111-Kilo-Mann mit liberalem Profil und Lust auf üppige Küche: Michael Brodbeck Foto: z

Im Nürtinger Gemeinderat sitzt der promovierte Chemiker Michael Brodbeck für die Freien Wähler. Bei der Landtagswahl steigt er jetzt allerdings für die FDP in den Ring – und rückt sein 111-Kilo-Kampfgewicht im Ringen um Stimmen bewusst in den Mittelpunkt.

Nürtingen - Die Freuden der schwäbischen Küche weiß Michael Brodbeck durchaus zu schätzen – und hat sich seit seinen Glanzzeiten als aktiver Volleyballer deshalb vom körperlichen Idealgewicht ein gutes Stück weit entfernt.

Doch Brodbeck wäre nicht Brodbeck, wenn er aus seiner mit der Lust auf üppige Mahlzeiten verbundenen Leibesfülle ein eher verschämt verschwiegenes Geheimnis machen würde. Im Gegenteil: Der bei der Landtagswahl im Frühjahr 2016 für die FDP antretende Nürtinger setzt seine stattliche Erscheinung bewusst in Szene, um im Wahlkampf um Stimmen zu werben.

„Mit voller Wucht für Baden-Württemberg“

„111 Kilo. Mit voller Wucht für Baden-Württemberg“, heißt es auf großflächigen Plakaten, mit denen sich der promovierte Chemiker als politisches Schwergewicht auch auf den Fildern bekannt machen will. Brodbeck – Jahrgang 1958 – steht für kommunalpolitische Erfahrung, einen kurzen Draht zum Bürger und die Eigenschaft, lieber offen und direkt seine Meinung zu sagen als lange um den heißen Brei zu reden.

„Es ist tragisch, was im Bildungsbereich in den letzten Jahren geschehen ist“, wettert der frühere Lehrbeauftragte an der Hochschule Esslingen gegen die „Bevorzugung“ der Gemeinschaftsschulen im Land und die aus seiner Sicht drohende Absenkung des Abiturniveaus: „Wir wollen uns Reformen nicht verschließen, dürfen bei einem so zentralen Thema wie Bildung aber auch nicht alles auf den Kopf stellen.“

„Es heißt Fahrzeug und nicht Stehzeug“

Ein Freund klarer Worte ist der im Filstal beschäftigte Nürtinger auch bei seinem zweiten Kernpunkt, der Umweltpolitik: „Wenn sich eine Windmühle nicht rechnet, wird sie auch nicht gebaut“, pocht Brodbeck darauf, auch bei der Energiewende auf den Abbau von Subventionen zu achten. Im Blick hat der in Aichtal-Grötzingen geborene und in Neckarhausen aufgewachsene Liberale außerdem den Nachholbedarf bei der Infrastruktur – sei es nun beim Ausbau der Straßennetze („Es heißt Fahrzeug und nicht Stehzeug!“) oder dem Schneckentempo auf der digitalen Datenautobahn.

Dass Brodbeck mit trendiger Brille und gewinnendem Lächeln für die FDP in den Ring steigt, um mit positivem Denken und liberaler Politik in den Stuttgarter Landtag einzuziehen, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. Im Nürtinger Gemeinderat sitzt der langjährige Sportfunktionär für die Freien Wähler, erst seit Juli hat der zeit-weilig als Chef einer Kulturkneipe tätige Tausendsassa das liberale Parteibuch in der Tasche. Dennoch setzte sich Brodbeck bei der parteiinternen Nominierung gegen den Konkurrenten Sven Noack durch, Zweitkandidat wurde der Filder-städter Stadtrat Dennis Birnstock (24).

Haustürtour und Maultaschen im Wahlkampf

Sein Kreistagsmandat gab Brodbeck just am Donnerstag ab, um Interessenkonflikte zu vermeiden – und Zeit für den Wahlkampf zu haben. Der Nürtinger, Stimmenkönig bei der Kommunalwahl, rechnet im März mit einem zweistelligen Ergebnis. Gedacht ist laut Vorgänger Hosam El Miniawy an „die harte Haustürtour“ und Auftritte mit einem Wohnwagen als Wahlkampfmobil. Serviert werden sollen neben liberalem Gedankengut auch Maultaschen – bekanntlich weiß Michael Brodbeck die schwäbische Küche sehr zu schätzen.