Ende der Woche haben die Mähdrescher in Fellbach, Schmiden und Oeffingen für dieses Jahr ihre Arbeit getan. Foto: Ingrid Sachsenmaier

So früh wie dieses Jahr war der Mähdrescher auf den Feldern von Fellbach selten unterwegs. Der Ertrag ist durchschnittlich, die Qualität gut.

Fellbach - Dass der Mähdrescher schon in den ersten Julitagen im Einsatz war, daran kann sich Landwirt Harald Kauffmann aus Schmiden nicht erinnern. Sein Kollege Peter Treiber ergänzt, dass es vor sieben Jahren schon mal eine sehr frühe Getreideernte gegeben habe. Ende der Woche ist die Getreideernte in Fellbach, Schmiden und Oeffingen durch, am Mittwoch waren bereits 90 Prozent gedroschen. „Ein Rekord“, sagt er.

Bei der Quantität und Qualität hört es dann aber schon auf mit den Rekordmeldungen. Aber Harald Kauffmann jammert nicht: „Es passt alles.“ Die Ernte bei Weizen sei durchschnittlich, der Preis etwas höher als im vergangenen Jahr. Das hängt auch damit zusammen, dass es in Osteuropa sehr trocken war und ist, und beispielsweise in Russland rund 20 Millionen Tonnen weniger Weizen geerntet werden als normalerweise. Zum Vergleich: In ganz Deutschland werden jedes Jahr nur rund 12 Millionen Tonnen Weizen geerntet. In Fellbach, Schmiden und Oeffingen wird auf rund 300 Hektar Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel angebaut. Harald Kauffmann baut als Einziger die alten Sorten Emmer und Einkorn an, Bauer Bürkle Roggen.

Das kleinere Korn bringt dann oft auch weniger Geld

Weizen und Dinkel haben dieses Jahr ordentliche Erträge gebracht, und auch bei der Qualität sieht es gut aus. Durch die frühe Ernte sei das Korn kleiner, aber dafür habe man keine Nässe in den Ähren, sagt Kauffmann. Allerdings hat das mangelnde Wasser – vor allem im Frühjahr – allgemein Auswirkungen auf die Landwirtschaft, etwa in Form eines geringeren Wachstums. Bei manchen Sorten wirkt sich das auf die Menge aus, bis zu 20 Prozent weniger wird eingefahren. „Manchmal liegen wir sogar unter dem Durchschnitt“, so Treiber.

„Die Bodenqualitäten haben dieses Jahr einen großen Einfluss auf die Menge“, erklärt Peter Treiber. „Auf dem Schmidener Feld haben wir 100er-Böden, in Fellbach und in Richtung Aldingen nur 60er.“ Diese Bewertung, basierend auf einer Hunderter-Skala, geht auf die Reichsbodenschätzung und ein entsprechendes Gesetz – das sogenannte Bodenschätzungsgesetz – zurück. Es wurde am 16. Oktober 1934 erlassen. „Wenn es trocken ist und wenig regnet wie in diesem Jahr, dann ist die Bodenqualität noch stärker als sonst ausschlaggebend bei Ertrag und Qualität“, sagt Landwirt Peter Treiber.

Andere Getreidesorten wie beispielsweise Weizen werden an der Börse gehandelt

Das kleinere Korn bringt dann oft auch weniger Geld. Beim Dinkel, so Harald Kauffmann, sei „die Ernte besser ausgefallen als gedacht.“ Beim schwarzen und roten Emmer, den Kauffmann seit Jahren anbaut, machen sich die Wetterkapriolen nie so stark bemerkbar. Emmer ist eine alte Getreidesorte, Kauffmann spricht hier von einer „treuen“ Sorte. Er baut sie an, weil die Bäckerei Maurer aus Winnenden sie nachfragt und ihm die komplette Ernte abnimmt.

Andere Getreidesorten wie beispielsweise Weizen werden an der Börse gehandelt, Paris und Chicago geben hier die Tagespreise vor. Aber nicht alle Landwirte verkaufen zu diesen Preisen, viele haben ihre direkten Abnehmer wie Bäckereien und Mühlen. Harald Kauffmann und viele seiner Kollegen in Fellbach, Schmiden und Oeffingen machen es so. Manche lagern das Getreide im Silo, andere verkaufen es sofort. Die komplette Getreideernte verlief dieses Jahr ohne Regen. Das gibt es selten. Früher sagte man, dass Stoppelfelder Vorboten des Herbstes seien. Davon ist derzeit – zumindest temperaturmäßig – nichts zu spüren.