Jonathan Heckert hat der Klimaliste den Rücken gekehrt. (Archivbild) Foto: Leif Piechowski/LICHTGUT

Jonathan Heckert tritt für die Klimaliste in Stuttgart zur Landtagswahl an – eigentlich. Jetzt fordert er dazu auf, den Linken-Kandidaten in seinem Wahlkreis zu wählen. Ein Einzelfall? Laut Teilen der Parteibasis spitzt sich ein Richtungsstreit zu.

Stuttgart - Paukenschlag bei der Klimaliste: Kurz vor der Landtagswahl irritiert Jonathan Heckert, Kandidat der jungen Partei im Wahlkreis Stuttgart I, mit der Ansage, man solle nicht ihn am 14. März wählen, sondern den Kandidaten der Linken, Filippo Capezzone. Das hat Heckert zuerst in einer Instagram-Story öffentlich gemacht.

Offenbar sind sich in der Partei, die auf ökosoziale Themen setzt, nicht mehr alle grün. Das gilt vor allem für die Weichenstellung bei sozialen Themen. „Im Sinne der Klimagerechtigkeit kann ich es nicht mit mir vereinbaren, zu empfehlen, die Klimaliste zu wählen“, begründet Heckert seinen Vorstoß auf Anfrage unserer Zeitung.

Für diese Landtagswahl halte er Die Linke für die bessere Wahl. Dinge, die ihn an der Klimaliste störten, seien fehlendes Bewusstsein für sprachliche Gleichstellungen, außerdem leugneten Teile der Partei ein Heckert zufolge existierendes strukturelles Rassismusproblem in Deutschland. Außerdem werde das Kernthema Klimagerechtigkeit, das ökologische mit sozialen Fragen in Einklang bringen will, nicht ernst genug genommen. Ein Einzelfall?

Diskussionen beim Thema Gendern

Laut Jonathan Heckert mitnichten. „In Stuttgart hat die Mehrheit Probleme mit einigen Entscheidungen der Parteiführung“, behauptet er. Ob das stimmt, lässt sich nicht verifizieren. Allerdings sind auch andere Parteimitglieder unzufrieden.

Video: Wie können Sie das Klima retten?

Eine junge Frau, Klimalisten-Mitglied aus der Region Stuttgart, möchte anonym bleiben, teilt aber Heckerts Ärger. „Es gibt oft Diskussionen ums Gendern, obwohl das im Grundsatzprogramm klar geregelt ist“, sagt sie. Sie bestätigt, dass es immer wieder zu Streitereien um soziale Fragen kommen soll. Und auch sie sagt, dass es „mehreren“ so gehe.

Beim Vorstand der Klimaliste Baden-Württemberg schreibt man die Reibereien vor allem der jungen Parteigeschichte zu. „Wie auch bei anderen Parteien ist es selbstverständlich, dass sich die Wege von Partei und einzelnen Mitgliedern trennen können, besonders in einer dynamischen Anfangs- und Entwicklungsphase, wie wir sie erleben“, sagt der Klimalisten-Pressesprecher Daniel Wagner.

Kein Groll gegen Fahnenflüchtigen

Groll hege man gegen den Fahnenflüchtigen keinen. „Natürlich steht es jedem Kandidaten frei, für die Partei zu werben die er favorisiert“, sagt Wagner. Wenn sich die Wege zwischen einem Kandidaten und der Partei trennten, sei es leider nicht zu verhindern, dass dieser Werbung für eine andere Partei mache.

Für den Stuttgarter Kandidaten Jonathan Heckert, der auch als Aktivist bei Fridays for Future wirkt, hat sich die Karriere in der Partei, die sich als weniger bürgerliche Alternative zu den Grünen präsentiert, nach seinem Instagram-Post jedenfalls erledigt. Seine Mitgliedgliedschaft wolle er beenden. Ob ihm viele folgen, bleibt offen: Innerhalb der Klimaliste heißt es auch von Kritikern der eigenen Partei hinter vorgehaltener Hand, jetzt wolle man erst mal die Landtagswahl abwarten.