Für sein Engagement wurde Kupsch unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Foto: /Bernd Zeyer

Vor fünf Jahrzenten ist Dieter Kupsch in die Gewerkschaft eingetreten. Seiner Überzeugung ist der heute 81-Jährige stets treu geblieben. Solidarität steht für ihn an oberster Stelle.

Zuffenhausen - Im Jahr 1970 war Willy Brandt Bundeskanzler, die Beatles trennten sich und es gab noch die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), deren Vorsitzender Heinz Kluncker war. 40-Stunden-Woche, 13. Monatsgehalt, 30 Tage Jahresurlaub sowie zahlreiche andere Errungenschaften waren in jenen Tagen bei Weitem noch nicht selbstverständlich. Damals, also vor 50 Jahren, trat Dieter Kupsch in die Gewerkschaft ein. „Als junge Leute glaubten wir, die Welt verändern zu können“, erinnert er sich heute. Solidarität, sich um sozial schwache Menschen kümmern, die Rechte der Arbeitnehmer wahrnehmen, das waren damals genauso wie heute wichtige Themen für ihn. Was sicher auch mit seinem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus zusammenhängt. Seine Mutter engagierte sich gleich nach dem Zweiten Weltkrieg für die SPD, ein Onkel war in Westberlin bei SPD-Legende Egon Bahr beschäftigt.

Kupsch, 1939 im brandenburgischen Bad Freienwalde geboren, landete Anfang der 1950er Jahre selbst in der geteilten Stadt. Seine Großmutter, bei der er in der damaligen Ostzone lebte, packte eines Morgens seinen Schulranzen und schickte ihn zu seiner Mutter nach Westberlin. „Ich dachte, das sei nur übers Wochenende“, erinnert er sich heute schmunzelnd. Das war es nicht, er blieb im Westen. Als einer der Ersten meldete er sich 1957 freiwillig zur neu gegründeten Bundeswehr. Zunächst diente er bei der ersten Luftlandedivision in Böblingen, später wechselte er in die Bundeswehrverwaltung. 1968 landete Kupsch schließlich im baden-württembergischen Innenministerium. Zwei Jahre später trat er dann in die ÖTV ein – wo er gleich Vertrauensmann wurde. Dabei blieb es freilich nicht lange: Delegierter der Landesverwaltung, Mitglied des Landesvorstandes Allgemeine Verwaltung, das Mitwirken in zahlreichen Ausschüssen – die ehrenamtliche Arbeit in den verschiednen Gremien gehörte für Kupsch jahrzehntelang zum Leben. Ebenso wie seine Tätigkeit für die SPD, in die er im Jahre 1979 eintrat und für die er lange Zeit im Zuffenhäuser Bezirksbeirat saß. „Ich war stets ein überzeugter Genosse“, erzählt der heute 81-Jährige. Auch wenn er nicht immer mit allem einverstanden war. Vor allem die Verschmelzung der ÖTV zusammen mit vier anderen Dienstleistungsgewerkschaften zur „Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Jahr 2001 ging ihm gegen den Strich.

Seit 1970 Gewerkschaftsmitglied

Mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Dass Kupsch sowohl mit dem Bundesverdienstkreuz als auch mit der Landesehrennadel ausgezeichnet worden ist, hat nicht zuletzt mit seinem gewerkschaftlichen Engagement zu tun. Nach wie vor verfolgt er gespannt die Tarifverhandlungen. Mit dem jüngst erzielten Ergebnis für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ist er nicht ganz zufrieden. „Das reißt einen nicht vom Hocker“, sagt er und gibt zu bedenken, dass gerade das Pflegepersonal in diesen schwierigen Zeiten enorm viel leistet.

Nach wie vor hält Dieter Kupsch die Arbeit der Gewerkschaften für unverzichtbar. In Zeiten, in denen immer mehr ausländische Firmen, vor allem aus den USA, ein geringes Interesse daran hätten, Betriebsräte zu bilden und Arbeitszeit- und Lohnregelungen einzuhalten, sei es immens wichtig, sich gegen solche Machenschaften zu stemmen. Sein eigenes Engagement komplett zurückfahren möchte er trotz seines Alters nicht: „So lange es geht, geht’s!“