Geschminkt, mit Perücke und einfach nur glücklich – Larissa Busik hätte nicht gedacht, dass sie den Tag ihrer Hochzeit noch erlebt. Foto: privat

Larissa Busik ist sterbenskrank und lebt schon deutlich länger, als die Ärzte prognostiziert haben. Die 33-Jährige nutzt die gewonnene Zeit – sie hat geheiratet und sammelt Glücksmomente mit ihren Kindern.

Heiraten, Geburtstag feiern, mit dem Sohn den Schulranzen zur Einschulung kaufen, schön essen gehen – einfach leben. Für Larissa Busik ist das alles andere als selbstverständlich. Die 33-Jährige ist unheilbar krank. Ihr Brustkrebs war in den Lymphknoten und hat in die Knochen und die Leber gestreut. Nach der Diagnose Ende 2023 gaben ihr die Ärzte noch sechs bis neun Monate. Die sind vorbei.

 

Doch die Fellbacherin lebt, kämpft um jeden Tag, nutzt alle Therapien, die möglich sind, und will noch nicht aufgeben. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jetzt im Frühling noch da sein würde. Die Ärzte wissen nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt, aber ich hoffe auf ein Wunder und habe noch einiges vor“, sagt Larissa Busik.

So möchte sie beispielsweise ihren 34. Geburtstag groß feiern, mit Restaurantbesuch, Torte und Gästen. „Nach der Diagnose war nicht mal klar, ob ich den 33. Geburtstag noch erleben werde. Jetzt im April werde ich wieder ein Jahr älter und habe den Kampf noch nicht verloren, das muss mega gefeiert werden“, sagt die Mutter von vier Kindern und weiß gleichzeitig, dass nicht sicher ist, ob sie sich an dem Tag auch fit genug fühlen wird. An guten Tagen ist sie unternehmungslustig und versucht, die geschenkte Zeit so gut es geht zu nutzen und viele Glücksmomente mit ihren Kindern einzusammeln.

Zeit mit den Kindern – der Wunsch gibt Larissa Busik die Kraft, durchzuhalten. Foto: privat

Behandlung des Tumors nicht mehr möglich

Doch die Fellbacherin kennt auch die anderen Tage. Tage, an denen sie nicht aus dem Bett kommt und unter Qualen gerade mal die Gartenbank vor dem Haus erreicht. „Ich bekomme aktuell dreiwöchig eine Kombi aus Chemo- und Antikörpertherapie. Danach schaffe ich es zwei Wochen kaum, das Bett zu verlassen und muss auf die Toilette begleitet werden. Wenn ich dann nicht noch eine gute Woche hätte, bis die nächste Sitzung ist, würde ich nicht mehr durchhalten, weil es gar keine Lebensqualität mehr wäre.“ Dass die 33-Jährige weitermacht, liegt daran, dass sie große Hoffnungen in die aktuelle Therapie setzt. „Die Ärzte haben gesagt, dass es für meinen Tumor keine Behandlung mehr gibt, deshalb habe ich an einer Studie teilgenommen.“ Doch die Nebenwirkungen seien kaum auszuhalten. Die 33-Jährige war schon mehrmals kurz davor, die Behandlung zu beenden. „Ich bin nach jeder Chemo in der Klinik gelandet. Einmal waren die Schmerzen unerträglich, das andere Mal bekam ich keine Luft mehr. Da dachte ich schon mal, dass ich nicht mehr kann und die Schnauze voll habe.“

Jetzt wurde der Wirkstoff für die 33-Jährige reduziert. Seitdem kann sie in den Tagen nach der Behandlung bei ihrem Mann und den Kindern sein. Weil die Zeit begrenzt ist, haben sie und ihr Partner beschlossen, nicht mehr länger mit der Hochzeit zu warten. „Ich muss die Sachen dann machen, wenn es mir gerade gut genug geht. Deswegen haben Sebastian und ich relativ spontan geheiratet und bei uns im Garten gefeiert.“ Doch auch wenn das Fest eher klein und familiär war, und sie immer wieder ausruhen musste, ein opulentes Styling mit Perücke ließ sich die todkranke Frau nicht nehmen. Sie kam im Prinzessinnenkleid und mit Diadem daher – und war glücklich und dankbar. „Dass ich das noch hinbekommen habe, unglaublich.“

Diagnose Krebs: MRT und Biopsie ergaben den schlimmen Befund

Als die junge Mutter – ihre Kinder Lucia, Levio, Mayla und Anabelle sind zehn, fünf, drei und ein Jahr alt – Ende 2023 erfuhr, dass sie Krebs hat, hatte der längst gestreut, und sie war hochschwanger. „Ich bekam Beschwerden, und meine Brust wurde plötzlich komisch hart.“ Ein MRT und eine Biopsie ergaben den schlimmen Befund. Für die Ärzte war angesichts des aggressiven Tumors klar, dass das Baby früher geholt und Larissa Busik sofort mit der Chemo anfangen muss. „In Gesprächen wurde mir erklärt, dass es unheilbar ist“, sagt Larissa Busik. Wer sie reden hört, stark und reflektiert, merkt schnell, dass sie nicht der Typ ist, der sich nach so einer Aussage verkriecht.

Statt aufzugeben, fährt die 33-Jährige seit der niederschmetternden Diagnose zweigleisig – und ist damit schon deutlich weiter gekommen, als sie oder die Ärzte je gedacht hätten: „Ich plane jetzt gerade sogar schon bis zu den Sommerferien, aber gleichzeitig habe ich mein Testament fertig gemacht und an einem besonderen Projekt teilgenommen.“ Ulmer Schatzkiste heißt das Angebot, für das Larissa Busik extra nach Ulm gefahren ist. „Ich wurde schön gemacht, saß dann vor der Kamera und habe anhand von Fragen Erlebnisse und Dinge für meine Kinder erzählt.“ Ihre Psychoonkologin habe sie darin bestärkt, bei dem emotionalen Projekt mitzumachen. Also fuhr sie zum Dreh in eine Villa und hinterlässt ihren Kindern nun – wenn der schlimmste Fall eintritt – eine Schatzkiste mit Flaschenpost. Der Korken ist der USB-Stick mit dem Video drauf. „Das ist ein Kooperationsprojekt mit dem Ulmer Krankenhaus und dadurch umsonst.“

Statt aufzugeben, fährt die 33-Jährige zweigleisig

Larissa Busik achtet sehr aufs Geld. Sie will alles geregelt wissen und auf keinen Fall Schulden hinterlassen. Die Hochzeit hat deshalb ihre Mama gezahlt. Und als die Diagnose klar war, startete die unheilbar kranke Frau eine Spendenkampagne auf der Online-Plattform „GoFundMe“, um ihr Konto auszugleichen und um noch möglichst viel mit den Kindern zu erleben. „Ein Fellbacher Taxiunternehmen hat mir sogar angeboten, mich an den Bodensee zu fahren und wieder abzuholen. Wir haben schöne Sachen unternommen. Wäre toll, wenn das mit dem Bodensee auch noch klappen würde.“ Sie versucht, den Tod beiseitezuschieben und positiv zu denken. Aber immer klappt das nicht. Wenn die Angst zu groß wird, geht Larissa Busik raus in den Garten, durchatmen. „Ich denke mir dann, noch bin ich da und kämpfe. Alles andere wird sich zeigen.“