Bindungsangst hat viele Gründe, erklärt Paartherapeut Oliviero Lombardi. (Symbolbild) Foto: Unsplash/Priscilla du Preez

Sind wir nun ein Paar? Manche Menschen schaudern, wenn es um Verbindlichkeit geht. Was es mit der Bindungsangst auf sich hat und wie man damit umgeht, erklärt Paartherapeut Oliviero Lombardi.

Beziehungsphobie beziehungsweise Bindungsangst ist, wie das Wort schon sagt, nichts anderes als eine Angst. Dazu gehört zum Beispiel die Sorge, in einer Beziehung zu versagen oder nicht zu genügen. Hierbei handelt es sich um eine versteckte Unsicherheitsstörung, die mit mangelndem Selbstbewusstsein und –vertrauen einhergeht. Hinter einer Bindungsangst kann aber auch eine negative Erfahrung aus einer vergangenen Beziehungen stecken.

 

Ein anderer Hintergrund wäre, dass ein potenzieller Partner gerade über Jahre oder Jahrzehnte in einer Beziehung war, oder sehr jung mit jemandem zusammengekommen ist. Die Lust, sich nach dieser Phase als Single auszutoben und sich nicht direkt wieder binden zu wollen, sollte man aber nicht mit Beziehungsphobie verwechseln.

Angst vor Verletzungen

Bindungsängste und Beziehungsphobie resultieren auch oft draus, dass Menschen heutzutage eher auf ihre Karriere Wert legen und eine Partnerschaft hinten anstellen. Zuerst kommt der Job, dann wird an eine Beziehung oder die Familiengründung gedacht. Das muss gar nichts mit Tinder und Co. zu tun haben. Partnerschaften haben für viele eben nicht die Priorität, um gefühlt im Leben voranzukommen.

Wenn man aber nie den „Richtigen“ findet oder beim Online-Dating feststellt, „dass alle Profile Scheiße sind“, sollte man sich fragen, ob das nicht ein Systemfehler ist und die eigene negative Sichtweise im Weg steht. Ein häufiges Motiv für die Beziehungsunfähigkeit ist nämlich die Angst vor Verletzungen. Diese Angst kommt durch negative Erfahrungen zustande, zum Beispiel, wenn man betrogen wurde oder immer wieder an Punkte kommt, die man nicht lösen kann oder weil die eigenen Eltern ein negatives Beziehungsmodell waren, Stichwort Scheidungskind. Man sollte sich fragen, ob und wodurch man ein gebranntes Kind wurde. Wenn man die Ursachen erkennen kann, sollte sich fragen, was man nun ändern könnte: Was habe ich bisher in Beziehungen selber falsch gemacht? Habe ich ein ungünstiges Beuteschema?

Man kann niemanden „retten“

Man sollte sich auch fragen, inwieweit ist man fähig, jemandem zu vertrauen oder sich selbst so zu zeigen, wie man ist. Oft lassen sich Menschen deshalb nur auf oberflächliche Beziehungen ein, da sie befürchten, nicht zu genügen oder nicht liebenswert zu sein. Und oberflächliche Beziehungen sind unbefriedigend und zum Scheitern verurteilt.

Gerät man hingegen an jemanden, der sich nicht festlegen will und an einer Bindungsangst leidet, sollte man sprichwörtlich die Beine in die Hand nehmen und wegrennen. Leider denken oftmals Frauen, dass sie den beziehungsängstlichen Mann „retten“ oder heilen könnten. Sie hoffen, dass sie die Richtige sind, die ihn umstimmen kann, was nicht der Fall ist, denn meistens hat es nichts mit einem selber zu tun, sondern mit Problemen, die dem Beziehungsphobiker innewohnen. Das kann man letztlich nur von innen heilen, beziehungsweise therapeutisch lösen.

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