Über 200 000 Besucher und damit ein Rekordergebnis zählt die City-Initiative bei der langen Einkaufsnacht in Stuttgart. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Für viele ist die lange Einkaufsnacht in Stuttgart ein Event. Die milden Temperaturen lockten über 200 000 Besucher in die City und die Gastronomie zählt dank des guten Wetters ebenfalls zu den Gewinnern.

Stuttgart - Der Sieger ist: Die Markthalle. Zumindest gefühlt hatte in den fortgeschrittenen Stunden in der langen Einkaufsnacht jeder einmal in dem Stuttgarter Wahrzeichen vorbeigeschaut. Es gab kein Durchkommen mehr. Viele Händler reichten von 17 Uhr einen bunten Mix aus ihren Produkten. Auch Andreas und Caroline Mayer mit ihrem Traditionsstand für Gewürze hatten für die Kundschaft eine Überraschung in Form einer allenfalls eingefleischten Kochfreaks bekannten indischen Blüte, die einen einfachen Joghurt zum feinen Dessert aufwertet.

Besucherzahl im Aufwärtstrend

Mit grünen Einkaufstaschen aus Holz, gefüllt mit Frühlingsblumen, machte die City-Initiative Stuttgart e.V. (CIS) seit Ende März Werbung für das Shopping und die zahlreichen Aktionen bis Mitternacht. Ihren Zweck haben sie erfüllt, wie City-Managerin Bettina Fuchs bestätigt: Über 200 000 Besucher und Flaneure waren dieses Mal gekommen. „Wir hatten ein Frequenz von 11-bis 12000 Menschen pro Stunde in der Königstraße“, lautet ihre Hochrechnung. Damit war die lange Einkaufsnacht erfolgreicher als jene im Frühjahr 2017. Die aktuellen Zahlen seien so gut wie jene vor acht Jahren, betont Fuchs. Seither macht sich in den Innenstädten ein Abwärtstrend bemerkbar.

Im Parkhaus von Breuninger zeigte sich, dass die Kundschaft nicht nur, wie sonst üblich, aus dem Umkreis von etwa 80 Kilometern rund um die Landeshauptstadt angereist war, auch Kennzeichen aus München, Frankfurt und Zürich wurden hier gesichtet. „Wir betrachten die lange Einkaufsnacht als Schnuppertag für die Leute von außerhalb“, sagt Daniel Probst, der bei Merz und Benzing für den Möbelverkauf zuständig ist.

Kundschaft aus der bayerischen Landeshauptstadt, aus Italien und Frankreich hatte er. „Es ist wichtig, dass die Leute uns sehen.“ Schuhhändlerin Christine Bek-Wurster war erstaunt über ihr Umsatzplus an diesem Tag, denn unter finanziellem Aspekt lohne sich die Aktion kaum, weiß sie aus früheren Jahren. Aber bei dem schönen Wetter geriet die Kundschaft in Kauflaune für Sommerschuhe. „Vor allem für die Herren haben wir viel verkauft“, lautet die Bilanz von Christine Bek-Wurster.

Schnuppertag für Auswärtige

Ein Riesengedränge auch im Gastrobereich unter freiem Himmel auf dem Schlossplatz, auf der Königstraße und Dorotheen-Quartier. In allen Gaststätten mit Außenbereich war Hochbetrieb. Erstaunlich viele junge Familien mit schlafendem Nachwuchs im Kinderwagen waren unterwegs und kaum jemand war dabei ohne Einkaufstüte. Anders Petra Schumacher und Carola Giesinger aus Filderstadt. „Wir bekommen alles in unsere Handtaschen“, erklärten sie lachend. Nein, keinen Schmuck, sondern Postkarten und Bücher hatten sie gekauft. „Wir sind spontan hergefahren. Jetzt wollen wir noch einen Cocktail trinken“, sagt Petra Schumacher.

Nebengebiete sind die Sorgenkinder

Helme Günter und seine Ehefrau kamen aus Göppingen. Auch im vergangenen Herbst waren sie hier und genossen das Feuerwerk. Anstatt ins Kino zu gehen, haben sie am vergangenen Samstag auf Shopping gesetzte. „Da hat man ja auch die Zeit dazu“, schmunzelt er. Die Günters wollten sich gezielt drei neue Geschäfte ansehen. Eines davon in der Calwer Straße hatte allerdings geschlossen. Diese Nebengebiete wie die Calwer Straße und die Eberhardstraße sind die Sorgenkinder der CIS. „Niemand ist verpflichtet mitzumachen“, sagt Fuchs. „Aber je mehr teilnehmen, desto attraktiver wird die Stadt.“ Gut 20 Kilometer hat sie am Abend und in der Nacht in der City zu Fuß zurückgelegt, um zu sehen, wo die Kundenmagnete waren und welche Aktionen besonders gut ankamen.