Am Wochenende werden schwere Maschinen wie diese schwere russische BAT-M-Planierraupe zu sehen sein. Foto: Phillip Weingand

Das Museum Kiemele ist ein eigentümlicher Mix aus Bauernhofromantik, Militariamekka und Schrottplatz. Am Wochenende werden 20 000 Besucher zu einer Schau mit Oldtimern, Panzern und Traktoren erwartet.

Das dumpfe Rattern kommt näher. Meter um Meter bewegt sich der olivgrüne Koloss durch den Dreck vorwärts, bis er zum Stillstand kommt. Die russische BAT-M, eine schwere militärische Planierraupe, hat am Wochenende ihren großen Auftritt, zusammen mit anderen Geräten wie Panzern, Traktoren, Dampfmaschinen, Pflügen, Oldtimerautos und vielen weiteren Maschinen, die so manchen Technikfreaks feuchte Augen bescheren dürften.

Beim „Lanz-Dampf-Festival“ werden 20 000 Menschen erwartet

Der Eingangsbereich Foto: Weingand

Der Ort des Geschehens ist das Schwäbische Bauern- und Technikmuseum in Eschach-Seifertshofen, knapp hinter der Grenze zum Ostalbkreis. Dort laufen derzeit die Vorbereitungen zu einem Event, das sich auf zigtausenden Quadratmetern abspielen und laut den Museumsleitern rund 20 000 Menschen anziehen wird. Pavillons werden aufgestellt, auf dem Gelände reihen sich schon die Fahrzeuge auf. Museumsbesitzer Hans Kiemele ist zuversichtlich: Das „Lanz-Dampf-Festival“ werde wieder ein Publikumsmagnet. Seit den 1980er-Jahren gibt es das Treffen. „Die Jüngeren kommen meist wegen der Panzer, die Älteren wegen der Dampfmaschinen“, sagt Kiemele. Sein Vater hat das Museum, erst mit dem Schwerpunkt auf landwirtschaftlichen Exponaten, in den 1960er-Jahren gegründet. Das Festival ist für ihn eine Chance, wieder mehr Menschen in das Museum zu locken. Zumal es nicht nur um Panzerstahl geht, sondern auch um eine andere Art von Heavy Metal – die Band Grave Digger, unter anderem vom Wacken-Festival bekannt, spielt am Samstag.

Seifertshofen ist nicht gerade der Nabel der Welt. Der kleine Weiler im Ostalbkreis ist schlecht ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden, und ein Museum mit hunderten, oft tonnenschweren Exponaten würde man hier kaum vermuten. „Vor Corona gab es auch Betriebsausflüge, da sind Firmen mit ganzen Omnibussen hergefahren“, erinnert sich Museumsbesitzer Hans Kiemele. Seit der Pandemie gebe es so etwas kaum noch.

Auf zufällige Besucher hoffen kann das Museum also kaum – doch es gibt sie. An diesem Tag sind sogar zwei aus England hier: Simon Roskrow und sein 14 Jahre alter Sohn Elliot befinden sich auf einer Motorradtour quer durch Europa. Eigentlich sind sie unterwegs nach Frankfurt. „Wir haben während der Fahrt den Hubschrauber gesehen – und den Dinosaurier. Da mussten wir uns das hier mal anschauen“, erzählt Roskrow. Es sei ein „strange mix“ hier, eine eigenartige Mischung, sagt er amüsiert.

Hier stehen Straßenkreuzer neben Kampfpanzern

Ein Gepard-Flakpanzer Foto: Weingand

Tatsächlich erschlägt das Museum den Besucher zunächst. Es ist eine Mixtur aus Flugzeugfriedhof, Bauernhofromantik, Militariamekka, Schrottplatz und Oldtimertempel. Das macht schon der Eingang klar, an dem, unter einem verrosteten Wessex-Hubschrauber, eine T-Rex-Skulptur neben einem Hummer im Tarnanstrich steht. Dahinter geht es grade so weiter: Ritterfiguren in Kettenhemd und Rüstung vor landwirtschaftlichen Geräten aus dem vorvergangenen Jahrhundert, Musikinstrumente, daneben Oldtimertraktoren, Straßenkreuzer, schwere Kampfpanzer und Düsenjäger. Auch zwei Zahnradbahnen aus Stuttgart haben hier ihre vorerst letzte Ruhestätte gefunden.

Wie kauft man denn einen Kampfpanzer? Nach der Wende, sagt Kiemele, habe man derartiges Gerät aus meist russischer oder amerikanischer Produktion vergleichsweise gut bekommen können. Krieg verherrlichen wolle man nicht, betont Museumsbetreiber Mario Speidel angesichts der oft waffenstarrenden, tarnfarbenen Exponate: „Uns geht es allein um die Technik. Selbst die einfachsten dieser Maschinen können so faszinierend sein – etwa die russischen Panzer, die man mit den Bremsen lenkt.“

Was die scheinbar willkürlichen Exponate vereint, ist eine Geschichte

F-100-Düsenjäger mit Zacke Foto: Weingand

Auch wer mit Leopard 1, Gepard und Co. nichts anfangen kann oder will, findet im Museum etwas. Denn was die scheinbar willkürlichen Exponate vereint: Jedes hat seine eigene Geschichte. Etwa der Bristol-Sycamore-Hubschrauber mit der Aufschrift „Feuerwehr“, der draußen vor sich hinrostet. „Von ihm gab es nur noch zwei Exemplare, den anderen besitzt Red Bull“, sagt Mario Speidel. Tatsächlich war der Helikopter einst im Löschdienst unterwegs, mit einem 500-Liter-Außenlastbehälter. Oder die riesige Dampfwalze in einer der Fahrzeughallen. „Damit durften nur ledige Männer fahren, so gefährlich war es“, erzählt Speidel.

Wenige Meter weiter steht das nächste Unikat: „Diese Kehrmaschine hier war eine der ersten ihrer Art, sie hat einst rund um den Eiffelturm gekehrt“, sagt Speidel. Ach ja, einen Eiffelturm gibt es hier im Museum auch. Etwas kleiner und aus Holz, aber unverkennbar. Auch der hat natürlich eine Geschichte: „Er stand irgendwo im Schwarzwald und musste einer riesigen Kuckucksuhr Platz machen. Mein Vater hat ihn damals gekauft“, sagt Kiemele.

Event Das „Lanz-Dampf-Festival“ in Seifertshofen beginnt am Freitag, 30. August, mit einer Eröffnungsparty um 18 Uhr. Die Vorführungen mit den diversen Fahrzeugen gibt es dann am Samstag und Sonntag je 10 bis 18 Uhr. Am Samstag spielen ab 18 Uhr drei Metalbands, Headliner ist Grave Digger.