Bei der Wahl am 14. März kämpfen auf den Fildern gleich zwei Minister um den Einzug in den Stuttgarter Landtag. Foto: AFP/Thomas Kienzle

Die Landtagswahl im Stuttgarter Filderwahlkreis steht ganz im Zeichen des Duells zwischen zwei Kabinettskollegen. Wer sich sonst noch Chancen auf ein Mandat ausrechnet, erfahren Sie hier.

Stuttgart - Der Wahlkreis Stuttgart II wird 2021 zum Schauplatz eines brisanten Duells: Die CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann will dem grünen Verkehrsminister Winfried Hermann das Direktmandat streitig machen. Für die Kandidaten und Kandidaten der anderen Parteien bleibt wohl nur die Hoffnung auf ein Zweitmandat.

Winfried Hermann

Winfried Hermann (69) ist seit 1992 Mitglied der Grünen. Der studierte Deutsch-, Politik- und Sportlehrer saß für die Partei schon zwischen 1984 und 1988 im Landtag. Von 1998 bis 2011 war der gebürtige Rottenburger Mitglied des Deutschen Bundestags und dort Vorsitzender des Verkehrsausschusses. 2011 wurde er nach dem Wahlsieg der Grünen zum Landesverkehrsminister berufen. Als Minister hat sich Hermann vor allem für die Verkehrswende engagiert, für den Ausbau des Schienenverkehrs und des Radwegenetzes eingesetzt. Weitere Schwerpunktthemen sind Klimaschutz, Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Bürgerbeteiligung.

Susanne Eisenmann

Susanne Eisenmann (56) sammelte politische Erfahrungen als Referentin bei Ex-Regierungschef Günther Oettinger. Die Christdemokratin aus Sillenbuch zog bereits mit 29 Jahren in den Stuttgarter Gemeinderat ein, 2004 wurde sie dort Fraktionsvorsitzende der CDU. Ein Jahr später avancierte sie zur Kultur- und Schulbürgermeisterin. 2016 wurde Eisenmann ohne Landtagsmandat als Ministerin für Kultus, Jugend und Sport ins zweite Kabinett Kretschmann berufen. Selbstverständlich setzt Eisenmann im Wahlkampf vor allem auf das Thema Bildung. Aber auch Digitalisierung, Wirtschaft und Sicherheit nimmt sie in den Blick.

Carsten Singer

Carsten Singer (33) ist ein neues Gesicht auf dem Kandidatenkarussell. Der Lehrer für Englisch, Gemeinschaftskunde und Wirtschaft ist seit dem Jahr 2006 SPD-Mitglied, hat aber außer dem Vorsitz des Degerlocher SPD-Ortsvereins noch kein Amt geschweige denn ein Mandat vorzuweisen. Singer stellt das Motto soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit in den Mittelpunkt seines Wahlkampfs. Aber auch Umwelt-, Tier- und Klimaschutz liegen ihm am Herzen. Zudem setzt sich Singer im Bildungsbereich für kostenlose Kitas, eine Kindergartenpflicht und eine bessere Bezahlung von Lehrerinnen und Erzieherinnen ein.

Friedrich Haag

Friedrich Haag (32) hat mit dem Großvater nicht nur den Namen, sondern auch die politische Überzeugung gemeinsam. Der Inhaber zweier Tankstellen und Nebenerwerbslandwirt will für die Liberalen auf den Fildern ein gutes Ergebnis einfahren. Seine politische Erfahrung beschränkt sich bisher auf die Funktion des stellvertretenden Bezirksbeiratsmitglieds in Degerloch. Wirtschaft, Innere Sicherheit und Mobilität sind drei seiner Kernthemen: So setzt er etwa auf E-Fuel, also klimafreundlichere Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren als Alternative zur E-Mobilität. Auch in der Wirtschaftspolitik plädiert Haag für Technologieoffenheit.

Lisa Neher

Lisa Neher (34) ist Co-Sprecherin des Stuttgarter Kreisverbandes der Linken und Frauenbeauftragte der Landespartei. Dementsprechend liegt ihr politisches Hauptaugenmerk vor allem auf der Situation von Frauen, etwa im Gesundheitsbereich, aber auch in Erziehungsberufen und dem Einzelhandel. Neher, die derzeit in Philosophie promoviert, setzt sich für eine bessere Bezahlung dieser Jobs ein und will mehr Plätze in Frauenhäusern im Land schaffen. Die Themen soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit stehen für sie im Vordergrund. Lisa Neher plädiert zudem für die Aufnahme von Flüchtlingen und macht sich gegen Rassismus stark.

Sigrid Borst

Sigrid Borst (61) ist ebenfalls neu auf der politschen Bühne. Die Vaihinger Unternehmerin kritisiert vor allem die Corona-Schutzmaßnahmen als überzogen. Sie plädiert stattdessen neben der Einhaltung der AHA-Regeln für den besonderen Schutz von Risikogruppen. Dies mache den geltenden Lockdown überflüssig, ohnehin verursache Covid 19 etwa im Vergleich zu Ebola nur eine geringe Sterberate. Zur Ankurbelung der Wirtschaft müssten Straßen neu- und ausgebaut und schneller Baugenehmigungen bewilligt werden. Dem befürchteten Ladensterben in den Innenstädten will sie durch die Schaffung neuer Parkplätze begegnen.