Zur Felderrundfahrt kamen mit Matthias Breiddenstein (Dritter von rechts) auch Vertreter von der Deutschen Bahn. Foto: Wiebke Wetschera

Dass es bei der Felderrundfahrt in Stuttgart-Plieningen vor allem um S 21 gehen würde, war klar. Die Landwirte machen sich Sorgen. Bahn-Vertreter saßen auch mit auf dem Hänger, hier nehmen sie Stellung.

Plieningen - Zwei Traktorenanhänger mit Mitarbeitern der städtischen Ämter, Mitgliedern des Gemeinderats sowie Mitgliedern des Bezirksbeirates sind am Montagmittag über die Plieninger Felder gefahren. Schon bald werden die Felder nicht mehr so aussehen wie zurzeit. Denn der Bau von Stuttgart 21 , der auch die Plieninger Felder betrifft, rückt näher. Bereits in zwei Wochen soll es losgehen. Deshalb hatte der Ortsobmann Michael Gehrung bei der Felderrundfahrt auch drei Vertreter der Deutschen Bahn an Bord: „Die Bahn muss ich auch begrüßen, die haben wir zwangsläufig dabei“, sagte Gehrung.

Die Bahn hat bereits einige Bereiche auf den Feldern mit neonpinken Pflöcken abgesteckt. Einige von ihnen bohren sich mitten in bewachsene Felder – Kohl und Blumen müssen bald den Baumaßnahmen weichen. Denn in dem abgesteckten zwölf bis 14 Meter breiten Bereich auf den Feldern gegenüber des Bosch-Parkhauses will die Bahn Gasleitungen verlegen. Außerdem müssen andere Bereiche dem Bau der Gleise für die Flughafenschleife weichen.

Für die Bauern soll es eine Halmtaxe geben

„Unser Hauptproblem ist derzeit, dass hier überall noch Kohl oder Kraut steht“, sagte Katja Walter, Teammanagerin Flächenmanagement bei der Deutschen Bahn. Für die betroffenen Landwirte soll es eine sogenannte Halmtaxe geben. Diese bezeichnet den Wert von Feldfrüchten. „Wir machen eine Halmtaxe für alles, was auf den Feldern steht, so dass die Landwirte entsprechend entschädigt werden“, sagte Eva Hellriegel, Projektingenieurin Flächenmanagement bei der Deutschen Bahn.

Die Pläne der Deutschen Bahn stießen bei den Landwirten auf Unmut. „Über die ganze Strecke werden 36 Hektar an Fläche von den Landwirten genommen. Es ist unverschämt, was die Betriebe dadurch an Fläche verlieren“, sagte ein Plieninger Landwirt. Durch zusätzliche Baustellenfläche gingen den Landwirten 50 Hektar Fläche verloren. „Mit 6,7 Hektar werden mir etwa 28 Prozent meiner Betriebsfläche genommen“, sagte der Landwirt.

Auch deshalb war es für Michael Gehrung ein besonderes Anliegen, noch einmal über die Baufläche zu sprechen: „Da kann man eventuell baulagenmäßig noch etwas optimieren“, sagte Gehrung. Matthias Breiddenstein, Technischer Projektleiter der Bahn, sah bei dem Bau der Flughafenschleife allerdings wenig Spielraum: „Unsere Züge sind nun mal nicht so gelenkig wie Traktoren.“

Die Baufahrzeuge richten Schäden an

Ein weiteres Problem, das Michael Gehrung während der Felderrundfahrt wiederholt ansprach, war die Situation der Plieninger Feldwege. Einige werden durch stark gewachsene Büsche behindert, andere verbotenerweise als Parkplätze genutzt. Dadurch werde den Landwirten oft die Zufahrt verhindert. „Wenn man so was den ganzen Tag hat, dann macht das nicht nur zehn Minuten aus, sondern auch mal zwei Stunden“, sagte Gehrung.

Ein weiteres Problem seien Schäden durch Baufahrzeuge, die der Landwirt durch die geplanten Maßnahmen der Bahn noch wachsen sieht. Der Ortsobmann hofft daher auf die Deutsche Bahn: „Vielleicht macht die Bahn hier ja auch mal den ein oder anderen Weg neu“, sagte Gehrung. Denn die Stadt stecke nicht mehr viel Geld in den Ausbau von Feldwegen. Der neue Holderweg wurde hingegen erst im Frühjahr 2017 fertiggestellt. Immerhin ein Grund zur Freude für Gehrung und die anderen Plieninger Landwirte.