Vor dem Stadtmuseum herrschte beste Stimmung bei der elften Langen Nacht Kultur und Einkaufen Foto: Patricia Sigerist

Ein Gefühl wie in Italien für die Flaneure sowie Ladeninhaber, die vor Ideen sprühen – so macht ein Einkaufsbummel in Fellbach richtig Laune. Schade war allerdings, dass etliche Geschäfte rund ums Rathaus geschlossen blieben.

Fellbach - Geschwärmt wurde allenthalben am Samstagabend rund ums Rathaus. „Die Leute sind so entspannt – ich komme mir vor wie im Urlaub am Gardasee“, sagte Angelika Hagenlocher aus Oeffingen. Und ihr Mann Thomas fand: „Die Leute sind so entspannt heute, man trifft sich und führt angenehme Gespräche.“

Auch engagierte Ladeninhaber begeisterten sich für die Mischung

Ein Ehepaar aus Stuttgart, das gerade zufällig in Fellbach war, zeigte sich von der „Fellbacher Mischung“ Kultur und Einkaufen höchst angetan. Auch engagierte Ladeninhaber begeisterten sich für die Mischung, in der Kunst und Können eine größere Rolle spielen, als der Kommerz. „Ein ganz anderes Publikum als an den verkaufsoffenen Sonntagen beim Maikäferfest oder Fellbacher Herbst“, stellten sowohl Buchhändlerin Gudrun Lack, als auch Goldschmiedin Imke Sperling fest. „Die Lange Nacht trifft genau den Nerv und zeigt, was Fellbach zu bieten hat“, sagte Imke Sperling. Qualität, inhabergeführte Geschäfte, Beratung und persönliche Gespräche: „So ein Einkaufsgefühl bekommt man im Internet nicht“, sagte die Goldschmiedin. Die Kunden persönlich schriftlich einladen und sich Ideen für ein besonderes Flair ausdenken – das macht auch Petra Hauck vom „Prachtstück“. Hier ein erfrischendes Rhabarberschorle, da ein Longdrink oder ein Gläschen Sekt, eine kleine Aufmerksamkeit und ein nettes Gespräch, das genießt die Kundschaft.

Leider hatten in der Hinteren Straße die meisten Geschäfte einschließlich der Markthalle gar nicht geöffnet

„Schauen Sie doch, wie voll es ist – einfach nur aufschließen geht nicht“, sagt Petra Hauck. Die Wirtin des Café Weimer, Aleksandra Siljegovic, hatte extra 15 Flower-Power-Torten kreiert, die üppig mit Blumen und Obst verziert waren, und ihre Gäste schätzten, dass sie so verwöhnt wurden. Die Eisdiele Gelatone hatte speziell für den Abend zwei neue Eissorten entwickelt: „Rosenwasser und Blüten reicht noch für ein paar Portionen, Pfirsich-Lavendel ist seit 22 Uhr ausverkauft“, sagt Luca Giacomel.

Leider hatten in der Hinteren Straße die meisten Geschäfte einschließlich der Markthalle gar nicht geöffnet, aber drei Geschäftsfrauen aus Leidenschaft von der unteren Bahnhofstraße – die Konfiserie K und M, Sailer’s Geschenkideen und Mrs. Sporty – waren im Oberdorf vor Ort und glichen dies mit ihren Ständen aus.

Das Wetter hat mitgemacht bei der Langen Nacht Kultur & Einkaufen und das Motto „Flower-Power“ – passend zur Remstalgartenschau – kam an.

Vor dem Weltladen waren die Zuhörer begeistert von Irish und Scottish Folkmusic

Viele Damen ließen es sich nicht nehmen, das neue Blumenkleid auszuführen, oder stöberten ganz unten im Kleiderschrank, um den Original-Fummel aus den 70er-Jahren zu finden. Ein Bändchen um den Kopf, eine auffällige Sonnenbrille, schon passte das Styling.

Ach ja, vom Kulturprogramm war ja noch gar nicht die Rede. Auch hier „Fellbacher Standard“, eine bunte Mischung aus Lesung, Poetry-Slam und natürlich ganz viel Musik. Die Kleinplastik-Triennale in der Alten Kelter, das Stadtmuseum und die städtische Galerie waren geöffnet. Vor dem Weltladen waren die Zuhörer begeistert von Irish und Scottish Folkmusic, dargeboten von „Clarsach“. Im ständig gut besetzten Rathaus-Innenhof wechselten sich Stadtkapelle, Big-Band des Gustav-Stresemann-Gymnasiums und die jazzige Jam-Band der Musikschule ab, und vor dem Weingut Heid jubelte und klatschte das Publikum den Herren des „The Semi Acoustic Project“ zu, und manches Paar tanzte ausgelassen auf der Straße.

Das Kulturamt bot zusammen mit der Kulturregion Stuttgart im Atrium der Schwabenlandhalle „Geschichten unter der Haube“ an – der gelbe Wohnwagen steht übrigens auch noch an diesem Montag von 11 bis 18 Uhr für neugierige Besucher bereit. Zwischen dem Kunstvereinskeller und der Buchhandlung Lack lud das Jugendhaus bereits im siebten Jahr in Folge zu Poetry Slam ein. Und das umherflanierende Straßenkünstler-Duo „Die Laufmaschen“ war allein schon wegen des schrillen Outfits ein Hingucker.