Die Schweinezüchter haben aller Voraussicht nach keine fetten Jahre vor sich. Foto: dpa

Mit ihren Tieren haben die Schweinezüchter derzeit kein Schwein. Schon im vergangenen Jahr haben sie deutlich weniger verdient. Anbieter aus Spanien drängen auf den Markt – und die Deutschen essen weniger Fleisch.

Stuttgart - Für die Schweinezüchter im deutschen Südwesten werden auch die kommenden Jahre schwierig. Dies erklärte der Präsident des Bauernverbands in Baden-Württemberg, Joachim Rukwied, am Montag in Stuttgart. Ein wachsendes Angebot aus Spanien, dem größten Züchterland in Europa, und aus Polen dränge auf den Markt, sagte Rukwied, der auch Präsident des Deutschen Bauernverbands ist. Zudem sei zu beobachten, dass die Bundesbürger dem Fleischkonsum immer kritischer gegenüberstünden.

Nach den Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung war dieser im vergangenen Jahr auf nur noch 59,7 Kilogramm je Kopf gesunken, 800 Gramm weniger als 2016. Dies alles drücke auf die Preise. Im vergangenen Wirtschaftsjahr, das am 30. Juni zu Ende ging, sanken die Unternehmensergebnisse je Familienarbeitskraft um fast 20 Prozent auf rund 37 390 Euro.

Immer weniger Schweinezüchter

Von diesem Betrag sind zwar die Steuern, nicht aber beispielsweise die Sozialabgaben schon abgezogen. Einen Tiefpunkt hatte es im Wirtschaftsjahr 2015/16 mit knapp 16 930 Euro je Familienarbeitskraft gegeben. Durchschnittlich werden in einem Betrieb 1,6 Familienarbeitskräfte beschäftigt. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg noch 2200 Schweinehalter, darunter 1000 Ferkelerzeuger. „Seit 2010 haben 40 Prozent der Schweinehalter und 55 Prozent der Ferkelerzeuger aufgegeben“, sagte Rukwied. Diese suchten nach Alternativen etwa im Ackerbau im Nebenerwerb.

Milchbauern holen auf

Insgesamt aber haben sich die Einkommen der Landwirte im Südwesten im vergangenen Jahr leicht verbessert. „Die Unternehmensergebnisse haben sich im Durchschnitt auf niedrigem Niveau erholt“, berichtete der Bauernpräsident. Im Durchschnitt habe eine Familienarbeitskraft 36 320 Euro verdient. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Plus um etwas mehr als 16 Prozent. Das kräftigste Plus erzielten dabei die Milcherzeuger mit einer Zunahme um mehr als 55 Prozent auf 52 590 Euro. Diese hatten allerdings vor einigen Jahren noch unter dem schlechten Milchpreis gelitten, den ihnen die Molkereien damals zahlten. Auch Ackerbaubetriebe, die etwa Weizen anbauen, konnten Boden gutmachen. Den höchsten Ergebnisrückgang hatte es in der vergangenen Berichtsperiode beim Weinbau gegeben. Bei den Wengertern gingen die Ergebnisse je Familienarbeitskraft um fast 30 Prozent auf nur noch etwas mehr als 25 830 Euro zurück. Nach der diesjährigen Ernte könne allerdings schon festgestellt werden, dass beim Wein „die Quantität sehr hoch und die Qualität hervorragend“ sei, meinte Rukwied. In Baden-Württemberg gibt es nach den Angaben des Statistischen Landsamts noch etwa 39 000 Höfe. Davon wird allerdings nur ein Drittel im Haupterwerb betrieben. Nur auf diese beziehen sich auch die Zahlen des Bauernverbands.

Südwestlandwirte bundesweit Schlusslicht

Obwohl sie weniger unter der Dürre gelitten haben als ihre Berufskollegen in Nord- und Ostdeutschland, blieben die Bauern im Südwesten auch im vergangenen Wirtschaftsjahr bei den Einkommen bundesweit das Schlusslicht. In Baden-Württemberg lag der Unternehmensgewinn im Wirtschaftsjahr 2017/18 bei 36 320 Euro. Im Bundesdurchschnitt wurden 45 687 Euro erreicht. An der Spitze lag Schleswig-Holstein mit 59 540 Euro. Dass der Südwesten die rote Laterne trägt, liegt nach Rukwied an den kleineren Höfen, aber auch daran, dass in einem wirtschaftlich starken Land wie Baden-Württemberg beispielsweise auch die Reparaturkosten für einen Traktor höher seien „als in Mecklenburg-Vorpommern“. Nach den Angaben des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums sind bei den Behörden bisher 300 Anträge auf Dürrehilfe eingegangen. Daraus ergebe sich ein Schadensvolumen von rund neun Millionen Euro. Da die Kosten für den Kauf von zusätzlich nötigem Grünfutter noch bis Februar eingereicht werden könnten, gebe es erst dann einen endgültigen Überblick über die Lage im Land, sagte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk.

Bauern wollen Risikorücklage

Nach der Dürre im vergangenen Sommer habe die Forderung nach einer Risikorücklage für die Landwirte nochmals an Dringlichkeit gewonnen, meinte der Bauernpräsident. Schließlich sei kein anderer Berufszweig derart stark von der Witterung abhängig. Bisher sei man jedoch an Widerständen aus der SPD, teilweise aber auch aus den Reihen der CDU gescheitert. „Im Bundesrat haben wir eine Mehrheit“, sagte Rukwied, „wir werden unsere Forderung aufrecherhalten.“ Auch Minister Hauk unterstützt diese Forderung. Keine Mehrheit für ihr Anliegen haben die Landwirte dagegen bis jetzt im Bundestag.

Sorgen macht den Bauern nicht nur die Witterung, sondern auch ein möglicher ungeordneter Brexit. Großbritannien sei ein wichtiger Exportmarkt für die deutschen Landwirte, sagte Rukwied. Deutschland habe 2017 Agrar- und Ernährungsprodukte für 4,5 Milliarden Euro dorthin exportiert.