Der Teenager befinde sich in akuter Lebensgefahr. (Symbolbild) Foto: IMAGO/Maximilian Koch/IMAGO/Maximilian Koch

Ein 13-Jähriger klettert nahe Hannover auf einen Zug - dann trifft ihn ein 15 000 Volt starker Stromschlag. Er schwebt in Lebensgefahr. Auch andere Jugendliche neigen zu solchen Aktionen. Warum tun sie das?

Jugendliche klettern auf Waggons und Oberleitungsmasten - oder machen Selfies auf den Gleisen: Die Bundespolizei hat entschieden vor derartigen Mutproben gewarnt. Meist endeten solche Aktionen tödlich oder mit schwersten Verletzungen, teilte die Behörde am Dienstag in Hannover mit. In Langenhagen bei Hannover zog sich ein 13-jähriger Junge schwerste Verbrennungen zu, weil er der Oberleitung zu nahe kam und einen 15 000 Volt starken Stromschlag erhielt. Der Teenager sei weiter in „akuter Lebensgefahr“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Im nordrhein-westfälischen Schwerte war ein ebenfalls 13-Jähriger am Montagabend auf einen Waggon im Güterbahnhof geklettert - ein Stromschlag verletzte ihn lebensgefährlich. Sein Zustand sei weiterhin kritisch, teilte die Polizei mit. Nach bisherigen Erkenntnissen wollte der 13-Jährige mit seiner 15 Jahre alten Schwester auf dem Gelände Fotos machen.

Bereits am Sonntagabend war der 13-Jährige in Langenhagen auf einen Baustellenzug geklettert - ein Lichtbogen von der Oberleitung traf ihn. Die Spannung sei 65 Mal stärker als in einer handelsüblichen Steckdose, betonte der Sprecher der Bundespolizei. „Und es kann auch schon tödlich enden, wenn man sich noch im Abstand von bis zu zwei Metern von der Stromleitung befindet.“ Der Junge wurde mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht.

Anwohner hörten Knall

Den Angaben zufolge war der 13-Jährige mit sechs Freunden am Bahnsteig des S-Bahnhofs Langenhagen Pferdemarkt nördlich von Hannover unterwegs. Dort sei er über Gleise gelaufen und auf einen abgestellten Baustellenzug geklettert. Die Jugendlichen sind laut Bundespolizei im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Vernommen worden seien sie noch nicht, sie seien in psychologischer Behandlung, sagte der Sprecher.

Anwohner hatten den Angaben zufolge einen Knall sowie einen hellen Lichtschein gemeldet. Die anderen Jugendlichen brachten den 13-Jährigen, der vom Zug gefallen war, zum Bahnsteig und leisteten Erste Hilfe.

Selfies, Leichtsinn, Mutproben

Fast monatlich registriert die Bundespolizei den Angaben zufolge Bahnstromunfälle mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Heranwachsenden. Der Grund: Die Betreffenden kletterten auf Waggons und Strommasten, ein weiterer Grund sei das sogenannte S-Bahn-Surfen. Zurückführen lasse sich der überwiegende Teil der Unfälle auf Selfies, Leichtsinn oder Mutproben. Erkenntnisse aus der Auswertung der Handys der Jugendlichen gebe es noch nicht, erklärte der Sprecher.

Ebenfalls am Sonntagabend waren in Osnabrück zwei Mädchen im Alter von 16 Jahren auf einen abgestellten Bahnwaggon geklettert. Ein Bahnmitarbeiter entdeckte die beiden Jugendlichen und ließ den Strom der Oberleitung abstellen sowie den Streckenabschnitt sperren. Beide Mädchen blieben unverletzt. In Hamburg-Harburg kletterten am Wochenende zudem eine 20-Jährige und ein 23-Jähriger auf Oberleitungsmasten - auch sie blieben unverletzt.