Thekla Walker wohnt in Stuttgart, findet den Walkreis Böblingen aber sehr reizvoll Foto: factum/Bach

Die Grünen stellen als einzige Partei im Wahlkreis Böblingen eine Frau auf: ihre Landesvorsitzende Thekla Walker.

Böblingen - Ihre Schwimmtasche hat Thekla Walker immer dabei. Sollte sie im Wahlkampf mal eine Pause haben, dreht sie im Sindelfinger Badezentrum ihre Runden. Ein 50-Meter-Becken gibt es in Stuttgart, wo die Kandidatin der Grünen für den Wahlkreis Böblingen wohnt, schließlich nicht. „Der Wahlkreis Böblingen hat mich gereizt“, sagt sie. Für Thekla Walker ist darin ganz Baden-Württemberg komprimiert – von industriellen Weltmarktführern über Hightech-Unternehmen bis hin zu kleinbäuerlicher Landwirtschaft und den typischen Landschaften mit Wäldern und Streuobstwiesen. „Mir ist es ein Anliegen, dass man Ökologie und Ökonomie nicht gegeneinander ausspielt“, sagt sie. Außerdem fühlt sie sich in der Gegend auch politisch verwurzelt: Immerhin wurde 1979 in Sindelfingen die Partei der Grünen gegründet.

Mobilität als Schwerpunktthema

Die Mobilität nennt Thekla Walker deshalb als eines ihrer Schwerpunktthemen. Die Wirtschaft habe den Wohlstand gebracht, um sie zu halten, seien neue Konzepte notwendig, ist sie überzeugt. „Das Auto wird immer eine Rolle spielen“, stellt die 46-Jährige gleich klar. Andere Verkehrsmittel sollten allerdings ebenfalls zum Zug kommen; der öffentliche Nahverkehr muss ihrer Meinung nach konsequent bis in die kleinste Kommune ausgebaut werden sowie das Radwegenetz. „Für mich ist es eine Vision, gerade hier zu einer Modellregion für nachhaltige Mobilität zu werden“, sagt sie. Investitionen in Forschung und Entwicklung seien deshalb wichtig. Die Automobilbranche habe sich bereits auf diesen Weg gemacht.

Den Vorwurf der CDU, dass die Grünen den Straßenbau vernachlässigt hätten, kontert Thekla Walker vehement. In keinem anderen Landkreis in Baden-Württemberg sei so viel Geld in die Infrastruktur gesteckt worden wie in Böblingen, verteidigt sie die Politik der grün-roten Landesregierung. Auch in Sachen Ausbau der A 81 inklusive des Deckels zwischen Sindelfingen und Böblingen ist ihre Position klar: „Den wünschen auch die Grünen, aber wir haben ewig auf das grüne Licht aus Berlin warten müssen“, erklärt sie.

Mehr Frauen für den Arbeitsmarkt

Bildung, Betreuung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nennt Thekla Walker als weitere Schwerpunktthemen. „Die Qualität muss stimmen“, sagt sie – bei der Betreuung in den Kindertagesstätten und beim Unterricht in den Schulen. Die Einführung der Gemeinschaftsschule ist für sie nach wie vor eine Notwendigkeit, um den Bildungserfolg unabhängiger von der Herkunft der Kinder zu machen. Mehr individuelle Förderung für die Schüler steht bei ihr unter anderem auf der Agenda sowie bessere Arbeitsbedingungen für die Erzieher in den Kindergärten. Darüber hinaus geht es ihr darum, durch eine gute Betreuung mehr Frauen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. „Gerade sie sind gut ausgebildet, und die Wirtschaft brummt“, sagt die 46-Jährige, die in den 1990er Jahren als berufstätige Mutter für ihre zwei Kinder keine öffentliche Betreuungsangebote hatte.

Thekla Walker bezeichnet sich als „Naturfreundin von Haus aus“. Dass der Naturschutzetat von der Landesregierung verdoppelt wurde, hält sie für einen Gewinn. Und spätestens beim Thema Flächenverbrauch ist die Umweltschützerin in ihr zu erkennen: Zur Schaffung von mehr Wohnraum plädiert sie für kommunale Innenentwicklungspläne mit einem festen Prozentsatz für sozialen Wohnungsbau. Und in Sachen Flüchtlinge will sie nicht über Obergrenzen diskutieren, sondern lieber die schnelle Integration der Menschen in den Arbeitsmarkt im Fokus haben. „Das ist hier schon in der Vergangenheit gut gelungen“, lobt sie wieder ihren Wahlkreis.

Fragen an die Kandidatin

Eine Überschrift über mich sollte lauten:
In diesen Tagen von Krieg, Flucht und europäischen Zerreißproben wünsche ich mir positive Nachrichten von Entspannung und Frieden. Aber für den 14. März wünsche ich mir: „Walker feiert grandiosen Wahlsieg der Grünen“.

Überflüssigste Debatten 2015
waren alle von Pegida, AfD und anderen Rechten erzeugten Debatten über Überfremdung und Islamisierung, die nur dazu dienen, Ängste zu schüren und Ressentiments zu bedienen.

Mein größter politischer Erfolg:
Ich bin stolz auf die Stärke und politische Innovationskraft der Grünen in Baden-Württemberg, zu der ich als Landesvorsitzende beitragen durfte.

Das größte Ärgernis im Kreis:
die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch den Verkehr, ausgehend von den Staus auf der Autobahn.

Ihre Wahlkampftaktik und Ihr Budget:
Mehr als 60 Prozent der Baden-Württemberger wünschen sich Winfried Kretschmann weitere fünf Jahre zum Ministerpräsidenten. Deshalb steht er im Zentrum unserer Kampagne. Das Budget für meinen Wahlkreis: 13 000 Euro.

Steckbrief

Vorname
: Thekla Name
: Walker Geburtsdatum
: 28. März 1969 Familienstand
: verheiratet, zwei Kinder Beruf
: Landesvorsitzende der Grünen seit 2011 Ehrenämter:
Verbraucherzentrale, Deutschlandradio