gefühlsechte vergleichen, die ein Mann bei der Nutzung eines Kondoms verspürt.“

Wann kamen Lecktücher überhaupt auf?

„Das dürfte maximal zehn Jahre her sein. Seit der Zeit, dass Frauen lesbische Beziehungen offener ausleben.“

Wie erklären Sie sich, dass Lecktücher offenbar so unpopulär sind?

„Weil Lecktücher schon ziemlich unpraktisch sind. Da passiert es sehr schnell, dass etwas verrutscht und das ständig zu korrigieren macht vermutlich allen Beteiligten keinen Spaß.“

Warum sind Lecktücher verglichen mit Kondomen so teuer?

„Wenn etwas qualitativ hochwertig sein soll, ist es immer etwas teurer. Außerdem kann man Lecktücher wiederverwenden.“

Gibt es umweltverträgliche Alternativen?

„Nicht dass ich wüsste. Man kann hier keine Jute statt Plastik verwenden.“

Gibt es Alternativen zum Gesundheitsschutz?

„Bevor man mit jemandem ins Bett geht, könnten beide einen AIDS-Test machen, sich gegen Hepatitis A und B impfen und allgemein nicht zu leichtfertig bei der Wahl der Sexualpartner sein. Aber perfekten Schutz garantiert auch ein Lecktuch nicht.“

Was halten Sie von dem Antrag der SPD aus der perspektive des Gesundheitsschutzes?

„Das staatlich zu subventionieren, davon halte ich nichts. Wer mündig ist, sollte beim Sex schon für Schutz sorgen können. Aber das ist meine persönliche Meinung.“

Und so sieht ein Lecktuch aus:

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