Das Polizeimuseum (links) steht bei vielen Besuchern der Langen Nacht der Museen hoch im Kurs. Andere freuen sich über ein von Künstlern gemaltes Porträt Foto: Martin Stollberg

Die Veranstalter melden von der Langen Nacht der Museen einen Besucherrekord mit mehr als 25 000 Gästen. Als ein Publikumsliebling entpuppte sich das Polizeimuseum auf dem Pragsattel, wo man lange auf Einlass warten musste.

Stuttgart - Zum Glück dauert es bei der Polizei sonst nicht so lang. Doch am Samstag standen sich die Besucher der Langen Nacht der Museen vor dem Polizeimuseum im Polizeipräsidium am Pragsattel eineinhalb bis zwei Stunden die Füße in den Bauch, um Stuttgarter Polizeigeschichte erleben zu können. Nirgendwo waren die Wartezeiten länger – selbst vor dem Hotelbunker am Marktplatz nicht, der Station, an der sich in den vergangenen Jahren die längsten Schlagen gebildet hatten. Offenbar war auf der Großveranstaltung, an der mehr als 90 Institutionen teilnahmen, das Interesse an Sicherheitsfragen besonders groß. Laut Veranstalter, dem Stadtmagazin „Lift“, wurde eine Rekordzahl von 25 000 Besuchern gezählt.

Mit dem Thema Sicherheit erklärt sich Michael Kühner, Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart, den enormen Andrang. „Es herrscht in der heutigen Zeit ein verändertes Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung“, sagt er. Das im Februar 2015 eröffnete Museum bietet sonst nur Führungen nach Anmeldung an. „Und die sind ziemlich ausgebucht“, sagt der ehemalige Vizepräsident der Stuttgarter Polizei. Darum habe man mit so einem Ansturm fast gerechnet. Zu Hunderten warteten Interessierte in der Hoffnung, mit dem nächsten Schwung eingelassen zu werden. Für 2016 tapfere Ansteher erfüllte sich dieser Wunsch.

Oldtimer pendeln zu den Automuseen

Aber nicht nur Mord und Totschlag lockten am Samstag die Leute in die Stadt. Auch die Oldtimer-Touren, die vom Schlossplatz ins Mercedes-Benz- und ins Porsche-Museum führten, erwiesen sich als Publikumsmagnete. Ein paar Schritte weiter, am Schillerplatz, eine weitere Schlange vor einem Kasten mit der Aufschrift „Automalt“. Aufgebaut wie eine Fotokabine, fertigten Künstler darin Porträts von den Besuchern an. „Wahnsinn, wie schnell das ging, und wie gut ich getroffen wurde“, sagt Melanie Löbel über ein Bild von sich und Freunden.

Wer lange Schlangen umgehen wollte, war gut damit beraten, sich etwas außerhalb der Innenstadt umzusehen. Shuttlebusse, die eigens für die Museumsnacht die Ausstellungsorte ansteuerten, sorgten dafür, dass alle Veranstaltungsorte bequem erreicht wurden. Zum Beispiel der Hafen in Bad Cannstatt, den Lichtinstallationen des Künstlers Philipp Geist erhellten. In Containern waren Kunstwerke der Künstlergruppe Westkai ausgestellt, die sich vor allem mit dem Neckar beschäftigten.

Etwas Enttäuschung herrschte bei manchen dagegen im Atelier Stuttgart an der Traubenstraße im Westen. Das Programmheft kündigte eine Performance-Kunstaktion von Laura Oppenheimer an – mit einem Bild, in dem die Künstlerin im Schweinskostüm auf allen Vieren posiert. Nach der Performance, während der Oppenheimer mit Schwarzwaldhut über das Leben philosophierte, herrschte jedoch Ernüchterung: „Und wo bleibt das Schwein?“, fragte eine Frau aus dem Publikum. Oppenheimer erklärte, dass es sich dabei um ein Missverständnis mit dem Veranstalter handelte.