Studien zufolge kann die SPD ihre vergleichsweise älteren Wähler weniger gut für die Briefwahl mobilisieren als andere Parteien. (Symbolbild) Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der Politikwissenschaftler Uwe Jun geht davon aus, dass ein höherer Anteil an Briefwählern bei der Landtagswahl im Südwesten vor allem den Regierungsparteien helfen wird. Den Grund sieht er in der Wählerklientel der Parteien.

Stuttgart - Von der deutlich steigenden Zahl der Briefwähler bei der baden-württembergischen Landtagswahl werden nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Uwe Jun vor allem die CDU und die Grünen profitieren. „Viele CDU-Wähler empfinden das Wählen als eine Art Staatsbürgerpflicht“, sagte Jun, der an der Universität Trier lehrt. „Die Grünen haben dagegen die größte politikinteressierte Klientel.“ Seine Studien hätten zudem gezeigt, dass es der SPD oft schwerfalle, ihre vergleichsweise älteren Wähler bei der Briefwahl zu mobilisieren.

Für die AfD sei diese dagegen am schwierigsten. Denn grundsätzlich machten an Politik besonders interessierte Menschen stärker vom Instrument der Briefwahl Gebrauch. „Viele AfD-Wähler sind aber weniger politikinteressiert und entscheiden sich eher kurzfristig“, sagte Jun am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Der Politikwissenschaftler rechnet damit, dass mindestens jeder zweite Wähler seine Stimme auf dem Postweg abgeben wird. Unklar sei noch, ob die derzeitige Popularität der vorzeitigen Stimmabgabe auch bei künftigen Wahlen vergleichbar stark genutzt werde. „Es kann schon sein, dass viele Wähler nun gute Erfahrungen damit machen und deshalb bei der Briefwahl bleiben“, sagte Jun.