Um die Ernte stemmen zu können, wird auf freiwillige Helfer gehofft. Foto: dpa/Andreas Arnold

Die Obstbaubetriebe von Jens Eisenmann und Jürgen Stirm setzen auf freiwillige Mitarbeiter. Der Mindestabstand ist ein ständiges Thema.

Marbach-Rielingshausen - So richtig einsteigen in die Spargel- und Erdbeerernte wird Jens Eisenmann in der kommenden Woche. Derzeit sind nur fünf festangestellte Mitarbeiter auf den Feldern unterwegs, dazu ein paar rumänische Helfer, die zuvor in den Niederlanden gearbeitet hatten und die schon seit rund zehn Jahren für den Rielingshäuser Obstbauern tätig sind. „Sie dürfen zurzeit umsonst bei mir wohnen und arbeiten zwei bis drei Tage in der Woche“, erzählt Jens Eisenmann.

Im vergangenen Jahr waren zu den Hochzeiten 65 Erntehelfer für seinen Betrieb tätig. In diesem Jahr hat er die Fläche, auf der geerntet werden soll, um rund ein Drittel reduziert. „In Zeiten von Corona schaffen wir nicht das gleiche Pensum“, erklärt er. Zudem gibt er seinen Saisonarbeitern mehr Platz in der Unterkunft. Drei Wohnhäuser stehen zur Verfügung, die Zimmer sind 30 bis 40 Quadratmeter groß. „Im vergangenen Jahr habe ich drei bis vier Mitarbeiter in einem Zimmer untergebracht, diesmal werden es maximal zwei.“ Einzelunterbringungen hält er jedoch für überzogen. „Zum Essen treffen sich die meisten sowieso, und viele sind Ehepaare“, erklärt er. Fest zugesagt hätten auch sechs Helfer aus Polen, die in der nächsten Woche anreisen wollen.

Unterbringen kann er daher in diesem Jahr maximal 41 Saisonarbeiter. Um aber ab Mitte Mai auf wenigstens rund 60 Erntehelfer zu kommen, hofft er auf Freiwillige, die sich zumeist über Internetplattformen wie www.daslandhilft.de des Landwirtschaftsministeriums gemeldet hätten. „Da haben sich sehr viele Freiwillige gemeldet, von denen die meisten hier aus der näheren Umgebung kommen“, berichtet Jens Eisenmann. Die könnten zum Übernachten wieder nach Hause fahren. „Studenten aus Mannheim oder Stuttgart kommen bei uns daher nicht in Betracht“, führt der Rielingshäuser weiter aus.

Auch Jürgen Stirm, der ebenfalls in Rielingshausen einen Obstbaubetrieb leitet und wohl im Mai mit der Erdbeerernte beginnen wird, setzt in diesem Jahr verstärkt auf freiwillige Mitarbeiter aus der Umgebung. Bislang waren bei ihm stets rund 30 Rumänen und Polen im Einsatz. „Ich habe mir die Vorschriften für die Einreise von Erntehelfern mal angesehen. Da werden wegen Corona ganz schön umfangreiche Maßnahmen gefordert“, erzählt er. Ob und wie viele Saisonarbeiter er kommen lässt, weiß er noch nicht, aber er schätzt deren Erfahrung. „Einige machen das jahrelang und wissen genau, wie unser Betrieb tickt“, sagt er.

Derzeit arbeitet er mit drei freiwilligen Helfern, die sich bei ihm direkt gemeldet hatten: Es sind Studenten und Menschen auf der Suche nach Arbeit. Eine junge Frau arbeitet im Hofladen mit, ein Mann ist auf dem Feld im Einsatz.

Aber schon bei der Arbeit mit wenigen Erntehelfern hat sich bei Jens Eisenmann in dieser Woche gezeigt, was eine seiner Hauptaufgaben in den nächsten Monaten sein wird: „Ich muss die Menschen immer wieder daran erinnern, dass sie sich nicht zu nahe kommen und den notwendigen Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten“, hat der Obstbauer festgestellt. Um die Distanzen besser einhalten zu können, überlegt er sich, ob er seine Arbeiter nur in bestimmten Gruppengrößen oder zeitlich versetzt auf die Felder schickt.

Auswirkungen hat die Pandemie auch auf den Hofladen: Seine rund 15 Mitarbeiter hat er in sechs Zweier- und ein Dreier-Team aufgeteilt, das zu Stoßzeiten arbeitet. „Wenn von einem Zweier-Team einer erkrankt, fällt nur der Zweite aus, aber der Rest kann weiterarbeiten“, sagt Eisenmann. Auch die 19 Verkaufsstände für Erdbeeren werden wahrscheinlich nicht alle geöffnet sein. „Wir fangen mal mit zehn an und warten ab, wie sich die Ernte entwickelt. Die Nächte werden ja schon wieder sehr kalt“, erklärt der Rielingshäuser Obstbauer. Auch Jürgen Stirm weiß, dass die Temperaturen in den kommenden Nächten maßgeblich Auswirkungen auf seine Ernte haben werden. „Die vergangenen beiden Nächte waren nicht so gut“, hat er bereits festgestellt.

Jens Eisenmann lässt sich seine gute Laune auch angesichts der Corona-Pandemie aber nicht verderben. „Ich bin entspannt wie selten. Vorausschauend planen kann man ohnehin nicht, weil keiner sagen kann, wie die Situation in zwei Wochen sein wird.“