Andrea Klutt vom SchuhLaden in der Ostendstraße ist mit dem Langen Samstag „relativ zufrieden“ Foto: Georg Linsenmann

Der erste „lange Samstag“ in Ostheim stößt nur teilweise auf Resonanz. Auch der Martini-Markt in Gablenberg leidet unter dem Wetter.

S-Ost - Mit einem halben Dutzend Geschäften hatte sich immerhin ein Fähnlein von Aufrechten gefunden, um gegen des erstmalige Verbot eines verkaufsoffenen Sonntags rund um den Ostendplatz Präsenz zu zeigen: mit einem „langen Samstag“, bei dem die Beteiligten bis 22 Uhr offenhalten wollten. Theoretisch wenigstens, denn wer als Kunde etwa bei Schreibwaren Wenzel vom langen Samstag profitieren wollte, der musste zeitig dran sein. Gegen Abend sind hier längst die Lichter aus. Aber zu der Zeit könnte man in der Haußmannstraße eh schon die Bürgersteige hochklappen.

Kampf um jeden Kunden

Elena Heisler, die als Passantin eben um die Ecke kommt, bedenkt das höchstens mit einem Schulterzucken: „Zum Martini-Markt bin ich ab und zu gegangen. Inzwischen ziehe ich einen ruhigen Sonntag mit der Familie vor, und den langen Samstag brauche ich nicht.“ Gleichwohl ist ihr klar, „dass die Einzelhändler um jeden Kunden kämpfen müssen“, sie wird aber gleich wieder grundsätzlich: „Wir sind sowieso so dekadent und überfüllt. Es gibt genug Gelegenheiten zum Einkaufen.“

Für David Klietsch aber wäre „der Samstag stressiger geworden, wenn hier normal offen gewesen wäre. Jetzt muss ich nicht mehr auf die Uhr schauen“, sagt der junge Vater im SchuhLaden in der Ostendstraße und fügt hinzu: „Ich bin sowieso dafür, die kleinen Geschäfte zu unterstützen. Und im Osten hat man ja alles!“ Gegen 20 Uhr ist in dem Ladern noch hübsch Betrieb: „Wie den ganzen Tag schon!“, ruft die Geschäftsführer Andrea Klutt zwischen Kasse und nächster Kundenberatung. Zum Reden hat sie jetzt noch keine Zeit.

Ruhiger geht es in der Ostend-Buchhandlung zu. Schon von Haus aus. Eine Mutter sucht mit ihrer Tochter noch ein Buch für die Präsentation in der Schule: „Diesmal nichts Pferdisches, sonst lachen die Jungs“, sagt die Sechstklässlerin. Drei weitere Kundinnen blättern mit Muse in der Fülle des neu erschienenen Lesefutters. Inhaber Ulrich Schlote spricht um 20.30 Uhr vom langen Samstag schon in der Vergangenheitsform: „Es war ein Versuch, dieser seltsamen Verbindung von Gewerkschaft und Kirche zum Sonntagsverkaufsverbot etwas entgegen zu setzen.“ Dass in Gablenberg geht, was in Ostheim verboten ist, findet er „lächerlich“, das Ergebnis des „Versuches“ hier sei eindeutig: „Sonntags waren immer viele Leute unterwegs, wir konnten uns auch bei Neukunden profilieren. Das fehlt heute völlig. Aber wenn man es nicht versucht, weiß man es auch nicht.“ 20 Minuten später schaut er mal auf die Straße, zögert aber trotz des inzwischen leeren Ladens, vor der Zeit zu schließen.

Kerniges Lachen

Entschlossen bis zum Ende durchhalten will Andrea Klutt. Gut eine Stunde vor Torschluss kann sie sich endlich mal setzen: „Ich bin zufrieden. Aber klar ist auch, dass das nur eine schwache Alternative zum offenen Sonntag ist. Und ohne Prozentaktionen brauchst du erst gar nicht antreten“, sagt sie und betont: „Wir müssen Flagge zeigen, und das haben wir auch getan.“ Ihre gute Laune lässt sich Klutt eh nicht vergällen. Also setzt sie noch einen drauf: „Heute haben wir der Innenstadt gezeigt, was eine Harke ist!“ Mit einem kernigen Lachen garniert, dass Zweifel eh keine Chance hätten.