Die Obstbäume warten bereits auf die Esslinger Hobbygärtner. Foto: privat

Mit einer Obstbaumaktion will die Stadt Esslingen die Kultur der Streuobstwiesen stärken. Für relativ günstige Preise können Bürger Bäume, Sträucher und Reben erwerben.

Wie schon in den vergangenen Jahren können Esslinger beim städtischen Grünflächenamt Obstbäume und Weinreben kaufen. Die Aktion läuft bereits seit 30 Jahren. Die Aktion habe seitdem an Bedeutung gewonnen, heißt es aus dem Grünflächenamt, „da die Wichtigkeit unserer Streuobstwiesen und Bäume immer deutlicher und spürbarer wird“.

Streuobstwiesen prägen in vielen Teilen Baden-Württembergs, so auch im Kreis Esslingen, das Landschaftsbild. Im Unterschied zu intensiv bewirtschafteten Obstanlagen mit einer dichten Bepflanzung sind Streuobstwiesen locker bepflanzt – der einzelne Baum bleibt klar erkennbar. Meistens handelt sich dabei um Bioanbau. Pflanzenschutzmittel werden eher selten eingesetzt. Nach Auskunft der Landesanstalt für Umwelt sind die Streuobstbestände des Landes in den vergangenen 50 Jahren stark zurückgegangen und werden auf der Roten Liste der Biotoptypen in Baden-Württemberg als gefährdet eingestuft.

Kritik am gelben Band

Dennoch bleiben Jahr für Jahr viele Früchte hängen beziehungsweise fallen ungeerntet ab und faulen. Deshalb gibt es in verschiedenen Landkreisen – besonders im Kreis Esslingen – Aktionen mit gelben oder gelb-roten Bändern: Wo der Stamm mit einem solchen Band umwickelt ist, darf sich jeder und jede kostenlos bedienen. Merkwürdigerweise bleiben auch hier viele Früchte hängen. „Die Bändchen sind nett, aber sie retten die Streuobstwiesen nicht“, sagt Manfred Nuber von der Obst- und Gartenbauberatung im Landkreis Böblingen. Auch in den vergangenen Jahren habe es zumindest im Landkreis Böblingen nie einen „großen Run“ auf die Bänder gegeben. Wer gerne Streuobst ernten würde, solle direkt Kontakt mit Besitzern aufnehmen.

Noch kritischer ist Wolfgang Feldner, der sowohl beruflich als auch privat als Naturschützer auf Stuttgarter Streuobstwiesen unterwegs ist. „Das ist nur eine politische Kampagne. Für uns als Praktiker sind diese Gelben Bänder ein rotes Tuch.“ Die Gefahr, dass Fremde die Bäume kaputtmachten, sei groß. Auch gebe es keine Garantie, dass dann wirklich nur die mit den Bändern markierten Bäume abgeerntet würden, und nicht auch noch links und rechts davon gepflückt oder aufgelesen werde.

Schon 8400 Bäume gepflanzt

Die Chance, dass die Bäume der Esslinger Aktion von ihren Käufern abgeerntet werden, sind hingegen groß: Wer sich hier einen Baum abholt, will in der Regel auch selber ernten. Bei der Auswahl der angebotenen Obstsorten hätten zwei Aspekte eine entscheidende Rolle gespielt, heißt es im Grünflächenamt: Pflanzengesundheit und Ertrag. „Darunter sind viele alte Obstsorten, die typisch für unseren Raum sind.“

Es handelt sich dabei durchweg um so genannte Hochstämme. „Hochstamm“ bedeutet, dass der Stamm des Baumes 1,60 bis 1,80 Metern hoch ist, was bei Streuobstwiesen Sinn macht: So kann unter dem Baum gemäht werden. Auch bei den Reben wurde laut dem Grünflächenamt auf die Pflanzengesundheit geachtet: Die Sorten – Palatina, Fanny, Phönix, Muskat blau und Nero – seien pilzresistent und robust. In den 29 Jahren, in denen es die Obstbaumaktion in Esslingen bereits gibt, seien insgesamt 8400 Obstbäume ausgegeben worden, sagte Dietmar Schmah aus der Abteilung Freiflächenunterhaltung und -pflege.

Mit dem Pflanzen eines Baumes könne jeder Obstwiesenbesitzer einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und die Artenvielfalt leisten. „Schon ein einziger Apfelbaum kann vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten als Nahrung und Lebensraum bieten.“

Das Grünflächenamt geht davon aus, dass die Bäume im Landkreis Esslingen angebaut werden. So steht es auch noch einmal extra auf dem Bestellschein. Ob einige Bäume dann aber doch die Reise in andere Gebiete antreten, könne nicht kontrolliert werden. Ziel der Obstbaumaktion sei aber, „dass vorwiegend die Esslinger Streuobstwiesen, Gärten und Grünflächen profitieren“.

Die Aktion

Angebot
Im Angebot sind verschiedene Apfel-, Kirchen- und Birnensorten, zudem Quitten, Zwetschgen, Holunder, Maulbeere, essbare Eberesche, Mirabelle und Walnuss.

Kosten
Ein Obstbaum kostet in der Regel 20 Euro, ein Holunderbusch 15 Euro ein Walnußbaum 25 Euro, veredelt 50 Euro. Eine Rebe ist für zwölf Euro zu haben.

Bestellung
Auf der städtischen Homepage findet man ab dem 01. Oktober den Bestellzettel zum Herunterladen unter https://esslingen.de/hochstammaktion. Bis 21. Oktober muss die Bestellung abgegeben worden sein. Abgeholt werden können die Bäume am 10. November von 14 bis 17 Uhr und am 11. November von 8 bis 11 Uhr an der Städtischen Kompostierungsanlage, Hohenheimer Straße, neben dem Pliensaufriedhof.