Wer darf künftig hier im Landtag den Wahlkreis Stuttgart III vertreten? Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kommt Reinhard Löffler (CDU) nach fünf Jahren Zwangspause wieder in den Landtag? Oder erobert nach dem grünen Minister Untersteller nun der Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand das Direktmandat? Das ist spannend im nördlichen Stuttgarter Wahlkreis. Wer sonst noch antritt und sich etwas erhofft, erfahren Sie hier.

Stuttgart - Der Grüne Franz Untersteller, der 2016 das Direktmandat im Stuttgarter Wahlkreis III gewann, tritt nicht wieder an. Ist das eine neue Chance für Reinhard Löffler von der CDU, der 2016 aus dem Landtag gekegelt wurde? Oder tritt der grüne Landeschef Oliver Hildenbrand in Unterstellers Fußstapfen? Darum scheint es vor allem zu gehen in diesem Wahlkreis. Doch es treten natürlich noch mehr Kandidatinnen und Kandidaten an, die hier etwas gewinnen möchten, vielleicht ein Zweitmandat, falls sie unter den Bewerbern ihrer Partei im hiesigen Regierungsbezirk ein besonders gutes Ergebnis schaffen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Bewerber im Wahlkreis III.

Oliver Hildenbrand

Er ist 33, wurde in Wertheim geboren und wuchs in Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) auf. Nach dem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen. Ein Studium der Psychologie an den Unis Bamberg und Bonn schloss er mit dem Master ab. Er ist „ledig, aber in festen Händen“ und wohnt nach früherer Auskunft mit seinem Freund sehr gern in Stuttgart. Seit November 2013 fungiert er – im Hauptjob – bei den Grünen als Landesvorsitzender. Als Schwerpunkte nennt er: Klima schützen, Natur bewahren, Mobilität ermöglichen, Freiheit sichern, Vielfalt leben und Demokratie stärken.

Reinhard Löffler

Der Christdemokrat wurde in Offenburg geboren, machte in Weil am Rhein Abitur und in Lörrach Zivildienst in einem Krankenhaus. Er studierte dann Jura in Basel, Freiburg und Kanada. Von 1983 bis 2016 arbeitete er als Rechtsanwalt sowie als Syndikus und Direktor bei IBM Deutschland. 1985 folgte die Promotion. Der 66-Jährige ist Vater von drei Kindern und war zeitweise Stadtrat in Stuttgart. Er gehörte bereits von 2006 bis 2015 dem baden-württembergischen Landtag an. Seit 2016 ist der Kandidat mit Wirtschaftsprofil wieder Rechtsanwalt. Er bekleidet auch diverse Ehrenämter. So ist er auch Ortsbusfahrer an seinem Wohnort Botnang.

Sarah Schlösser

Die SPD-Bewerberin kam in Karlsruhe zur Welt und wuchs in Bretten auf. Die 33-Jährige ist verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter. Sie arbeitet als Gewerkschaftssekretärin beim Deutschen Gewerkschaftsbund im Land und ist dort Abteilungsleiterin für Frauen- und Gleichstellungspolitik. Seit 2006 gehört sie der SPD an. Aus ihrer persönlichen Situation als berufstätige Mutter, als Kennerin der Wirtschaft und als Mieterin schöpft sie auch das Motiv für ihre Kandidatur. Ihre Themen und ihre Ziele: sichere und familienfreundliche Arbeitsplätze, mehr Augenmerk in der Landespolitik für Familienfreundlichkeit und Bau von Wohnraum.

Jürgen Gert Reichert

Der FDP-Kandidat ist 59 Jahre alt, Rechtsanwalt und Steuerberater. Im Ehrenamt führt er den Gewerbe- und Handelsverein Feuerbach. Er will sich um intelligente Verkehrslösungen „ohne Ideologie und ohne Verbote“ kümmern. Er befürwortet unter anderen synthetische Kraftstoffe für Verbrenner und Wasserstofftechnologie. In der Umweltpolitik fordert er „Ehrlichkeit“. So sei Elektromobilität eine Ergänzung für den Mobilitätsmix, aber nicht mehr. Sonderspuren, Windräder und Elektroautos seien nicht immer und überall vorteilhaft. Das Umfeld für Wirtschaft müsse sich bessern durch Digitalisierung und Entbürokratisierung der Verwaltung.

Aynur Karlikli

Die Kandidatin der Linken stammt aus der Türkei und wohnt seit 1981 in Stuttgart. Die Industriekauffrau ist 53 Jahre alt und seit Jahren politisch aktiv, auch im Bezirksbeirat Stuttgart-Nord. Sie setzt sich für „faire Löhne und Renten“ ein, für bezahlbaren Wohnraum und Bildungschancen für alle. Umgehend müssten Ziele wie Klimagerechtigkeit und gerechte Umverteilung des Vermögens angegangen werden, denn die Zahl der bedürftigen Familien und die Kinderarmut nähmen auch im reichen Baden-Württemberg zu. Ihr Augenmerk gilt auch dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Sie wirbt dafür, dass sich Deutsche und Migranten gemeinsam um die Beseitigung von Missständen kümmern, die alle betreffen.

Andreas Mürter

Er wurde vor 40 Jahren in Gaildorf geboren und wohnt in Wüstenrot. Der ledige und kinderlose Maschinenbaumeister ist bei einem Zulieferunternehmen der Autoindustrie tätig. Er fungiert auch als Sprecher des AfD-Kreisverbandes Stuttgart. Er hebt stark auf die Corona-Situation ab und beklagt verfehlte und „überzogene“ Maßnahmen. Diese hätten das Land lahmgelegt, Industriezweige in den Ruin gebracht, Angst und Panik geschürt vor dem „vereinzelt tödlichen Virus“. Mit der AfD und ihm werde es „keinen Impfzwang“ geben. Er kritisiert auch einen Abbau von Grund- und Menschenrechten und eine „Klimahysterie“.