Fanny di Favola Foto: House of Rough Arts

Die Qual der Wahl: Unter mehr als 500 Angeboten können die Interessenten der Langen Stuttgart-Nacht auswählen, die am Samstag, 17. Oktober, bereits zum 14. Mal stattfindet. Geboten wird eine Burlesque-Show ebenso wie eine Beerdigungszeremonie mit New-Orleans-Jazz auf dem Friedhof in Heslach.

Stuttgart - Wer soll das bezahlen? Das wird, um mal einen alten Schlagertext zu zitieren, beim Vorverkaufspreis von 15 Euro (Abendkasse 17 Euro) kein Problem sein. Die viel interessantere Frage lautet: Wer soll all das erleben? Wer ist in der Lage, sich auch nur einen Bruchteil dessen zu Gemüte zu führen, was am Samstag, 17. Oktober, bei der mittlerweile 14. langen Stuttgart-Nacht geboten wird.

Dabei ist das Prinzip dieses kulturellen Dauerbrenners denkbar einfach: Sich das Billett kaufen, zwischen die Menschemassen in einen der Shuttle-Busse drängen, ein paar Kilometer durchs Stadtgebiet zum persönlichen Highlight zuckeln – und eine halbe Stunde später das Ganze fortsetzen. Zur Vorplanung ist allerdings ein genaueres Studium des 94-seitigen Veranstaltungsbooklets zu empfehlen, das die beiden Chef-Organisatorinnen vom Stadtmagazin „Lift Stuttgart“, Daniela Raab und Anette Taube, erstellt haben. Schließlich gibt es mehr als 500 Programmpunkte, unter denen die prognostizierten 10 000 Nachtschwärmer wählen können – aus den Sparten Tanz, Theater, Film, Stadtgeschichten, Konzerte und, für die meisten der krönende Abschluss, die nächtlichen Partys.

Die nötige Frischluftzufuhr, nach dem ganzen Gezuckel im Bus, erhalten die Besucher etwa bei der Geisterführung rund um das Alte Schloss. wo „Gänsehaut und Schnappatmung“ versprochen werden. Gruselig werden könnte es auch beim Rundgang über den Hoppenlaufriedhof, wenn der Bürgerchor sich zu den dort begrabenden Persönlichkeiten äußert. Und noch mal Friedhof: Auf jenem in Heslach bietet der Stuttgarter Verein für Friedhofskultur von 19 Uhr an alle dreiviertel Stunde eine Beerdigungs-Zeremonie mit Jazz aus New Orleans. Bei „Nachtlichter im Park“ spazieren die Teilnehmer mit Taschenlampe von 19 bis 23 Uhr stündlich durch den Park der Villa Berg und lauschen Studenten des Studiengangs Sprechkunst.

Das Haus des Dokumentarfilms stellt sein neues Domizil vor

Auch einige Kulturinstitutionen präsentieren sich mit Verve. So stellt das Haus des Dokumentarfilms sein neues Domizil in einem ehemaligen Krankenhaus im Kulturpark Berg vor. Das Ungarische Kulturinstitut (Haußmannstraße 22) wiederum kündigt aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens eine „bombastische 3-D-Projektion“ an. Bereits im vergangenen Jahr ein Magnet war die Burlesque-Nacht bei Frau Blum im Stuttgarter Westen (Reuchlinstraße 11). Fast alle Hüllen fallen lassen die Stars Raunchy Rita und Fanny di Favola.

Eine Attraktion gibt’s auch mitten in der Stadt: Im Rathaus warten zunächst Kabarettisten und Bands mit neuem schwäbischem Text- und Liedgut auf. Später werden drei Bürgermeister das Rednerpult gegen das Mischpult tauschen und ihre Fingerfertigkeit an den Plattentellern zelebrieren. Die Hände zum Himmel? Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle setzt auf Phil Collins und die Rolling Stones. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer will mit Santana „die Leute richtig explodieren lassen“. Und der neue Baubürgermeister Peter Pätzold, einst in seiner Heimat Oberschwaben bei Partys kaum vom Technics-Plattenspieler wegzubeamen, schleudert 80er-Jahre-New-Wave auf die Tanzfläche. Offizielles Motto des um 22.30 Uhr beginnenden Schwofs: „MyMayor is a DJ!“ Oder sagen wir doch gleich: „Mei Schultes isch a D-Jey!“

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