Sehr viele Briefwähler - Rot-Grün in Umfrage vorn - Rücktritt nach Brüderles Atom-Aussagen.

Stuttgart - Steht Baden-Württemberg vor einem Machtwechsel oder bleibt die CDU-FDP-Regierung im Amt? Die Spannung vor der Landtagswahl am Sonntag wächst.

Zwei Tage vor der Landtagswahl haben SPD und Grüne ihren Vorsprung auf die schwarz-gelbe Koalition in Baden-Württemberg gefestigt. Nach einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für das Nachrichtenmagazin Focus haben Grüne (25 Prozent) und SPD (23 Prozent) einen satten Fünf-Punkte-Vorsprung. Die amtierende CDU-FDP-Koalition von Ministerpräsident Stefan Mappus kommt in der Umfrage nur auf 43 Prozent.

CDU-Generalsekretär Thomas Strobl gab sich dennoch kämpferisch: "Das Rennen ist noch nicht entschieden." Bei einem Patt zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün bei gleichzeitigem Einzug der Linken in den Landtag käme auch eine große Koalition in Betracht. "Das ist für uns immer die letzte Ausfahrt", sagte SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid. Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann lehnte eine Koalition mit der CDU erneut ab. SPD und Grüne forderten, dass im Falle ihres Wahlsiegs der Bund und die Bahn AG einen Bau- und Vergabestopp bei Stuttgart21 ausrufen.

Das Interesse an der Wahl scheint landesweit sehr groß zu sein. In Stuttgart beantragten 68.000 der 369.000 Wahlberechtigten die Briefwahl - mehr als je zuvor bei Landtagswahlen. Den letzten Schlagabtausch der Spitzenkandidaten vor der Wahl sahen am Donnerstag 530.000 Zuschauer im SWR. Die Elefantenrunde vor der Wahl 2006 hatten nur 280.000 Menschen eingeschaltet.

Die Nervosität der Parteien hat zu einem ersten Rücktritt geführt: Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf, gibt seinen Job zum Monatsende auf. Ihm wird angelastet, dass vertrauliche Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle beim BDI öffentlich wurden. Der FDP-Politiker soll gesagt haben, die vorläufige Abschaltung alter deutscher Atom-Meiler habe wahltaktische Gründe.